Die Landwirtschaft in Sierra Leone spielt im westafrikanischen Sierra Leone, vor allem in der Selbstversorgung, eine herausragende wirtschaftliche Rolle. Federführend beim Ausbau der Landwirtschaft ist das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft. Für die Vermarktung ist das Produce Monitoring Board zuständig.

Hintergrund

Während Sierra Leone sich bis in die 1980er Jahre mit dem Grundnahrungsmittel Reis stets selbst versorgen konnte, ist dies seit Anfang der 1990er Jahre mit Beginn des bis 2002 andauernden Bürgerkriegs nicht mehr der Fall. Die Landwirtschaft in fast allen Bereichen basiert auf der wenig effizienten und kaum wirtschaftlich ausgerichteten Subsistenzwirtschaft. Mit 124 Kilogramm pro Kopf und Jahr gehört Sierra Leone zu den größten Konsumenten von Reis in Subsahara-Afrika.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Landwirtschaft trägt (Stand 2017) 60,7 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Nahezu ebenso hoch (60,1 Prozent) ist der Anteil der arbeitenden Bevölkerung im primären Wirtschaftssektor. Während Nahrungsmittel, darunter auch Grundnahrungsmittel, zu einem Großteil importiert werden müssen, exportiert Sierra Leone vor allem Kakaobohnen und Palmöl.

Zu den Hauptproblemen in Verbindung mit der Landwirtschaft zählen die Zerstörung des Primärwaldes (nur noch 15 Prozent der ursprünglichen Fläche sind erhalten) als Folge der nötigen Brandrodung aufgrund von Wanderfeldbau, Bodenerosion, und Bodendegradation. Der Mangel an landwirtschaftlicher Nutzfläche, vor allem auch durch den Verkauf an Ausländer, nimmt zu und hat großes Konfliktpotential.

Zahlreiche internationale Organisationen, vor allem der Entwicklungszusammenarbeit sind mit diversen Projekten in die Thematik Landwirtschaft und Ernährungssicherung in Sierra Leone involviert. Zum Beispiel unterstützt USAID das Land bei dem Ausbau der Aquakultur.

Nutzpflanzen

Reis

Reis
Jahr Tonnen
in Tausend
2020 1049,795  
2019 947,464  
2018 918,713  
2017 1400,000  
2016 1560,363  
2015 871,693  
2010 1026,671  
2005 552,000  
2000 199,134  
1990 503,700  
1980 513,000  
1970 450,000

Der Reisanbau in Sierra Leone war kontinuierlich von 1990 bis ins Jahr 2000 rückläufig, was vor allem dem Bürgerkrieg geschuldet war. So nahm die Anbaufläche von knapp 393.000 Hektar 1990 auf 183.200 zehn Jahre später ab. Gleichzeitig wurden mit 199.000 Tonnen deutlich weniger als die mehr als 503.000 Tonnen 1990 produziert. Die Produktion nahm nach dem Bürgerkrieg wieder deutlich auf 552.000 Tonnen im Jahr 2005, und damit etwa den Wert der 1980er Jahre, zu. 2017 betrug die Produktion etwa 1,4 Millionen Tonnen auf einer Anbaufläche von etwa mehr als 647.000 Hektar.

Cassava

Neben Reis ist Cassava ein weiteres Grundlahrungsmittel in Sierra Leone. Die Wurzel wird vor allem im Südwesten, Zentrum und hohen Norden Sierra Leones angebaut. Die Ernte ist vor allem von Krankheitsbefall durch den African cassava mosaic virus und Pilzbefall durch Rigidoporus microporus abhängig, nahm aber seit 1970 stetig zu.

Im Jahr 2005 lag die Cassavproduktion bei 2,287 Millionen Tonnen und stieg bis auf 4,76 Millionen Tonnen 2017 an. Dem gegenüber standen lediglich 82.500 bzw. 95.000 Tonnen in den Jahren 1980 bzw. 1990.

Sonstige Produkte

Süßkartoffeln sind ebenfalls ein wichtiges landwirtschaftliches Produkt in Sierra Leone. 2005 wurden noch 191.500 Tonnen produziert. Dem gegenüber stehen 248.247 Tonnen im Jahr 2017. Die Produktion von Erdnüssen war zwischen 1970 und dem Jahr 2000 mit 10.000 bis 20.000 Tonnen pro Jahr relativ konstant. 2005 wurden fast 105.000 Tonnen produziert und sank seitdem auf knapp 65.000 Tonnen im Jahr 2017 ab. Entgegen dem internationalen Trend ging die Produktion von Palmkernen für die Herstellung von Palmöl und Palmfrüchten in Sierra Leone zurück. 2017 betrug die Ernte von Palmfrüchten 211.292 Tonnen, von Palmkernen knapp 29.000 Tonnen.

