Der Lokschuppen Bielefeld ist ein denkmalgeschützter, ehemaliger Ringlokschuppen in der ostwestfälischen Stadt Bielefeld, der als Event-, Konzert- und Club-Location genutzt wird.
Geschichte
Der zum ehemaligen Bahnbetriebswerk Bielefeld gehörende Ringlokschuppen wurde von 1905 bis 1907 östlich des Bielefelder Hauptbahnhofs im Bezirk Mitte in der Stadtheider Straße errichtet. Das Bauwerk diente ursprünglich der Wartung von Dampf- und Diesellokomotiven. Der Schuppen hatte zu dieser Zeit neun Gleise mit einer Nutzlänge von ca. 23 m sowie ein etwa 13 m langes Werkstattgleis. Ferner gehörten ein Übernachtungsgebäude für Lokführer sowie ein Verwaltungsgebäude zum Lokschuppen. Auf Grund eines gestiegenen Bedarfs und größerer Lokomotiven wurde der Lokschuppen im Jahr 1923 auf 22 Stände erweitert sowie eine 23 m große Gelenkdrehscheibe eingesetzt, welche bis heute erhalten ist. Da im Zweiten Weltkrieg Bahnanlagen ein bevorzugtes Ziel der alliierten Bombenangriffe waren, blieb auch der Lokschuppen nicht von diesen Folgen verschont. Nach Kriegsende waren sowohl Dach und Wände als auch Tore und Fenster zerstört. Bedingt durch die Materialknappheit nach dem Krieg verzögerte sich der Wiederaufbau bis in die 50er Jahre. In den 1970er Jahren zogen Dieselloks in den Lokschuppen ein und besondere Brandschutzmaßnahmen mussten getroffen werden. Nach der Einstellung der Dampflokunterhaltung wurde Platz frei für die Lagerung von Diesellokteilen. Die Dieseltanks ersetzten nunmehr die Kohlelager. Nach vielen Jahrzehnten der Nutzung gab die Deutsche Bundesbahn im Jahr 1985 ihr Bielefelder Betriebswerk und somit auch den Ringlokschuppen in Folge von Rationalisierungs- und Umorganisationsmaßnahmen auf.
In darauffolgenden Jahren wurde der Lokschuppen neben weiteren Teilen der Bebauung als erhaltenswert eingestuft und im April 1988 unter Denkmalschutz gestellt. Obgleich nun denkmalgeschützt, verfiel die kulturhistorisch relevante Anlage nach dem Rückzug der Deutschen Bahn zunehmend. Zu Beginn des neuen Jahrtausends befand sich das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand. So war im Laufe der Jahre inzwischen das Dach komplett eingestürzt und große Teile des Innen- und Außenbereiches von Pflanzen überwuchert. Um das Gebäude zu retten, erwarb ein Immobilienmakler gemeinsam mit einem Architekten das Gelände. Nach Jahren des Leerstands wurde der historische Lokschuppen daraufhin in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden umfassend restauriert. Initiiert von den Betreibern der ehemaligen Bielefelder Kult-Diskothek PC69 eröffnete Ende Oktober 2003 nach zweijähriger Planungs- und Umbauphase der Ringlokschuppen als modernes Veranstaltungszentrum. Nach Rechtsstreitigkeiten mit dem damaligen Vermieter, einem Immobilienfond aus Holland, folgte 2017 nach 14 Jahren die Einstellung des Betriebes.
Im Jahr 2018 wurde das über 100 Jahre alte, teils marode Gebäude komplett entkernt, umfangreich umgebaut und im selben Jahr unter dem neuen eingekürzten Namen Lokschuppen als multifunktionale Event-, Konzert und Club-Location neu eröffnet. Im Zuge der umfassenden Sanierung des ehemaligen Bahnbetriebswerks wurde dabei besonderer Wert auf die architektonische Herausarbeitung der Historie und Herkunft des denkmalgeschützten Gebäudes gelegt. Seit 2018 ist der Lokschuppen im Besitz von vier Unternehmern aus Bielefeld. Betrieben wird die Location seitdem von der Lokschuppen Event GmbH, einer Schwestergesellschaft der Eventagentur fast4ward aus Bielefeld.
Heutige Nutzung
Der Lokschuppen verfügt in seinen verschiedenen Hallen insgesamt über ein Platzangebot von 3.200 m² für bis zu 3.000 Gäste. Überregional bekannt ist der Lokschuppen, resp. vor 2018 der Ringlokschuppen, für Konzerte nationaler und internationaler Künstler insbesondere aus den Musikgenres Hip Hop, Rock, Pop und Techno. Neben öffentlichen Events wie Konzerte und Discoabende finden darüber hinaus nicht öffentliche Veranstaltungen wie Seminare, Messen, Kongresse, Firmenevents sowie private Feiern statt. Unter anderem trifft sich die Gründer-Szene aus ganz Europa alljährlich im Lokschuppen im Rahmen von „Hinterland of Things“, einer Digital-Konferenz der „Founders Foundation“, die als gemeinnütziges Ausbildungszentrum von der Bertelsmann Stiftung ins Leben gerufen wurde. Mit 1 Live, einem Hörfunksender des WDR, verbindet der Lokschuppen eine langjährige Kooperation hinsichtlich diverser Veranstaltungsformate wie das 1 Live Podcastfestival oder 1 Live Absolut Sektor. Ferner finden im Bielefelder Lokschuppen unter dem Label WDR 2 zahlreiche öffentliche Konzerte und Partys statt. Ein weiterer regelmäßiger Kooperationspartner ist der private Rockradio-Sender RADIO BOB. Im November 2023 findet im Rahmen eines Show-Events die Preisverleihung der 1Live Krone, nach Veranstalterangaben Deutschlands größter Musikpreis, zum ersten Mal im Lokschuppen Bielefeld statt.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Historie Betriebswerk. Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Alexandra Buck: Bielefelder Kult-Disco wird entkernt: So sieht's im Ringlokschuppen aus. Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Stefan Biestmann: Ringlokschuppen erhält neuen Namen. Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Ringlokschuppen: »Kaufpreis lag unter zwei Millionen Euro«. Abgerufen am 23. November 2022.
- ↑ Melanie Gieselmann: Casper ist in Bielefeld "Zurück Zuhause". Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Ann-Christin Lüke: Beatsteaks feiern mit 2500 Fans. Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Dropkick Murphys in Bielefelds Ringlokschuppen. Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Melanie Gieselmann: Kraftklub macht atemlos. Abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Start-up Konferenz : Konferenz „Hinterland of Things“ bringt Mittelständler und Start-ups zusammen. Abgerufen am 17. November 2022.
- ↑ Die Konzerte zum Nachhören! 17. Mai 2022, abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ «1Live Krone» zieht von Bochum nach Bielefeld. In: FAZ.NET. 28. September 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 1. Oktober 2023]).
- ↑ Deutschlands größter Musikpreis: 1LIVE Krone findet erstmals in Bielefeld statt. 30. September 2023, abgerufen am 1. Oktober 2023.
Koordinaten: 52° 2′ 11,6″ N, 8° 33′ 5,1″ O