Die Lasinja-Kultur ist eine archäologische Kultur in Nord- und Zentralkroatien aus der Kupfersteinzeit um 4350 bis 3950 v. Chr. Namensgeber ist der Ort Lasinja am rechten Ufer des Flusses Kupa, südlich von Zagreb. Siedlungen dieser Kultur wurden im gesamten Gebiet zwischen den Flüssen Sava, Drava und Donau entdeckt, von Vukovar im Osten bis zum Velebit-Gebirge im Südwesten. Neben Nord- und Zentralkroatien fanden sich Spuren ihrer Verbreitung auch in Nordbosnien, Westungarn, Slowenien, Österreich sowie in jüngerer Zeit auch in Westserbien. Die Lasinja-Kultur entstand als friedliche Kultur und weist noch Traditionen des späten Neolithikums auf, obwohl sie von der Chronologie her der mittleren Kupfersteinzeit zugerechnet wird.

Fundorte und ihre Entdecker

Als Entdecker der Lasinja-Kultur für die verschiedenen Fundstellen gelten u. a. in Österreich in den 1950er Jahren Richard Pittioni, in Slowenien und im nordwestlichen Kroatien Josip Korošec (1958), in Bosnien Alojz Benac (1964) und in Ungarn Nándor Kalicz (1974). Erste Untersuchungen der Lasinja-Kultur in Nordkroatien nahmen der Amateurarchäologe Vjekoslav Dukić und der Varaždiner Archäologe Stjepan Vuković in den 1950er Jahren vor.

Die erste systematische Beschreibung und Identifizierung der Lasinja-Kultur nahm Stojan Dimitrijević 1979 vor. Er charakterisierte die Kultur als ein eigenes Phänomen des Eneolithikums, sowohl für das nördliche Kroatien, als auch für Slowenien und Bosnien. Im Gegensatz dazu werden Funde in Transdanubien und in Ungarn der sogenannten Balaton-Lasinja-Kultur zugerechnet.

Phasen der Lasinja-Kultur

Stojan Dimitrijević unterteilte die Lasinja-Kultur in drei Entwicklungsphasen und vier Stufen (I, IIA, IIB und III) ein. Der ersten Phase werden die Fundstelle Vis I Modran bei Derventa sowie einige andere Fundstellen zugerechnet. Zur weiter entwickelten Phase IIB werden die Funde Bentež (in der Nähe des Dorfes Beketinci) und Pavlovac bei Križevci gerechnet, während die dritte Phase hauptsächlich aus Fundstellen im Požega-Becken und den Funden aus Koška (Kroatien) sowie aus den Fundstellen in Ungarn besteht.

Periodisierung von Funden in Kroatien

Daten für die Lasinja-Kultur in Kroatien reichen von 4350 bis 3950 v. Chr. (Balen 2010)

  • Tomašanci, Palača: 4340–3950 CalBC
  • Jurjevac, Stara Vodenica: 4320–3940 CalBC
  • Đakovački Selci, Pajtenica: 4350–3710 CalBC
  • Jakšić, Grab: 4320–4050 CalBC
  • Potočani: 4250–4040 CalBC

Für Fundorte in Lasinja in Zentralkroatien in der Nähe von Varaždin wurden folgende Daten ermittelt:

  • Blizna: 4208 calBC
  • Gromača: 4293 calBC
  • Gornji Pustakovec: 3569 bis 3461 calBC

Fundstätte Bentež (Beketinci)

Die Fundstätte Bentež befindet sich im unteren Teil der Schwemmlandebene südlich von Osijek, die von den Wasserläufen Karašica, Vučica und Vuka durchzogen wird, wobei der älteste Teil des Areals zur Lasinja-Kultur der Äneolithikum-Periode um ca. 6000 vor heute, d. h. vom Ende des 5. und Anfang des 4. Jahrtausends v. Chr. zugerechnet wird. Die Fundstätte umfasst insgesamt eine Fläche von etwa 30.900 m² und ist Teil einer ausgedehnten Siedlung. Im westlichen ca. 24.700 m² großen Teil der Siedlung fand man einen Arbeitsbereich der aus mehreren Tongruben und zwei großen Öfen zum Brennen von Tongefäßen und Gegenständen bestand.

