Leo Schrell (* 5. Juni 1957) ist ein ehemaliger deutscher Kommunalpolitiker (Freie Wähler).
Leben
Schrell war von 1990 bis 2004 Bürgermeister der Gemeinde Buttenwiesen. Durch den überraschenden Tod von Anton Dietrich am 22. April 2004 war im Landkreis Dillingen an der Donau der Landrat neu zu wählen. Schrell, seit seiner Bürgermeisterwahl CSU-Mitglied, wechselte nach einer parteiinternen Niederlage gegen Georg Winter zu den Freien Wählern. Auf deren Wahlvorschlag setzte er sich bereits im ersten Wahlgang mit 53,5 Prozent der Stimmen gegen Winter (29,7 Prozent), Bernd Steiner (SPD, 14,6 Prozent) und Hermann Mack (REP, 2,1 Prozent) durch.
Bei der Landratswahl 2010 wurde er mit 83,67 Prozent der Stimmen wieder gewählt; weitere Bewerberin war Bettina Merkl-Zierer (Grüne). Auch die Bewerbung um eine zweite Wiederwahl war erfolgreich: am 6. März 2016 erreichte er 84,74 % der Stimmen; auf seinen Mitbewerber Hermann Mack (REP) entfielen 15,26 %. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 39,71 %. Die dritte Amtszeit begann am 13. Juli 2016. Sie endete im Juli 2022 mit dem Antritt seines Nachfolgers Markus Müller; Schrell stand nicht mehr zur Wahl.
Leo Schrell ist verheiratet und wohnt im Lutzinger Ortsteil Unterliezheim.
Entwicklungen nach der aktiven Zeit
Am 2. Dezember 2022 erhielt er aus der Hand von Landtagspräsidentin Ilse Aigner den Bayerischen Verfassungsorden.
Spätestens seit 2023 wird Schrells Wirken auch in den Augen der Öffentlichkeit überschattet von großen Versäumnissen bei den Kreiskliniken Dillingen-Wertingen, welche auf seine Amtszeit zurückzuführen sind. Innerhalb der 18 Jahre seines Wirkens – Schrell war nicht nur Landrat, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken-GmbH – stiegen die Defizite von ursprünglich weniger als einer Million auf fast 10 Millionen Euro pro Jahr. Dies führte dazu, dass im Jahr 2022, kurz nach Schrells Ausscheiden, der erste Nachtragshaushalt in der Geschichte des Landkreises beschlossen werden musste um eine Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden. 2023 erreichte das jährliche Defizit zweistellige Millionenhöhe, was dem Landkreis jede Möglichkeit nahm, Investitionen zu tätigen – sämtliche anderen Projekte mussten „on hold“ gesetzt werden, da mittlerweile das gesamte Finanzvolumen des Landkreises vom Defizitausgleich verzehrt wird. Schrells Nachfolger im Amt ist dadurch gezwungen, harte Einschnitte vorzunehmen, um die Kliniken-GmbH sowie die Kreisfinanzen in eine unkritische Lage zu bringen. Durch einen frühzeitigen Strukturwandel und eine Ausrichtung der Kliniken auf die Zukunft hätte Schrell dies vermeiden können. Schrell äußerte sich bis dato (Stand: Juli 2023) nicht zu dieser Notlage, auch nicht dazu, warum er die Öffentlichkeit nie über eine derart besorgniserregende Entwicklung informiert hatte.
Wie der Langzeit-Finanzplan des Landkreises im Juli 2023 zutage förderte, ist für die nächsten sechs Jahre 2024–2029 eine Deckungslücke von insgesamt 119 Millionen Euro entstanden, was im Wesentlichen auf den zu erwartenden extrem hohen Defizitausgleich sowie auf den Investitionsstau der Kliniken-GmbH zurückzuführen ist.
Weblinks
Belege
- ↑ Ergebnis Landratswahl 2004 im Bericht zum 50. Geburtstag
- ↑ Stadtzeitung zur Landratswahl 2016
- ↑ Wahlergebnis 2016 auf der Internet-Seite des Landkreises
- ↑ Markus Müller gewinnt Landratswahl im Landkreis Dillingen – Landratsamt Dillingen. Abgerufen am 15. November 2022.
- ↑ Verleihung des Bayer. Verfassungsordens 2022, abgerufen am 2. Dezember 2022
- ↑ Berthold Veh: Diese "Not-OP" soll die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen retten. Abgerufen am 23. Juni 2023.
- ↑ Berthold Veh: Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen brauchen dringend eine Geldspritze. Abgerufen am 23. Juni 2023.
- ↑ Berthold Veh: Krankenhausversorgung im Kreis Dillingen steht auf dem Spiel. Abgerufen am 23. Juni 2023.
- ↑ Benjamin Reif: Der Landkreis Dillingen braucht in den nächsten Jahren 119 Millionen Euro. Abgerufen am 28. Juli 2023.