Leopold Grabner zu Rosenburg, Pottenbrunn und Siebenbrunn (* wohl 1528 auf Schloss Rosenburg; † 1583 ebenda), auch Leopold Grabner (zu Rosenburg), zeitlebens Leopold Grabner zu Rosenberg, war ein Adeliger des Erzherzogtums Österreich unter der Enns. Während der Reformation war Grabner einer der führenden Protestanten des Landes, Deputierter der Stände und Hofkammerrat. Unter ihm wurde das grabnersche Schloss Rosenburg zu einem Zentrum der Österreichischen Reformationsgeschichte. Die Grabner zählten im Laufe des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts zu den reichsten und angesehensten Familien Österreichs. Leopold Grabner war Herr von Rosenburg, Pottenbrunn, Siebenbrunn, Judenau, Schlickendorf in Niederösterreich sowie von Joslowitz in Mähren.

Biografie

Familie

Leopold Grabner war der Sohn von Sebastian I. Grabner zu Rosenburg aus der Zweiten Niederösterreichischen Linie der Grabner zu Rosenburg der weitverzweigten Herren von Graben und der Sophia Ennenkel, Schwester des Achatz II. von Ennenkel. Die unter anderem mit den Herrschaften Rosenburg, Zagging und Pottenbrunn ausgestattete Familie Grabner kam im Laufe des 16. Jahrhunderts aufgrund ihrer aktiven Förderung des Protestantismus in Opposition zu den Habsburgern.

Leopold Grabner ehelichte zuerst 1550 zu Horn Barbara von Seeberg und hernach Freiin Ehrentraud von Königsberg, aus welchen beiden Ehen sechs Söhne und fünf Töchter entstammten:

  • Sebastian II. Grabner zu Rosenburg († 1610)
  • Jakob Grabner zu Rosenburg
  • Friedrich Grabner zu Rosenburg
  • Christoph Grabner zu Rosenburg
  • Hanns Georg Grabner zu Rosenburg
  • Wilhelm Grabner zu Rosenburg
  • Sophia Grabner zu Rosenburg, ehelichte 1569 Achaz Freiherr von Landau zu Hauss und Rappottenstein (6. September 1545 - 17. Januar 1602), abstammend aus dem Haus Württemberg; Sohn von Georg von Landau und Margareta von Losenstein; dieser war kaiserlicher Rat und niederösterreichischer Landrechtsbeisitzer; in zweiter Ehe mit Clara von Rogendorf
  • Esther Grabner zu Rosenburg, heiratete 1576 Johann Kasper Hauser von Karlstein und hernach Leopold Innprucker
  • Maria Grabner zu Rosenburg, ehelichte Melchior von Hohberg zu Gutmannsdorf und Ottenschlag
  • Katharina Grabner zu Rosenburg, früh verstorben
  • Johanna Grabner zu Rosenburg, früh verstorben

Wirken

Leopold Grabner erbte die Herrschaft Rosenburg 1562 von seinem älteren Bruder Georg Grabner zu Rosenburg und Zagging, dessen einziger Sohn Wilhelm früh verstorben war und der ansonsten die Tochter Elisabeth hinterließ. Im selben Jahr erhielt er auch die Lehensgüter der Grafen von Hardegg, mit denen vorhin gleichwohl sein Bruder Georg belehnt war. Mit der Urkunde vom 7. Mai zu Höflein in Niederösterreich belehnt Graf Bernhard Prüschenk von Hardegg den Ritter Leopold Grabner zu Rosenberg mit den von Georg hinterlassenen Hardeggschen Lehensgütern, Gülten und Zehenten zu Zellerndorf, Diendorf und Egelsee, dem sogenannten Forsthof und zwei Hofstätten an der Pielach in der Grafendorfer Pfarre und einem Hofe zu Prutzendorf, genannt der Hinterhof. Vater Sebastian und sein Bruder Georg waren dem Protestantismus zugetan, aber erst Leopold selbst deklarierte sich offen zur neuen Religion, wurde zu einem der eifrigsten Verbreiter der Lehre Martin Luthers und machte die Rosenburg zu einem bedeutenden Zentrum des Protestantismus. Er galt im Bereich des Waldviertels neben den Gebrüdern Veit Albrecht und Veit Dietrich von Puchheim sowie Johann Georg III. von Kuefstein zu den mächtigsten Förderern und Verbreitern des neuen Glaubens. 1555 holte Grabner als Prediger Christoph Reuter aus Bruck in der Pfalz als Haus- und Schlossprediger. Dies geschah noch bevor Kaiser Ferdinand I. seinem Adel die freie Religionsausübung gestattete. Auf der Rosenburg verfasste er im Auftrag der Grabners und der Gebrüder Achatz II. und Leonhard von Ennenckel die „Bekenntnisschrift und Rechenschaft der Lehre, Glaubens und Predigten Christoph Reuters“, mit einer Vorrede der drei Herren. Neben Reuter sind auch andere Prädikanten in Diensten der Grabner gewesen; Gabriel Dürnbacher erwähnt 1569 zum ersten Mal die Namensform Rosenburg, anstatt vormals Rosenberg. 1566 wurde Grabner von Wolfgang Waldner in dessen „Bericht über verfolgte Christen“ besonders löblich erwähnt. 1567 widmete der deutsche Prediger Joachim Brandenburgicus sein Glaubensbekenntnis den kaiserliche Kommissaren des Erzherzogtums Österreich, Rüdiger von Starhemberg, Veit Albrecht von Puchheim, Christoph von Enzersdorf und Leopold Grabner. Auf der Rosenburg wurde in einer eigens dafür eingerichteten Druckerei protestantische Literatur gedruckt. So wurde 1571 eine von David Chytraeus verfasste und von Reuter überarbeitete Gottesdienstordnung für die evangelischen Pfarrgemeinden in Niederösterreich gedruckt.