Im östlichen – dem bewohnten Teil der Siedlung – fand man drei große Grubenhäuser mit den Ausmaßen 20 × 30 m, dazugehörend jeweils einen Brunnen, sowie Fundamente von fünf oberirdischen Häusern mit rechteckigem Grundriss. Das größte der oberirdischen Häuser maß 30 × 12 m, während die kleineren Häuser 10 × 5 m bzw. 8 × 5 m maßen und aus zwei Räumen bestanden. Zu den gefundenen Töpferwaren gehörten große und kleine Töpfe, sowie Schalen, Pfannen und Keramiklöffel.

Neben der an der Fundstelle entdeckten Keramik wurden auch ältere lithische Funde gemacht − Fragmente von Steinwerkzeugen und Schaftlochäxten. Das archäologische Material wird der späten Phase der Lasinja-Kultur, die zwischen 3960 und 3360 v. Chr. datiert wird, zugerechnet.

Siehe auch

Literatur

  • Richard Pittioni: Urgeschichte des österreichischen Raumes, F. Deuticke, Wien, 1954. OCLC 2998082
  • Josip Korošec: Eine neue Kulturgruppe des späten Neolithikums in Nordwestjugoslawien, Budapest, 1958. OCLC 797506268
  • Alojz Benac: Prilozi za proucavanje neolita u sjevernoj Bosni. Glasnik zemaljskog muzeja Bosne i Hercegovine u Sarajevu 19: 1964 S. 129–134.
  • Nándor Kalicz: A balatoni csoport emlékei a Del-Dunántuúlon (Funde der Balaton-Gruppe in Südtransdanubien). A Jánus Pannonius Múzeum Évkönyve 14–15: 1974, S. 75–96
  • Spaha, von Anton Velušèek, Opera Instituti Archaeologici Sloveniae, Ljubljana 2011 in der Google-Buchsuche
  • Graz Biografie: Geschichte einer Stadt von Wolfram Dornik, Otto Hochreiter, Georg Tiefengraber, Residenz Verlag GmbH, 2022 in der Google-Buchsuche ISBN 978-3-7017-3574-7
  • Lea Čataj: Middle Eneolithic Lasinja and Retz-Gajary cultures in northern Croatia - development of chronology. 2014 (englisch, academia.edu [abgerufen am 15. Januar 2023]).
  • Tihomila Težak-Gregel: Ponovo o lasinjskoj bočici iz Vrlovke – Another look at a Lasinja Culture Bottle from Vrlovka. Zagreb 10. September 2007, S. 16 (englisch, srce.hr [abgerufen am 14. Januar 2023]).
  • Mario Novak, Iñigo Olalde, Harald Ringbauer et al: Genome-wide analysis of nearly all the victims of a 6200 year old massacre. In: Plos One. 10. März 2021 (englisch, plos.org [abgerufen am 15. Januar 2023]).

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 Kornelija Minichreiter, Zorko Markovic´: Architecture of Lasinja culture settlements in the light of new investigations in northern Croatia. In: Documenta Praehistorica XXXVIII. 2011, S. 333343 (englisch, uni-lj.si [PDF; abgerufen am 16. Dezember 2022]).
  2. 1 2 Eneolithic Cultures of Central and West Balkans, von Nikola Tasić, Belgrade 1995 in der Google-Buchsuche S. 37
  3. 1 2 3 Beketinci – Bentež. In: iarh.hr. Abgerufen am 15. Januar 2023 (englisch).
  4. Jacqueline Balen: Eneolitičke kulture na prostoru istočne Hrvatske. 2010, S. 6574 (kanuri, cloudfront.net [PDF; abgerufen am 12. Januar 2023]).
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