Werkdaten
Titel: Leben des Orest
Form: Große Oper in fünf Akten
Originalsprache: Deutsch
Musik: Ernst Krenek
Libretto: Ernst Krenek
Literarische Vorlage: Aischylos: Orestie,
Euripides:
Iphigenie bei den Taurern,
Iphigenie in Aulis, Elektra
Uraufführung: 19. Januar 1930
Ort der Uraufführung: Neues Stadttheater Leipzig
Spieldauer: ca. 2 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Griechische Mythologie
Personen
  • Agamemnon, griechischer König (Tenor)
  • Klytämnestra, seine Frau (Mezzosopran oder Alt)
  • Elektra, ihre Tochter (Sopran)
  • Iphigenie, ihre Tochter (Mezzosopran)
  • Orest, ihr Sohn (Bariton)
  • Aegisth, Verwandter Agamemnons (Tenor)
  • Anastasia, die königliche Pflegerin (Alt)
  • Aegisths Diener (Tenor)
  • Drei Weise (3 Baritone)
  • Ein lahmer Akkordeonspieler (stumme Rolle)
  • Aristobulos, oberster Richter von Athen (Bass)
  • Ein Ausrufer
  • Zwei Straßenmädchen (2 Mezzosoprane)
  • Vier Straßensänger (2 Tenöre, 2 Bässe)
  • Schäfer (Bariton)
  • Kleines Mädchen (stumme Rolle)
  • Thoas, ein König aus dem Norden (Bariton)
  • Thamar, seine Tochter (Sopran)
  • Volk, Krieger, Bewaffnete, Publikum, Richter, Artisten, Tänzer (Chor)

Leben des Orest ist eine „große Oper“ in fünf Akten und acht Bildern von Ernst Krenek (op. 60). Krenek verfasste das Libretto und komponierte die Oper zwischen dem 8. August 1928 und dem 13. Mai 1929. Am 19. Januar 1930 wurde die Oper im Neuen Stadttheater Leipzig uraufgeführt.

Handlung

Hinter geschlossenem Vorhang singt ein Chor von Sehnsucht nach einem südlichen Land. Der Vorhang hebt sich, und Anastasia berichtet auf dem belebten Palastvorplatz vom bevorstehenden Krieg. Agamemnon mahnt die Menge in kurzen Sätzen und lässt den Tumult gewaltsam zerstreuen. Aegisth unterbreitet dem König, den Vorschlag, den Göttern einen seiner Nachkommen zu opfern. Der König solle auch den Verwandten nicht damit vor der Königin in Verbindung bringen. Klytämnestra weist derweil Orest und Anastasia die Flucht nach Phokisland. Als man das Volk wieder auf den Vorplatz führt, gibt Agamemnon Orests Flucht bekannt, woraufhin sich Unruhe im Volk, das einen Verrat wittert, breit macht. Die Menschen sind nur zu beruhigen, indem der König seine Tochter als Opfer anbietet. Iphigenie wird entsprechend präpariert und vor den König geführt. Als dieser zum Schlag ausholt, verschwindet seine Tochter im Rauch. Der Vorbote eines Sturms fegt über den Platz, und das Volk zerstreut sich und singt dabei dem Frieden ein Abschiedslied.

Ein Chorus rezitiert vor verschlossenem Vorhang, wie Agamemnon für sein Gottvertrauen mit einem Wunder belohnt wurde. In Thoas’ Observatorium erzählt dieser sein Schicksal. Seit er Witwer ist, erforscht er die Naturwissenschaften und spürt nun, dass der Mond eine Inkarnation des lang ersehnten Land des Südens sende. Er hypnotisiert seine Tochter Thamar und beschwört so eine Erscheinung (Iphigenie). Thoas ahnt seine Frau und bittet die Erscheinung zu sprechen. Iphigenie fragt nach ihrem Vater. Beide sehen einander enttäuscht an. Infolge eines weiteren Zwischenspiels rezitiert der Chorus, wie Orest und Anastasia ihre Kräfte auf den Weg nach Athen verließen.

Instrumentation

Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:

Werkgeschichte

Die Uraufführung am 19. Januar 1930 im Neuen Stadttheater Leipzig leitete Gustav Brecher. Zu den Sängern zählten Ernst Neubert (Agamemnon), Ilse Koegel (Elektra), Rudolf Bockelmann (Orest), Paul Beinert (Aegisth), Ernst Osterkamp (Aristobulos), Karl August Neumann (Ausrufer/Thoas) und Elisabeth Gerö (Thamar).

Literatur

  • Juliane Vogel: Gerettete Atriden. Zu Ernst Kreneks „Das Leben des Orest“. In: J. Kühnel, U. Müller, O. Panagl (Hrsg.): Antike Mythen im Musiktheater des 20. Jahrhunderts. Gesammelte Vorträge des Salzburger Symposions 1989. Verlag Ursula Müller-Speiser, Salzburg 1990, S. 281–297.
  • Nils Grosch: Zeitoper, Stilpluralismus und Episches Theater in Ernst Kreneks „Leben des Orest“. In: Claudia Maurer Zenck (Hrsg.): Der zauberhafte aber schwierige Beruf des Opernschreibens. Das Musiktheater Ernst Kreneks (= Ernst-Krenek-Studien 2). Argus, Schliengen 2006, S. 77–112.
  • Garrett Bowles: Artikel Krenek, Ernst. In: S. Sadie and J. Tyrrell (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 2001.
  • Wolfgang Molkow. Der Sprung über den Schatten. Zum Opernschaffen Ernst Kreneks in den 20er und 30er Jahren. In: Musica 34 (1980), Heft 2, S. 132–135.

Einzelnachweise

  1. Barbara Zuber: Leben des Orest. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 3: Werke. Henze – Massine. Piper, München / Zürich 1989, ISBN 3-492-02413-0, S. 333–335.
  2. 19. Januar 1930: „Leben des Orest“. In: L’Almanacco di Gherardo Casaglia..
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