Libera me, WAB 22 ist die zweite von zwei Vertonungen des Responsoriums Libera me, die Anton Bruckner 1854 komponierte.
Geschichte
Bruckner komponierte die Motette während seines Aufenthalts im Stift St. Florian anlässlich der Beerdigung von Prälat Michael Arneth.
Das Originalmanuskript ist verschollen, aber mehrere Kopien davon befinden sich im Archiv des Stifts St. Florian, des Stifts Kremsmünster und der Österreichischen Nationalbibliothek.
Die Motette wurde erstmals 1922 in einem Anhang des Bandes 7–10 der Musica divina, Wien, veröffentlicht. Sie ist in Band XXI/17 der Gesamtausgabe herausgegeben.
Musik
Das insgesamt 94-Takte Werk in f-Moll ist für 5-stimmigen (SSATB) gemischten Chor, 3 Posaunen und Continuo (Orgel, Violoncello und Kontrabass) besetzt. Es besteht aus fünf Teilen, die durch Kadenzen auf den Antworten "Quando cœli" und "Dum veneris" getrennt sind
- Libera me, Domine: homophon, 18 Takte, abschließendes pianissimo auf per ignem mit einer Leeren Quinte
- Tremens fac: fünfstimmig fugato, 23 Takte, endet in homophonem fortissimo auf Quando cœli
- Dies illa: 25 Takte, im Kanon, mit einer Vielzahl von imitativen Texturen, die in homophonem fortissimo auf Dum veneris enden
- Requiem aeternam: 10 Takte, ein Choral von den Posaunen getragen
- Erster Teil da capo
Teil 3 enthält Dissonanzen, die denen des Agnus Dei der späteren Messe in e-Moll ähneln. Abgesehen von ihrer Bedeutung als Vorläufer von Bruckners reifem Stil ist das f-Moll-Libera me für sich genommen wirksam. Die Musik ist tief empfunden und tiefgründig und ist eine gnädige, wenn auch ziemlich strenge Wiedergabe des Textes.
Diskografie
Die erste Aufnahme des ""Libera me"" fand 1979 statt:
- Hans Zanotelli, Hans Zanotelli, Philharmonia Vokalensemble Stuttgart, Anton Bruckner: Latin motets – CD: Calig CAL 50477
Eine Auswahl aus den rund 20 Aufnahmen:
- Anton Bruckner – Music of the St. Florian Period (II), Jürgen Jürgens dirigiert den Monteverdi-Chor Hamburg und die Camerata Academica Hamburg, Werner Kaufmann (Orgel), 1985; diese historische, bisher nicht veröffentlichte Aufführung wurde kürzlich auf CD übertragen: BSVD-0111, 2012
- Matthew Best, Corydon Singers, English Chamber Orchestra Wind Ensemble, Mass in E minor; Libera me; Zwei Aequale – CD: Hyperion CDA66177, 1985
- Petr Fiala, Czech Philharmonic Choir, Anton Bruckner: Motets – CD: MDG 322 1422-2, 2006
- Erwin Ortner, Arnold Schoenberg Chor, Anton Bruckner: Tantum ergo – CD: ASC Edition 3, herausgegeben vom Chor, 2008
- Thomas Kerbl, Chorvereinigung Bruckner 09, Ensemble Linz, Anton Bruckner: Chöre/Klaviermusik – CD: LIVA 034, 2009
- Łukasz Borowicz, Anton Bruckner: Requiem, RIAS Kammerchor Berlin, Akademie für Alte Musik Berlin – CD: Accentus ACC30474, 2019
Einzelnachweise
- ↑ C. van Zwol, S. 703
- ↑ Gesamtausgabe - Kleine Kirchenmusikwerke
- ↑ M. Auer, S. 56–60
- ↑ K.W. Kinder, S. 20–23
Literatur
- Max Auer, Anton Bruckner als Kirchenmusiker, G. Bosse, Regensburg, 1927
- Keith William Kinder, The Wind and Wind-Chorus Music of Anton Bruckner, Greenwood Press, Westport, Connecticut, 2000. ISBN 978-0-313-30834-5
- Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXI: Kleine Kirchenmusikwerke, Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Hans Bauernfeind and Leopold Nowak (Ed.), Vienna, 1984/2001
- Cornelis van Zwol, Anton Bruckner 1824–1896 – Leven en werken, ed. Thoth, Bussum, 2012. ISBN 978-90-6868-590-9
Weblinks
- Libera me, WAB 22: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Gemeinfreie Noten von Libera me (Bruckner, 1854) in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
- Libera me f-Moll, WAB 22 Kritische Diskografie von Hans Roelofs
- Zu hören auf YouTube
- Live-Aufführung des Studentenchores von Utrecht, 2017: Libera me - Bruckner
- Live-Aufführung von Andrew Lewis mit dem Elgin Master Chorale (26. Februar 2018): Bruckner – Libera me, WAB 22