Loescher & Petsch, auch bekannt als Löscher & Petsch, war ein fotografisches Atelier mit Kunsthandlung und später auch ein Kunstverlag in Berlin. Es bestand von 1862 bis 1896 und wurde von Paul Robert Loescher (1835–1914) und seinem Schwager Maximilian (Max) Petsch (1840–1888) gegründet. Beide waren sowohl Fotografen als auch Maler.

Das Fotoatelier Loescher & Petsch nahm vor allem Porträtfotos auf, auch von zahlreichen Prominenten, darunter Otto von Bismarck, Theodor Fontane und Rudolf Virchow. Das Unternehmen war für seine besonderen Beleuchtungseffekte und seine künstlerische Genrefotografie bekannt. Das Studio befand sich in Berlin zunächst in der Leipziger Straße 114, zog im Jahr 1871 jedoch in die Leipziger Straße 132 um. Bis in die frühen 1870er Jahre fotografierten Loescher & Petsch auch mit einer Stereokamera. Ihre Stereofotos vertrieb Sophus Williams und später der Fotoverlag E. Linde & Co., Berlin. Die von Loescher & Petsch herausgegebene Serie stereoskopischer Genre-Fotos mit dem Titel „Gems of German Life“ (deutsch etwa: „Perlen des deutschen Lebens“) war auch in den USA und Großbritannien weit verbreitet und wurde vielfach von anderen Fotografen und Fotoverlegern (raub-)kopiert. Petsch war auch Spezialist für Kinderfotografie und hat mehrfach in Fachzeitschriften über die Praxis des Fotografierens von Kindern publiziert.

Paul Loescher war Mechaniker, wurde bei Charles Hoguet (1821–1870) in Paris zum Maler ausgebildet und malte auch später neben seiner Tätigkeit als Fotograf weiter Bilder. Paul Loescher soll Hermann Wilhelm Vogel in die Fotografie eingeführt haben. Loescher hat als Kamera-Operateur für den Berliner Photographen Carl Günther,, Dorotheenstraße 83, gearbeitet. Bei Loescher & Petsch war auch William Loescher, ein Bruder von Paul Loescher, beschäftigt.

In den 1870er Jahren zog Max Petsch sich aus dem Fotogeschäft zurück und wurde Maler. Er ging zunächst nach Weimar zu Karl Gussow und folgte diesem später nach Karlsruhe. Sein Nachfolger bei „Loescher & Petsch“ wurde zunächst Hans Hartmann Petsch starb 1888.

Das Fotoatelier Loescher & Petsch bestand noch bis 1896 fort; der Name Loescher & Petsch war nach dem Weggang von Petsch beibehalten worden. Paul Loescher starb am 19. Januar 1914 in Lübben, Niederlausitz, im Alter von 79 Jahren. Die letzte Atelieradresse unter seiner Leitung war von 1897 bis 1900 die Potsdamer Straße 13. Der letzte Eigentümer von Loescher & Petsch war ab 1901 der Hoffotograf Carl Berg; er führte das Unternehmen noch bis 1907 oder 1908 weiter, zunächst in der Potsdamer Straße 13. Später zog das „Photographisches Kunstgeschäft und Verlag“ Loescher & Petsch nach Charlottenburg in die Pestalozzistraße 88 b um. Zuletzt befand sich das Unternehmen in Wilmersdorf, Motzstraße 46.

Auszeichnungen

  • „Hofphotographen Seiner Majestät des Kaisers und Königs“
  • Preis-Medaille Berlin 1865
  • Preis-Medaille Paris 1867
  • Wien 1873
  • Preis-Medaille Philadelphia 1876
Commons: Loescher & Petsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sibylle Ruth Schmidtsiefen, „Die Fotografenfamilie Albert Grundner: 1854–1904. 50 Jahre Ateliergeschichte im Berlin des 19. Jahrhunderts“, Berlin, 30. November 2007, Fußnote Nr. 74 auf Seite 26, https://www.berliner-fotografenateliers.de/pdf/SibylleRuthSchmidtsiefen_Diplomarbeit.pdf
  2. Hermann Wilhelm Vogel, Nachruf auf Max Petsch, translated for the Philadelphia Photographer, in: The Philadelphia Photographer, edited by Edward L. Wilson, Vol. XXV, April 7, 1888, No. 319, p. 205–207, https://archive.org/details/philadelphiaphot18881phil/page/204/mode/2up : „brother-in-law“
  3. siehe T. K. Treadwell & William C. Darrah, „Photographers of the World (Non-USA)“, National Stereoscopic Association 1994, Updated by Wolfgang Sell, Updated 11/28/2003, Page 153, https://stereoworld.org/wp-content/uploads/2016/03/International-Photographers.pdf : „Loescher & Berlin, Germany […] Issued fine genre series, "Gems of German Life", children, home life, etc., which was so widely pirated in England and U.S. that the illegal versions are much more common than the originals.“
  4. „Our Picture“, in: The Philadelphia Photographer, Vol. X, No. 109, January 1873, p. 28–31, p. 29, https://archive.org/details/philadelphiaphot1873phil/page/28/mode/2up?q=Loescher+Petsch : „At this time he [Hermann Vogel] became acquainted with Mr. Loescher, now a member of the celebrated firm of Loescher & Petsch. Loescher at that time was operator for Mr. Gunther, and he instructed Dr. Vogel in the most important manipulations in photography.“
  5. siehe: Verein zur Förderung der Photographie, Sitzung vom 3. November 1871, in: Photographische Mitteilungen, 1872, S. 213, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n227/mode/2up . Siehe auch: Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches, Gruppe XII, Nr. 139–156, S. 437, Nr. 142, Berlin 1873: Loescher & Petsch (Max Petsch, Paul u. William Loescher), Berlin. – Mustersammlung von Photographien. Begründet 1862. Atelier für Photographie von Portraits. Spez. Stereoscopen eigener Composition und directe Aufnahme berühmter Persönlichkeiten. Absatzgebiet fast ausschliesslich Deutschland. s. M. P. 67., https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB11156068?cq=%22William+Loescher%22&p=1&lang=en
  6. siehe „German Correspondence“, in: The Philadelphia Photographer, Vol. X, No., 110, February 1873, p. 58, https://archive.org/details/philadelphiaphot1873phil/page/58/mode/2up?q=Loescher+Petsch : „Mr. Petsch, one of the partners, retires, and his place will be occupied by Mr. Hartmann, who, as your readers are well aware, has done already good service in his essays on negative retouching, and at present he is engaged in revising the third edition of the work on "Negative Retouching," of the late lamented J. Grasshoff.“
  7. Eintrag von 1908 im Adressbuch Berlin
  8. Deutsche Fotothek, powered by SLUB, Informationen zu Biografie und Werk von: Loescher und Petsch; Loescher, Paul; Petsch, Max; https://www.deutschefotothek.de/gallery/freitext/%22petsch%2C+max%22
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