Das Landhaus Rubinski im Potsdamer Stadtteil Berliner Vorstadt an der Seestraße 45 ist eine denkmalgeschützte Villa am Ufer des Heiligen Sees. Sie wurde im Jahr 1912 im Auftrag des jüdischen Kaufmanns Julius Rubinski erbaut und nach ihm benannt.
Geschichte
Julius Rubinski (1872–1916) war mit Paula David verheiratet (1878–1944 im KZ Auschwitz). Er gehörte der Jüdischen Gemeinde Potsdam an. Ab 1897 arbeitete er als Bevollmächtigter der Geschäftsführung des Warenhauses M. Hirsch in der Brandenburger Straße 31 in Potsdam. 1912 ließ er die Villa an der Seestraße 45 bauen. Nach seinem Tod im November 1916 heiratete die Witwe Rubinski im November 1918 den Urologen Sanitätsrat Alfred Rothschild (1866–1942 im Konzentrationslager Theresienstadt) und bewohnte mit ihm die Villa. Bis zur „Arisierung“ 1938 war Paula Rothschild Inhaberin des Warenhauses Hirsch.
Während der NS-Zeit wurde den Eigentümern das Haus für das Polizeipräsidium Potsdam 1941 abgekauft. Paula Rothschild hatte ein Nießbrauchrecht am Grundstück und Gebäude; dies wurde ihr auf Geheiß der Gestapo durch einen notariellen Vertrag am 23. Februar 1942 durch Erteilung einer Löschungsbewilligung abgepresst. Von 1941 bis 1945 wohnte hier der SS-Oberführer und Potsdamer Polizeipräsident Heinrich von Kozierowski.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus in der DDR Volkseigentum und ab 1958 als „Haus der Lehrer“ der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung im FDGB genutzt.
Nach der Wiedervereinigung wurde in dem Haus am 17. April 1991 die Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft gegründet. Um 1995 erwarb der Immobilienspekulant Johannes Rey (1953–2005) das Grundstück von der Conference on Jewish Material Claims against Germany und vermietete es nach Umbau zeitweise an private Bildungseinrichtungen, teilweise stand es auch leer.
Als Rey in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, erstand im Februar 2005 der Modedesigner Wolfgang Joop die Villa mit dem 2300 Quadratmeter großen Grundstück am See für 2,1 Millionen Euro im Rahmen einer Zwangsversteigerung.
Die Villa wurde im Januar 2006 als Baudenkmal inklusive Einfriedung eingetragen.
Stolpersteine
Am 19. Mai 2022 wurde vor dem Grundstück zum Gedenken an die letzten jüdischen Bewohner vom Künstler Gunter Demnig je ein Stolperstein für Paula und Alfred Rothschild verlegt.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jüdischer Friedhof auf dem Pfingstberg, Puschkinallee 18 in Potsdam: Friedhofsbuch: Grabstelle 488 (52) - beerdigt am 15. November 1916
- ↑ Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer – hier Paula Rothschild, geb. David. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem, abgerufen am 21. Dezember 2021.
- ↑ Kaufhaus Magda Hirsch – Geschichtsorte Potsdam. Abgerufen am 5. August 2023 (deutsch).
- ↑ Kristine Jaath: Potsdam: Mit Ausflügen nach Werder und ins Havelland. Trescher Verlag, 2014, ISBN 978-3-89794-272-1 (google.com [abgerufen am 23. Juli 2022]).
- ↑ Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer: Alfred Rothschild. Abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ „Firma M. Hirsch entjudet!“ In Potsdam gingen die „Arisierungen“ von Geschäften innerhalb weniger Tage über die Bühne, Märkische Allgemeine, 7. November 2013, Potsdam Stadt, S. 4
- ↑ Dieter Weirauch: Berlins schönste Vorstadt liegt in Potsdam. In: DIE WELT. 10. April 2005 (welt.de [abgerufen am 20. Juli 2022]).
- ↑ Erhart Hohenstein: Inszenierter Volkszorn am „weißen Haus“, Tagesspiegel PNN, 17. April 2004
- ↑ Türöffner für Migranten und Deutsche. Abgerufen am 20. Juli 2022.
- ↑ „Plötzlich und unerwartet“. Abgerufen am 20. Dezember 2021.
- ↑ Villa Kellermann am Heiligen See an Wella-Erben verkauft - Seestraße 45 an Wolfgang Joop. (Nicht mehr online verfügbar.) Potsdamer Neueste Nachrichten, 19. Februar 2005, archiviert vom ; abgerufen am 15. Juli 2022.
- ↑ Amtsblatt für Brandenburg. (PDF) Abgerufen am 5. August 2023.
- ↑ Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156718 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- ↑ Dr. Alfred Rothschild und Paula Rothschild, geb. David | Landeshauptstadt Potsdam. Abgerufen am 8. August 2023.
- ↑ Neue Stolpersteine verlegt. Stadtverwaltung Potsdam, 19. Mai 2022, abgerufen am 18. Juli 2022.
Koordinaten: 52° 24′ 33,9″ N, 13° 4′ 20″ O