Leopold Grabner war zwischen 1567 und 1570 Verordneter des niederösterreichischen Ritterstandes. 1569 war er nebst Rüdiger von Starhemberg und Christoph von Enzersdorf seitens der evangelischen österreichischen Landstände (Religions-)Deputierter, um mit dem Theologen Cythraeo die Leitung und Verfassung des evangelischen Religionswesen zu behandeln, sowie die Kirchenagenden zu regulieren. Hernach wurde er Hofkammerrat von Kaiser Maximilian II. für Niederösterreich. 1571 war Grabner im Ausschuss der niederösterreichischen Stände tätig, gleichfalls im Ausschuss der Landesverteidigungsordnung. Seine Tätigkeit als Religionsdeputierter der Landstände hatte er bis zu seinem Todesjahr 1583 inne.

Information

Die Daten zu diesem Artikel wurden aus der Von Graben Forschung von Matthias Laurenz Gräff übernommen.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Wanderungen durch die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie; S. 333; herausgegeben von Friedrich Umlauft (1879)
  2. Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Band 77, S. 220–222 (Leipzig 1864)
  3. Online-Version
  4. Anton Harrer: Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 458
  5. 1 2 3 Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, Band 26, S. 57; Verlag und Eigenthum des Vereines, 1892
  6. 1 2 Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom ..., Band 3, S. 370; von Franz Karl Wißgrill
  7. Geschichte von Württemberg bis zum Jahr 1740, von Friedrich Schiller, S. 7
  8. Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg: 1, S. 14
  9. Burg Rappottenstein
  10. Urkunde: Hardegger Urkunden - Herrschaftsarchiv Seefeld Hardegger Urk 0898
  11. Waldviertler Heimatbund, Heft 2, Seite 137
  12. Taschenbuch für Vaterländische Geschichte, Band 9, S. 256
  13. Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns, Band 1, S. 334; von Theodor Wiedemann
  14. www.rosenburg-mold.at Chronik Rosenburg
  15. Geschichte Der Reformation in Österreich; von Eduard Böhl im Gustav Fischer Verlag Jena, 1902; S. 223
  16. [Geschichte der evangelischen Kirche in Ungarn, vom Anfange der Reformation bis 1850, von Hungary protestáns egyház, S. 110]
  17. Gustav Reingrabner: „Als man um die Religion stritt …“ Reformation und katholische Erneuerung im Waldviertel 1500–1660. Ausstellung im Höbarthmuseum der Stadt Horn. Horn 2000.
  18. Melanchthons Briefwechsel, Kritische und kommentierte Gesamtausgabe, Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Verlag frommann-holzboog (Stuttgart-Bad Cannstatt 2005); herausgegeben von Heinz Scheible. Band 12, Personen F-K, S. 170
  19. Von Graben Forschung

Literatur

  • Melanchthons Briefwechsel, Kritische und kommentierte Gesamtausgabe, Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Verlag frommann-holzboog (Stuttgart-Bad Cannstatt 2005); herausgegeben von Heinz Scheible. Band 12, Personen F–K, S. 170 - Buchsuche online
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