Werkdaten
Titel: Linda di Chamounix

Titelblatt des Librettos, Wien 1842

Originalsprache: Italienisch
Musik: Gaetano Donizetti
Libretto: Gaetano Rossi, Gustave Lemoine
Literarische Vorlage: Adolphe d’Ennery:
La grâce de Dieu
Uraufführung: 19. Mai 1842
Ort der Uraufführung: Theater am Kärntnertor, Wien
Spieldauer: ca. 2 ¼ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Chamounix und Paris, um 1760
Personen
  • Carlo, Visconte di Sirval (Tenor)
  • Linda (Sopran)
  • Marchese di Boisfleury (Bassbuffo)
  • Präfekt (Bass)
  • Antonio, Lindas Vater, Pächter (Bariton)
  • Pierotto, junger verwaister Savoyarde (Alt)
  • Verwalter des Lehensguts (Tenor)
  • Maddalena, Lindas Mutter (Mezzosopran)
  • Savoyarden, Kinder (Chor)

Linda di Chamounix ist eine Opera semiseria (Originalbezeichnung: „Melodramma“) in drei Akten von Gaetano Donizetti (1797–1848) nach einem Libretto von Gaetano Rossi aus dem Jahr 1842.

Handlung

Die Handlung spielt um 1760 in Chamounix/Savoyen (erster und dritter Akt) und Paris (zweiter Akt).

Erster Akt: „La partenza da Chamounix“ – Der Abschied von Chamounix

Das Innere einer Bauernhütte

Antonio, Vater des hübschen Bauernmädchens Linda, hat in wirtschaftlicher Not den Marchese Boisfleury um Hilfe gebeten. Dieser ist bereit, Linda als Dienstmädchen anzustellen, möchte sie sich aber vorher erst ansehen. Daher begleitet er Antonio zu dessen Wohnung.

Linda ist heimlich in den Visconte verliebt (O luce di quest’anima). Dass der aber nicht der arme Maler Carlo ist, als der er sich ausgibt, sondern der Neffe des Marchese, weiß sie nicht. Sie wird von Vorahnungen gepackt, als ihr alter Freund Pierotto eine Ballade singt, in der ein Mädchen betrogen wird (Per sua madre andi una figlia). Der Präfekt unterstellt dem Marchese unehrenhafte Absichten, warnt Antonio und bietet diesem an, Linda mit Pierotto und anderen Seidenmacherinnen in die Fabrik nach Paris zu schicken.

Zweiter Akt: „Parigi“ – Paris

Elegante Wohnung in einem Pariser Haus

Linda gerät in finanzielle Schwierigkeiten und schlägt sich als Straßensängerin durch. Carlo reist Linda nach, gibt sich als Visconte zu erkennen, verspricht ihr die Ehe und richtet ihr eine elegante Wohnung ein. Doch auch der Marchese ist Linda gefolgt und belästigt sie. Aber Linda weist ihn zurück (Lo vi dico che partiate). Als Carlo, der verschweigt, dass er auf Anweisung der Mutter eine andere heiraten soll, Linda besucht, taucht Antonio auf, der seine Tochter zunächst nicht erkennt. Als er merkt, wer sie ist, verstößt er sie. Da erscheint Pierotto und berichtet von Carlos’ Hochzeitsvorbereitungen. Linda wird wahnsinnig (Questa casa abandonate).

Dritter Akt: „Il ritorno in Chamounix“ – Die Rückkehr nach Chamounix

Dorfplatz in der Mitte des Tals

Pierotto bringt Linda ins Dorf zurück, wo ihr Schicksal allgemein bedauert wird. Doch da erscheint der Visconte, der sich inzwischen von seiner Familie gelöst hat und befreit sie vom Wahnsinn, indem er ihr seine Liebe beteuert. Das ganze Dorf feiert und das junge Paar träumt von einer sorgenfreien Zukunft (Di tue pene sparve il sogno).

