LoveStar ist ein Roman von Andri Snær Magnason, der 2002 in Island erschienen ist. Seit 2010 liegt eine deutschsprachige Übersetzung vor.

Inhalt

Als seltsame Erscheinungen den Planeten Erde heimsuchen, darunter Orientierungslosigkeit von Insekten und Flugzeugen, schlägt die Stunde von LoveStar, einer kleinen isländischen Firma. Sie findet sowohl Ursache als auch Lösung für diese Probleme und steigt in der Folge kometenhaft zum die Welt beherrschenden Unternehmen auf. Die Erfindung des Ingenieurs LoveStar ermöglicht durch ein kleines Gerät die Steuerung von Computern und anderen Geräten durch Gedankenkraft, jedoch sind auch die Menschen kontrollierbar. In der Folge kontrolliert LoveStar das Leben auf dem Planeten: Jede Kommunikation, alle Werbung, die gesamte Wirtschaft unterliegt der Steuerung des Konzerns. Nebenbei regelt man noch die Liebe mit der Tochterfirma inLove, die keinen Widerspruch duldet, was die Auswahl der geeigneten Liebespartner betrifft, und das Sterben mit LoveDeath, das Leichname wie Sternschnuppen am Nachthimmel verglühen lässt.

Dem Diktat von LoveStar und inLove unterwerfen sich aber nicht alle: Sigríður und Indriði wollen sich nicht vereinnahmen lassen und versuchen, ihre Liebe gegen alle Widerstände zu verteidigen.

Blick von außen

Dörte Linke sieht in LoveStar den Entwurf einer Gesellschaft, die ihrem Unterhaltungs- und Konsumbedürfnis anheim fällt und schließlich darüber kontrolliert und manipuliert wird. Die geistige-autonome Welt wird ausgelöscht und in das ökonomische System integriert. Dies beschreibt Linke als gezielte Naturalisierung des Menschen durch das System. Die parallel stattfindende Technisierung führt zu einer Entfremdung der Menschen von ihrer sozialen und naturlichen Umwelt und hierdurch zu Manipulierbarkeit und Kontrollierbarkeit. Obgleich utopische Potenziale vorhanden sind, entpuppt sich im Roman diese Gesellschaft als dystopische Kontrollgesellschaft, in der das menschliche Individuum als selbstbestimmtes Subjekt abgeschafft wird.

Nach Tobias Lehmkuhl unterscheidet sich „LoveStar“ von Klassikern wie Aldous HuxleysSchöne neue Welt“ und George Orwells1984“ vor allem darin, dass die Zukunft, bei gleichen Elementen wie Überwachung, Klonen, Macht der Werbung, nicht als beklemmende Vision sondern als skurrile Groteske dem Leser vermittelt wird. Mit den Autoren dieser Werke teilt Magnason die Überzeugung, dass totale Kontrolle weder möglich ist, noch in den Bereich der Möglichkeit gerückt werden darf.

Vor allem den Ideenreichtum Magnasons hinsichtlich der Potenziale zielgerichter Werbung hebt Lehmkuhl hervor und betont, dass seine Einfälle nicht vorherzusehen sind, dennoch aber in keinem Fall trivial.

Das „Millionensterne Festival“, bei dem zunächst alle Toten ausgegraben werden, dann mit Raketen in den Weltraum geschossen werden um schließlich in Form von Sternenregen auf die Erde zurückfallen, sieht Lehmkuhl als enge Verschwisterung von Science Fiction und Metaphysik an, die er so vergnüglich wie in „LoveStar“ allerdings noch nicht vorgeführt bekommen hat.

Nominierungen

Das Werk wurde für den Philip K. Dick Award 2013 nominiert und erhielt die Auszeichnung für Besondere Erwähnung. Bereits 2002 wurde die isländische Ausgabe für die drei Literaturpreise Icelandic Literary Award 2002, den DV Cultural Award for best novel in Iceland 2002 und den Best novel 2002 der isländischen Buchhändler nominiert.

Ausgaben

  • Isländisch: LoveStar. Mál og Menning, Reykjavík 2002, ISBN 9979-3-2369-8 (mehrere Auflagen).
  • Englisch: LoveStar. Translated from the Icelandic by Victoria Cribb. Seven Stories Press 2012, ISBN 978-1-60980-426-8.
  • Deutsch: LoveStar. Aus dem Isländischen von Tina Flecken. Bastei Lübbe, Köln 2010, ISBN 978-3-7857-6028-4.
  • Französisch: LoveStar. Roman trad. de l'islandais par Éric Boury. Zulma, Honfleur 2015, ISBN 978-2-84304-700-8.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Dörte Linke: Die Auslöschung des Subjekts Biomacht in Andri Snær Magnasons Roman LoveStar und Ninni Holmqvists Roman Die Entbehrlichen. In: Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin (Hrsg.): NORDEUROPAforum. Heft 2016 DOI:10.18452/8199, 2016.
  2. deutschlandfunkkultur.de: Handbefreit mit Reißverschluss. Abgerufen am 15. September 2023.
  3. Philip K. Dick Award. Abgerufen am 28. August 2015 (englisch).
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