Licht ins Dunkel ist eine humanitäre Hilfskampagne in Österreich und ein Verein mit Sitz in Wien.

Organisation und Geschichte

Die erste Kampagne wurde 1973 vom damaligen ORF-Landesintendanten von Niederösterreich, Kurt Bergmann, initiiert. Ein Besuch des Behindertendorfes Sollenau hatte ihn dazu inspiriert. Die erste Sendung wurde im Radio gesendet; die Spendenkampagne brachte 34.400,75 Schilling, heute rund 2500 Euro, ein. Ab 2010 leitete die Charityaktion die ehemalige kaufmännische Leiterin des ORF Elisabeth „Sissy“ Mayerhoffer (1955–2018).

Seit 1978 findet die Kampagne im Fernsehen statt. Jeweils am Heiligen Abend präsentiert der ORF eine 14-stündige Fernsehsendung, in der um Spenden für Sozialhilfe- und Behindertenprojekte in Österreich gebeten wird. Die 2,2 Millionen Zuschauer spenden an so einem Abend ca. 5,7 Millionen Euro (2010; 2009: 5,5 Mio. Euro, 2013: 5,5 Mio. Euro); Benefiz-Projekte das ganze Jahr über erbringen weitere 6,5 Millionen Euro.

Seit 1989 besteht der Verein, dem

und seit 2001 auch

angehören.

Seit 1986 ist das Friedenslicht fixer Bestandteil der Aktion.

1993 wurde die Idee vom Bayerischen Fernsehen aufgegriffen und als Sternstunden realisiert.

In den Jahren 1997, 2003 und 2022 wurde anlässlich des 25-jährigen, 30-jährigen und 50-jährigen Bestandes der Aktion eine Sonderpostmarke von der österreichischen Post aufgelegt.

Präsident war bis 2023 der Politiker Kurt Nekula. Im April 2023 wurde Ines Stilling zu seiner Nachfolgerin gewählt.

Am 1. September 2022 übernahm Mario Thaler die Geschäftsführung des Vereins Licht ins Dunkel.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Licht ins Dunkel wurde am 27. November 2022 das Ereignis in einem Festakt in der Wiener Staatsoper feierlich gewürdigt.

Kritik

Die Spendenkampagne wird unter anderem auch von Menschen mit Behinderungen kritisiert. Sie fahre auf der Mitleidsschiene, und Menschen mit Behinderungen würden nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, sondern als Personen, die unser Mitleid benötigten, gezeigt. Auch wird kritisiert, dass sich Firmen durch Spenden von ihrer Verantwortung freikaufen würden. BIZEPS-Obmann Martin Ladstätter kritisierte: „Charityformate wie ,Licht ins Dunkel‘ entwerfen ein völlig falsches, verzerrtes Bild von Menschen mit Behinderungen und machen sie zum bemitleidenswerten Objekt der Fürsorge anderer.“ Auch der Name der Spendenaktion ist immer wieder Gegenstand von Kritik. Eine Namensänderung wird jedoch bis heute von Licht ins Dunkel abgelehnt. Im November 2007 startete der ÖVP-Abgeordnete Franz-Joseph Huainigg eine Kampagne, die er Nicht ins Dunkel nannte. Anlässlich des 50. Jubiläums wurde beanstandet, dass sich das Sendungsformat bis heute nicht ausreichend verändert habe. Besonders der Spendencharakter würde verhindern, dass Menschen mit Behinderungen als Träger von Rechten gesehen würden. Kritisiert wird auch der emotionale-religiöse Kontext um Weihnachten, und dass Menschen, um Hilfe zu erhalten, in eine Spendenshow gehen müssten und diese nicht vom Staat erhielten. Auch Barbara Helige, Präsidentin der Liga für Menschenrechte, übt Kritik und stellt fest, dass das von Licht ins Dunkel vermittelte Bild von Menschen mit Behinderungen als Almosenempfänger im Gegensatz zu einem durch Rechtsansprüche genährten Selbstbewusstsein stehe.

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Bergmann, Christine Kaiser: Mein LICHT INS DUNKEL Buch, Alexander Baier (Fotos), Holzhausen Wien 2002, ISBN 3-85493-067-4.
Commons: Licht ins Dunkel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 LICHT INS DUNKEL – der Verein. In: lichtinsdunkel.orf.at. Abgerufen am 24. Dezember 2022.
  2. Aktion LICHT INS DUNKEL. In: der.orf.at. Abgerufen am 24. Dezember 2022.
  3. Novak, Karl Stephan: Anfänge der ORF–TV–Öffentlichkeitsarbeit von 1967–74: die PR-Pionierformate : Postfach 7000. Ich bin der Meinung. ORF transparent. Wien, Univ., Dipl.-Arb., 2009, S. 112
  4. ORF trauert um Sissy Mayerhoffer. In: der.orf.at. 8. Juni 2018, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  5. Spendenaktion brachte 5,5 Mio. Euro. In: orf.at. 25. Dezember 2013, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  6. Eintrag zu Sonderpostmarke: 25 Jahre Licht ins Dunkel im Austria-Forum (als Briefmarkendarstellung)
  7. Eintrag zu Sonderpostmarke: 30 Jahre Licht ins Dunkel im Austria-Forum (als Briefmarkendarstellung)
  8. Eintrag zu Sonderpostmarke: 50 Jahre Licht ins Dunkel im Austria-Forum (als Briefmarkendarstellung)
  9. 1 2 LICHT INS DUNKEL erhält eine neue Präsidentin. In: ots.at. 27. April 2023, abgerufen am 13. Juli 2023.
  10. Mario Thaler wird neuer Geschäftsführer bei LICHT INS DUNKEL. In: APA-OTS. 30. August 2022, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  11. 50 Jahre LICHT INS DUNKEL: Das ORF-III-Galakonzert aus der Wiener Staatsoper am 27. November. In: APA-OTS. 17. November 2022, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  12. Manfred Srb: Mario Thaler wird neuer Geschäftsführer bei LICHT INS DUNKEL. In: bizeps.or.at. 27. November 2007, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  13. Hannah Wahl: „Superkrüppel“ und „Opfer“. In: hannahwahl.at. 1. Dezember 2018, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  14. Oliver Mark: Schatten über „Licht ins Dunkel“: „Weg von der Negativdarstellung“. In: derstandard.at. 4. Dezember 2018, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  15. Onlineauftritt Franz Huainigg (Memento vom 3. Dezember 2007 im Internet Archive) Franz-Joseph Huainigg: Was duftet hier so weihnachtlich nach Mitleid?, 2007.
  16. Hannah Wahl: „Licht ins Dunkel“: Ist das Spendenformat im ORF noch zu retten? In: hannahwahl.at. 25. Oktober 2022, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  17. Im Heim statt daheim: Mehr behinderte Kinder in Österreich in Institutionen. 9. Dezember 2022, abgerufen am 24. Dezember 2022.
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