Lilli Palmer, geb. Lilli Marie Peiser (* 24. Mai 1914 in Posen; † 27. Januar 1986 in Los Angeles), war eine deutsche Schauspielerin, Autorin und Malerin mit britischer und Schweizer Staatsbürgerschaft.

Leben

Familie und Jugend

Geboren wurde Lilli Palmer als Lilli Marie Peiser in der damaligen preußischen Provinzhauptstadt Posen. Ihre Eltern waren Alfred Peiser und Rose Lissmann. Der Vater war Chefarzt im jüdischen Krankenhaus in Berlin (Chirurg), die Mutter war Theaterschauspielerin und gab bereits nach der Verlobung ihren Beruf auf. Lilli hatte noch eine ältere Schwester, die Schauspielerin und Sängerin Irene Prador (1911–1996), und eine jüngere, Hilde Ross (1919–2008), die Tänzerin war. Als Lilli Palmer vier Jahre alt war, zog die Familie nach Berlin-Westend. An dem Haus, in dem sie damals wohnte, befindet sich heute eine Gedenktafel.

Gegen den Wunsch ihres Vaters strebte Palmer schon als Schülerin an, Schauspielerin zu werden. Sie ging morgens aufs Gymnasium (Wald-Oberschule in der Waldschulallee) und am Nachmittag zur Schauspielschule – sie bestand beide. Schauspielunterricht hatte sie bei Ilka Grüning und Lucie Höflich in Berlin.

Sportliche Aktivitäten

In ihrer Jugend galt Lilli Palmer als Tischtennistalent. Sie war für die Weltmeisterschaft 1930 in Berlin nominiert, wo sie – unter ihrem Mädchennamen Lilli Marie Peiser – im Achtelfinale des Einzels gegen die spätere Weltmeisterin Mária Mednyánszky verlor. Danach wurde sie vom Deutschen Tischtennis-Bund DTTB auf Platz 9 der deutschen Rangliste geführt. Mit Heinz Nickelsburg spielte Peiser häufig Mixed.

Bühnenkarriere

Ihre ersten Auftritte erfolgten am Rose-Theater in der Großen Frankfurter Straße, der heutigen Karl-Marx-Allee, nahe Koppenstraße. Im Jahr 1932 begann sie am Hessischen Landestheater Darmstadt. Knapp ein Jahr später verlor sie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihre Stelle und musste im gleichen Jahr emigrieren. Palmer ging nach Paris und trat mit ihrer Schwester Irene unter dem Künstlernamen Les Sœurs Viennoises in diversen Nachtlokalen auf, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Filmkarriere international

Kurze Zeit ging sie nach London, wo sie 1935 in dem Film Crime Unlimited die weibliche Hauptrolle übernahm, bereits unter dem Namen Lilli Palmer, und so ihren ersten Vertrag mit einer englischen Produktionsfirma erhielt. Im Jahr 1936 spielte sie eine Nebenrolle in dem Film Geheimagent von Alfred Hitchcock.

Mit einem Hollywood-Vertrag in der Tasche ging Palmer im November 1945 in die Vereinigten Staaten und spielte dort unter anderem neben Gary Cooper in Fritz Langs Im Geheimdienst und mit John Garfield in Jagd nach Millionen von Robert Rossen.

Der Skandal um die Affäre ihres Ehemanns Rex Harrison mit der Schauspielerin Carole Landis, die Suizid beging, beendete zunächst die Hollywood-Karriere des Ehepaars Harrison/Palmer. Allerdings traten beide erfolgreich am Broadway auf, unter anderem auch gemeinsam in der Komödie Bell, Book and Candle (deutsch: Geliebte Hexe) von John Van Druten.

1954 kehrte Lilli Palmer nach Deutschland zurück und wurde zu einem Star des Nachkriegskinos. Sie spielte unter anderem an der Seite von Curd Jürgens und Romy Schneider. Auch in Frankreich, Großbritannien und in den Vereinigten Staaten filmte sie mit namhaften Schauspielern wie Clark Gable, James Mason, Jean Gabin und Charles Boyer. Für ihre Arbeit als Schauspielerin wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Goldenen Löwen von Venedig und dem Filmband in Gold.

In Deutschland wirkte sie auch in Fernsehfilmen und Fernsehserien mit, so in Der Kommissar (Grau-roter Morgen, 1971) und in Derrick (Johanna, 1974). In zehn Folgen der Familienserie Eine Frau bleibt eine Frau trat sie im Lauf der 1970er Jahre an der Seite von Klaus Schwarzkopf auf. Unter dem Namen ihres verstorbenen Großvaters schrieb sie auch einige Geschichten zu dieser Serie.

Ihre letzte Rolle spielte sie in dem US-amerikanischen Fernsehmehrteiler Peter der Große (1986), wofür sie bei den Golden Globe Awards 1987 als beste Nebendarstellerin in einer Fernsehserie nominiert wurde.

Buchautorin

Im Jahr 1974 erschienen ihre Memoiren Dicke Lilli – gutes Kind, die zu einem internationalen Bestseller wurden. Das Buch Der rote Rabe aus dem Jahr 1979 stellt eine Erweiterung dieser Autobiografie dar und schildert eine Dreiecksbeziehung zwischen Palmer, ihrem Lebensgefährten und ihrer besten Freundin. Weitere Bücher sind Umarmen hat seine Zeit (1981), Nachtmusik (1984), Eine Frau bleibt eine Frau (1985) und Wenn der Nachtvogel schreit (postum 1988 erschienen).

