Die Leuchtfeuer Geestemündung befinden sich auf beiden Seiten der Mündung der Geeste, das nördliche in Bremerhaven-Mitte, das südliche in Geestemünde. Die Türme sichern die Einfahrt zur Geeste und zum Fischereihafen.

Nordfeuer

Von 1912 bis 1914 wurde die Geestemündung an der Weser im Rahmen eines umfangreichen Ausbauprogramms der alten Bremerhavener Hafenanlagen verbreitert und vertieft. Für den zunehmenden Schiffbau durch die Werft Joh. C. Tecklenborg reichte die Wassertiefe der Geeste nicht mehr aus. Es entstand an der Einfahrt zur Geestemündung eine neue Nordmole. Am Ende der alten, kürzeren Mole stand bereits ein deutlich kleineres Leuchtfeuer von 1857. Es wurde ersetzt durch den 14 Meter hohen Turm für das neue Leuchtfeuer mit seiner markanten roten Laterne, der seit 2001 unter Bremer Denkmalschutz steht.

In der Nacht auf den 18. August 2022 sackte ein Teil der Nordmole ab, weil Holzpfähle, auf denen die Mole gebaut wurde, nachgaben. Der Leuchtturm geriet daraufhin mit acht Grad Neigung in Schieflage und drohte umzustürzen. Es kam keine Person zu Schaden, da die Mole bereits seit 2015 baufällig und daher auch abgesperrt war. Ende 2023 hätten die Neubauarbeiten der Mole starten sollen. Am 20. August 2022 dockte der Schwerlastponton BHV Ionnovation an die Mole an. Auf dem Ponton befand sich neben Arbeitsmaterialien und Baukränen auch ein Bett aus Stroh, in das der Turm im schlimmsten Falle hätte umstürzen können. Zunächst sahen die Abrisspläne vor, dass die Kuppel sowie das Geländer und das Leuchtfeuer mit den Kränen gerettet und der Turm anschließend kontrolliert in das Strohbett gestürzt werden soll. Später wurde jedoch beschlossen, dass der Turm nicht umgestürzt, sondern Stück für Stück abgetragen werden soll. Sämtliche seinerzeit bekannten Stahlstreben wurden entfernt, um die Kuppel vom Turm zu lösen. Die Bergung gestaltete sich allerdings schwieriger als geplant: Am 24. und 25. August 2022 gelang es nicht, die Kuppel anzuheben. Sie trug bei einem Bergungsversuch eine Delle davon. Nach vier erfolglosen Versuchen wurde die Kuppel am 26. August 2022 um kurz nach 15 Uhr und wenige Stunden später auch das Geländer und das Leuchtfeuer entfernt. Dies war unter anderem möglich, nachdem sich am Abend zuvor ein ehemaliger Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Bremerhaven meldete. Dieser war Anfang der 1970er Jahre bei der Sanierung des Turmes beschäftigt und wies auf Verankerungen hin, welche in keinem Bauplan notiert waren. Am 29. August 2022 wurde der Turm durch einen Abbruchbagger vollständig abgetragen. Die Nordmole wird seit dem 12. September 2022 zurückgebaut. Am 13. September stürzten etwa 50 Meter der Mole ein. Ob der Einsturz mit den laufenden Abrissarbeiten am Molenkopf zusammenhängt, sei unklar. Der Turm soll beim Bau der neuen Nordmole bis 2025 originalgetreu und anhand von zuvor getätigten Digitalaufnahmen wieder aufgebaut werden. Mitte Dezember 2022 wurde ein provisorisches Leuchtfeuer wenige Meter westlich des alten Molenkopfes errichtet.

Südfeuer

Die geografische Situation am Südufer der Geeste war im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert starken Veränderungen unterworfen. 1856 wurde der Handelshafen in Betrieb genommen, eine Schleuse verband ihn mit der Geeste. Im Schleusenvorhafen wurde ein Leuchtfeuer aufgestellt. 1896 ging der Fischereihafen I als tideabhängiger Hafen in Betrieb und erhielt an beiden Seiten der Zufahrt Leuchtfeuer. Auf der Kaizunge an der Südseite wurde erstmals 1899 ein Leuchtfeuer in Betrieb genommen. Auf 8,3 m Feuerhöhe war es ein grünes Festfeuer als Steuerbordbezeichnung. Das damals pyramidenförmige offene Gerüst aus drei Profilträgern trug auf einem Laternendeck eine Gürtelleuchte mit Petroleumlampe. Darunter hing eine Glocke, mit der Nebelschallzeichen gegeben wurden. Die Leuchtfeuer wurden einige Male erneuert und umgebaut, waren aber immer spartanisch ausgeführte Bauten.

Erst im Zusammenhang mit den umfangreichen Baumaßnahmen zum Bau des Seedeiches, der Fischereihafen-Doppelschleuse und dem Fischereihafen II Mitte der 1920er Jahre entstand der heutige Standort der Gitterbake, die 1924 in Betrieb ging. Auf einem Podest trägt sie einen grünen Laternenraum. In einer Höhe von 15,4 m über mittlerem Tidehochwasser bezeichnet ein grünes Festfeuer die Steuerbordseite der Geesteeinfahrt.

Siehe auch

Literatur

  • Lars U. Scholl: Bremerhaven. Ein hafengeschichtlicher Führer. Bremerhaven 1980.
  • Harry Gabcke, Renate Gabcke, Herbert Körtge, Manfred Ernst: Bremerhaven in zwei Jahrhunderten. Band I bis III von 1827 bis 1991. Nordwestdeutsche Verlagsgesellschaft, Bremerhaven 1989/1991, ISBN 3-927857-00-9, ISBN 3-927857-37-8, ISBN 3-927857-22-X.
Commons: Leuchtturm Geestemole Nord – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Denkmaldatenbank des LfD Bremen .
  2. 1 2 Schiefer Turm von Bremerhaven provisorisch gesichert. In: NDR.de. 20. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
  3. 1 2 3 Experten machen Bilder vom Bremerhavener Molenturm für Rekonstruktion. In: butenunbinnen.de. 21. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
  4. 1 2 "Desaster mit Ansage". In: tagesschau.de. 26. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
  5. Abgesackter Molenturm in Bremerhaven: "Ein Desaster mit Ansage". In: butenunbinnen.de. 18. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
  6. Nach acht Tagen: Kuppel von Leuchtturm in Bremerhaven gerettet. In: NDR.de. 16. August 2022, abgerufen am 16. August 2022.
  7. Nordmole in Bremerhaven: Schiefer Leuchtturm ist abgetragen. In: NDR.de. 29. August 2022, abgerufen am 29. August 2022.
  8. Spitze der Nordmole in Bremerhaven wird zurückgebaut. In: NDR.de. 12. September 2022, abgerufen am 12. September 2022.
  9. Weiterer Teil der Nordmole eingestürzt. In: Weser-Kurier. 13. September 2022, abgerufen am 13. September 2022.
  10. Geestemole Nord und Süd. In: Förderverein Leuchtturm Roter Sand e.V. Abgerufen am 4. Mai 2023.
  11. Südmole Geestemündung. (Nicht mehr online verfügbar.) In: leuchtturm-anke.de. Archiviert vom Original am 15. April 2021; abgerufen am 20. August 2022.
  12. Gerd Thielecke: Leuchtfeuer Geeste Südfeuer. In: Lars U. Scholl (Hg.): Bremerhaven – ein hafengeschichtlicher Führer. Deutsches Schiffahrtsmuseum/Ditzen, Bremerhaven 1980, S. 95.

Koordinaten: 53° 32′ 9,2″ N,  34′ 29,8″ O

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