Leo Scheu, (* 28. März 1886 in Olmütz; † 25. August 1958 in Graz) war ein österreichischer Künstler, akademischer Maler und Grafiker, nationalsozialistischer Kunstfunktionär sowie bekannter steirischer Eisläufer und Funktionär beim Grazer Eislaufverein.

Leben und Werk

Leo Scheu besuchte die Realschule in Sternberg in Mähren und diente nach der Matura als Einjährig-Freiwilliger ein Prag. Er wurde an der Akademie der Bildenden Künste in Prag bei Vlaho Bukovac und Thiele und an der Wiener Malschule bei Jaschke ausgebildet. Ab 1913 unterrichtete er an der 1. Bundesrealschule in Graz. 1914 musste er im Ersten Weltkrieg als Leutnant zur Infanterie einrücken und musterte als Rittmeister ab. Bis kurz nach dem Krieg war er Kommandantenstellvertreter bei der Militärpolizei und Leiter des Außendienstes. 1917 bezog er ein Atelier in der Doblergasse in Graz. 1920 erhielt er eine systematische Anstellung an der Realschule und unterrichtete als Lektor an der Universität Graz, die ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Weiters war er Fachinspektor in Kärnten und der Steiermark und auch Gerichtssachverständiger.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schuf er eine Reihe von Rektorenporträts für die Universität Graz und die Technische Universität Graz. Auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der katholischen Kirche ließen zahlreiche Porträts durch ihn anfertigen und begründeten seinen Ruf als einer der bedeutendsten Porträtisten seiner Zeit. Leopold Scheu stand dem von ihm gegründeten Grazer Künstlerbund und ab dem Jahr 1945 der Landesgruppe Steiermark der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs lange Jahre als Präsident vor. Der Künstlerbund kann als nationalsozialistisch eingestuft werden. Scheu trat am 15. September 1932 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.213.886), aber Ende 1933 wieder aus. Er suchte nach dem "Anschluss" erneut um Aufnahme in die Partei an und wurde 1941 wieder aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.438.745). Eine vom Grazer Gemeinderat eingesetzte Historikerkommission beschrieb Scheu als eine „von Anfang an eine wichtige Figur im nationalsozialistischen Kunstbetrieb“.

Er ist auf dem St.-Leonhard-Friedhof in Graz beigesetzt.

Einsatz für den Eislaufsport

Le Scheu war im Jahr 1921 Gründer des Grazer Eislaufvereins und erster Präsident des 1923 gegründeten Steirischen Eislaufverbands. Er fungierte auch als erster Grazer Eiskunstläufer, als Meisterschaftspreisrichter des Österreichischen Eislaufverbandes und als Beisitzer des Verbandsvorstandes. Im Jahr 1925 wurde er Vizepräsident des Österreichischen Eislaufverbandes neben Fritz Kachler.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Berufstitel Professor.
  • Im VII. Bezirk in Graz wurde 1961 die Leo-Scheu-Gasse nach ihm benannt. Eine Expertenkommission stufte 2017 die Benennung als „höchst bedenklich“ ein. 2022 beschloss der Grazer Gemeinderat perspektivisch die Umbenennung der Gasse.
  • In Erinnerung an seine Leistungen für den Eislaufsport in Steiermark wurde seit dem Jahr 1971 alljährlich vom Grazer Eislaufverein und dem Verein Grazer Kunsteisbahn der „Professor Leo-Scheu-Lauf“ durchgeführt. 2008 wurde dieser in Icechallenge, Leo Scheu Memorial umbenannt, ab 2018 nur noch Icechallenge.

Einzelnachweise

  1. Walter Brunner im Auftrag der Stadt Graz, Kulturamt (Hrsg.): Geschichte der Stadt Graz (in 4 Bänden), Eigenverlag der Stadt Graz 2003, ISBN 3-902234-02-4; (Band 4, S. 429)
  2. 1 2 3 Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz, Graz 2017, S. 126f.
  3. Portrait von Univ.-Prof. Dr. Arnold Wittek, (Scheu, 1952)
  4. Künstlerhaus Graz
  5. Vereinigung bildender Künstler Österreichs (Memento des Originals vom 13. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/37220906
  7. Der Standard: KPÖ, Grüne und SPÖ beschlossen Umbenennung belasteter Grazer Straßennamen am 22. März 2022, abgerufen am 24. Oktober 2022
  8. 1921-1996 75 Jahre Grazer Eislaufverein (Memento des Originals vom 6. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Icechallenge Booklet 2008 (Memento des Originals vom 22. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 2,3 MB)
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