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Lilli Palmer auch eine erfolgreiche Malerin.

Privatleben

1943 heiratete sie den britischen Theaterschauspieler und späteren Filmstar Rex Harrison. 1944 kam der gemeinsame Sohn Carey Harrison zur Welt, der heute an der Brooklyn University lehrt sowie als Romanautor und Dramatiker arbeitet. 1956 ließen sich Palmer und Harrison scheiden.

Am 21. September 1957 heiratete Lilli Palmer den argentinischen Schriftsteller und Schauspieler Carlos Thompson. 1960 zog sie nach Goldingen in der Schweiz und lebte bis kurz vor ihrem Tod 1986 in der Villa La Loma (Lage) hoch über dem Dorf (1997 weitgehend abgerissen und neu bebaut). 1979 erhielt Palmer das Schweizer Bürgerrecht.

Tod

Lilli Palmer starb im Januar 1986 im Alter von 71 Jahren in Los Angeles an Krebs und wurde auf dem Forest Lawn Memorial Park in Glendale, Kalifornien, beigesetzt.

Ehrendes Gedenken

Seit 1988 wurden junge Nachwuchsschauspielerinnen wie zum Beispiel Barbara Auer (1988), Christiane Paul (1998), Anneke Kim Sarnau (2003) oder Jasmin Schwiers (2005) im Rahmen der Verleihung der Goldenen Kamera der Fernsehzeitschrift Hörzu mit der Lilli-Palmer-Gedächtniskamera für herausragende schauspielerische Leistungen ausgezeichnet. 2003 wurde zusätzlich die Curd-Jürgens-Gedächtniskamera für den besten männlichen Nachwuchsschauspieler verliehen. 2004 wurden die beiden Auszeichnungen zur Lilli Palmer & Curd Jürgens Gedächtniskamera zusammengelegt. Dieser Preis ist derzeit mit 20.000 Euro dotiert.

Berlin brachte in der Hölderlinstraße 11 in Berlin-Westend, an dem Haus, in dem sie ihre Jugend verbrachte, eine Gedenktafel an. 1997 wurde in Berlin-Haselhorst die „Lilli-Palmer-Promenade“ am Krienicke-Park benannt. Im Jahr 2000 gab die Deutsche Post eine Lilli-Palmer-Briefmarke heraus. In München existiert seit einigen Jahren am Arnulfpark eine Lilli-Palmer-Straße.

Filmografie

Kino

Fernsehen (Auswahl)

  • 1971: Der Kommissar (Fernsehserie, Folge 38: Grau-roter Morgen)
  • 1972–1979: Eine Frau bleibt eine Frau (zehn Folgen)
  • 1974: The Zoo Gang (Fernsehfilm)
  • 1974: Derrick (Fernsehserie, Folge 2: Johanna)
  • 1980: Weekend (Fernsehfilm)
  • 1981: Kinder (Fernsehfilm)
  • 1982: Eine etwas sonderbare Dame (Fernsehfilm)
  • 1982: Unglaubliche Freunde (Fernsehfilm)
  • 1984: Love Boat (Fernsehserie)
  • 1986: Peter der Große (Peter the Great) (Fernsehmehrteiler)

Hörspiele

  • 1979: Dornröschen. Erzählerin, Walt-Disney-Filmklassiker (LP)
  • 1979: Schneewittchen und die sieben Zwerge. Erzählerin, Walt-Disney-Filmklassiker (LP)

Auszeichnungen

Schriften

Literatur

  • Michael O. Huebner: Lilli Palmer. Ihre Filme – ihr Leben. Heyne, München 1986, ISBN 3-453-86107-8.
  • Jürgen Kasten: Palmer, Lilli. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 23 (Digitalisat).
  • Gero von Boehm: Lilli Palmer. 17. Mai 1985. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 69–77.
  • Heike Specht: Lilli Palmer: Die preußische Diva. Aufbau, Berlin 2014, ISBN 978-3-351-03567-9.
Commons: Lilli Palmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsche Nationalbibliothek; Personendaten, Staatsbürgerschaft, abgerufen am 22. Mai 2014
  2. Lilli’s Familie. In: Lilli Palmers jimdo page. 2011, abgerufen am 22. Oktober 2012.
  3. Tischtennis-WM 1930
  4. Zeitschrift DTS, 2001/4 Seite 9., Wissenswertes, Kurioses und Rekorde im Tischtennissport (Memento vom 16. September 2013 im Internet Archive) auf tischtennis.tuwa-abteilungen.de oder Eintrag in ITTF-Datenbank
  5. Carey Harrison. Brooklyn College Faculty. Brooklyn College, abgerufen am 21. April 2014 (englisch): „Carey Harrison. Professor English.“
  6. Der Vogel hat gut singen. In: Spiegel Online. Band 34, 15. August 1977 (spiegel.de [abgerufen am 9. September 2019]).
  7. Michael Wenk: Preussische Weltbürgerin | NZZ. 22. Mai 2014, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. September 2019]).
  8. Das Grab von Lilli Palmer auf knerger.de
  9. Lilli Palmer. In: Official Website Hollywood Walk of Fame. Hollywood Chamber of Commerce, abgerufen am 21. April 2014 (englisch): „Inducted to the Walk of Fame on February 8, 1960 with 1 star. […] Address: 7013 Hollywood Blvd.“
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