Orchester

Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:

Werkgeschichte

Wie viele Opern Donizettis war auch Linda di Chamounix, eines seiner späten Werke, bei ihrer Uraufführung in Wien am 19. Mai 1842 mit der gefeierten Eugenia Tadolini in der Hauptrolle sehr erfolgreich. Die weiteren Rollen sangen Agostino Rovere (Marchese di Boisfleury), Napoleone Moriani (Visconte di Sirval), Prosper Dérivis (Präfekt), Felice Varesi (Antonio) und Marietta Brambilla (Pierotto).

Das berühmteste Stück der Oper, Lindas Cavatine „O luce di quest’anima“ komponierte Donizetti erst nachträglich für eine Aufführung am 17. November 1842 mit Fanny Persiani in Paris.

In den folgenden Jahren wurde sie in vielen Ländern Europas und auch in New York und Australien häufig gespielt. Nachdem der Belcanto in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast vollständig von den Bühnen verschwunden war, entriss Arturo Toscanini 1902 an der Mailänder Scala mit Rosina Storchio in der Titelrolle die Oper dem Vergessen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es regelmäßige Aufführungen vor allem in Italien und an der New Yorker Metropolitan Opera; danach verschwand die Oper für lange Zeit von den Spielplänen. Seit den 1950er Jahren wird sie wieder regelmäßig gespielt.

1994 brachte das Zürcher Opernhaus eine Produktion mit Edita Gruberová heraus, die Wiener Staatsoper folgte 1997, das Gran Teatre del Liceu in Barcelona 2011.

Aufnahmen

  • Margherita Carosio, Gianni Raimondi, Carlo Badioli, Giuseppe Modesti, Giuseppe Taddei, Mailänder Symphonisches Orchester der RAI, Leitung: Alfredo Simonetto. Bongiovanni 1953.
  • Antonietta Stella, Renato Capecchi, Fedora Barbieri, Giuseppe Modesti, Giuseppe Taddei, Orchestra del Teatro di San Carlo di Napoli, Leitung: Tullio Serafin. Philips 1956.
  • Edita Gruberová, Don Bernardini, Ettore Kim, Schwedisches Radio-Symphonieorchester, Leitung: Friedrich Haider. Nightingale 1993.
  • Majella Cullagh, Roberto Iuliano, Chiara Chialli, Giuseppe Altomare Bergamo Musica Festival Gaetano Donizetti Orchestra, Leitung: Vito Clemente. Dynamic 2009.
  • Eglise Gutierrez, Ludovic Tézier, Luciano Botelho, Covent Garden Orchestra, Leitung: Mark Elder. Opera Rara 2010.
  • Jessica Pratt, Francesco Demuro, Marina De Lisa, Fabio Capitanucci, Antonio Garés, Maggio Musicale Fiorentino, Leitung: Michele Gamba. Dynamic 2021.

Literatur

  • William Ashbrook: Donizetti and his Operas. CUP, Cambridge 1982, ISBN 0-521-23526-X.
  • Robert Steiner-Isenmann: Gaetano Donizetti. Sein Leben und seine Opern. Hallwag, Bern 1982, ISBN 3-444-10272-0.
  • Guglielmo Barblan: Gaetano Donizetti. Vita e opere di un musicista romantico. Società di Assicurazioni Liguria, Bergamo 1983.
Commons: Linda di Chamounix – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Norbert Miller: Linda di Chamounix. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 2: Werke. Donizetti – Henze. Piper, München/Zürich 1987, ISBN 3-492-02412-2, S. 37–40.
  2. Datensatz der Aufführung am 19. Mai 1842 in Wien im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 25. Juli 2019.
  3. Niel Rishoi: Linda di Chamounix – Donizettis Oper im Ausklang der romantischen Ära. Booklet-Text zum CD-Set Donizetti: Linda di Chamounix mit Edita Gruberova, Friedrich Haider u. a. Nightingale Classics, 1993. S. 67–72, hier: S. 71.
  4. Paola Ciarlantini: Tacchinardi, Fanny. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario biografico degli italiani (DBI), Band 94, Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom, 2019 (italienisch; Abruf am 24. Juli 2021)
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