Zudem werden in Sierra Leone Sorghum, Mais, Hirse sowie Zitrusfrüchte, Zuckerrohr, Kakaobohnen, Kaffee und Kokosnüsse und Cashew angebaut.

Nutzvieh

Die Nutzviehhaltung spielt in Sierra Leone keine große kommerzielle Rolle. Sie dient vor allem der Selbstversorgung. Am weitesten verbreitet sind Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Geflügel (v. a. Hühner, Moschusente und Perlhuhn). Der Bestand, vor allem an Rindern, hat während des Bürgerkrieges deutlich abgenommen. Rinder werden vor allem von den Fula im Norden des Landes gehalten.

1970 1980 1990 2000 2005 2010 2015 2017 2020
Rind 296.000 348.000   330.000   200.000   250.000   517.000   798.820   700.000   598.442  
Ziege 102.000 136.000   148.800   200.000   318.381   803.000   904.938   900.000   773.519  
Schaf 185.000 267.000   270.910   200.000   272.222   682.000   881.577   870.000   975.690  
Geflügel
Hühner
Enten

2.900.000
45.000

4.050.000  
52.000  

6.000.000  
62.000  

4.000.000  
70.000  

3.329.000  
311.000  

9.460.000  
803.000  

12.500.000  
1.144.000  

12.500.000  
1.100.000  
Schwein 20.000 36.000   50.000   52.000   18.372   47.364   63.677   50.838   268.746  
Quelle

Literatur

  • Coalition for African Rice Development (Hrsg.): National Rice Development Strategy – Sierra Leone. 2009 (jica.go.jp PDF).
  • Jonathan Ellis Massaquoi: Agricultural production adjustments to achieve self-sufficiency in rice production in Sierra Leone. Cornell University, August 1987.
  • Scott R. Pearson, Josiah Dirck Stryker et al: Rice in West Africa: Policy and Economics. Stanford University Press, 1981.
  • Jean M. Due, Gerald L. Karr: Strategies for Increasing Rice Production in Sierra Leone. In: African Studies Review. Ausgabe 16, Nr. 1, April Cambridge University Press, 1973, S. 23–71.
Commons: Landwirtschaft in Sierra Leone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alphajoh Alhadi Bah: Strategies for Promoting Rice Self-sufficiency in Sierra Leone. In: Journal of Northeast Agricultural University, Volume 20, Issue 4, Dezember 2013, S. 78–86.
  2. Sierra Leone. World Fact Book. (Memento des Originals vom 16. Oktober 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  3. Sierra Leone slash and burn. Huckbody Environmental Ltd., 5. April 2011.
  4. Sierra Leone's smallholder farmers 'worse off' after large land deals. The Guardian, 26. Juli 2013.
  5. Farmland – the New “Blood Diamonds” in Sierra Leone? Truth Out, 23. Mai 2013.
  6. Protecting investors, but what about the people?. Pambazuka News, 6. Mai 2010.
  7. Sierra Leone and UN strike deal to increase food security. Public Finance International, 4. Mai 2019.
  8. Agriculture and Food Security. USAID. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  9. Sierra Leone. FAO. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  10. 1 2 3 International Monetary Fund (Hrsg.): Sierra Leone: Poverty Reduction Strategy Paper—Annual Progress Report. in: IMF Country Report. Washington D.C., Juni 2007, Nr. 07/17, S. 49.
  11. 1 2 3 4 5 6 Sierra Leone. FAOSTAT. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  12. Clair H. Hershey: Cassava breeding: a multidisciplinary review : proceedings of a workshop held in the Philippines, 4–7 März 1985. Centro Internacional de Agricultura Tropical, United Nations Development Programme, 1987, ISBN 978-84-89206-68-7, S. 267–268 (google.com).
  13. Kwadwo Asenso-Okyere: Rebuilding after Emergency: Revamping Agricultural Research in Sierra Leone after Civil War. Intl Food Policy Res Inst, S. 5 (google.com).
  14. C. H. Hoste: Trypanotolerant livestock in west and central Africa:A decade's results. International Livestock Centre for Africa (aka ILCA and ILRAD), 1992, ISBN 978-92-9053-261-3, S. 69–70 (google.com).
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