Luis Antonio Jaime de Borbón y Farnesio (* 25. Juli 1727 in Madrid; † 7. August 1785 in Arenas de San Pedro, Provinz Ávila) war der sechste und damit jüngste Sohn König Philipps V. und somit Infant von Spanien. Seine Mutter war die zweite Gemahlin Philipps V., Elisabetta Farnese, Herzogin von Parma; er selbst war der jüngere Bruder des spanischen Königs Karl III. (reg. 1759–1788).

Biografie

Da Don Luis de Borbón keine Aussicht auf die Thronfolge hatte, wählte seine Familie für ihn eine kirchliche Karriere. Obwohl seit dem Konzil von Trient (1545–1563) die Zuerkennung von Patronatsrechten als persönliche Vergünstigung (ex gratia), d. h. ohne die tatsächliche Ausübung des Kirchenamtes verboten war, wurde er – nach langen Verhandlungen mit der römischen Kurie – bereits im Alter von acht Jahren (1735) von Papst Clemens XII. zum Kardinal und Erzbischof von Toledo ernannt. Sechs Jahre später (1741) folgte die Ernennung zum Erzbischof von Sevilla, so dass er finanziell bestens abgesichert war.

Da er jedoch als erwachsener Mann keinerlei Neigung zu einer kirchlichen Laufbahn verspürte und mehr an Kunst und Musik sowie an der Jagd und an der Fechtkunst interessiert war, gab er im Jahr 1754 alle seine kirchlichen Würden und damit auch einen Großteil der daraus resultierenden Einkünfte auf – es blieb ihm allerdings eine jährliche Kompensationszahlung i. H. v. 946.107 Reales aus den Einnahmen des Erzbistums Toledo. Über seine Tätigkeiten in den darauffolgenden sieben Jahren ist nichts bekannt. Im Jahre 1761 erwarb er die Grundherrschaft über die Stadt Boadilla del Monte vor den Toren Madrids für den Preis von knapp 1,2 Millionen Reales sowie die benachbarte Grafschaft Chinchón.

In Boadilla del Monte ließ er in den Jahren 1761–1765 von dem befreundeten Architekten Ventura Rodríguez einen repräsentativen Wohnsitz errichten – den Palacio del Infante don Luis, wo er ein kunstbeflissenes Junggesellendasein führte und Künstler (darunter auch Francisco de Goya) als Gäste und Gesprächspartner empfing. Ab 1770 war Luigi Boccherini offiziell „Komponist und Kammervirtuose“ (ital. compositore e virtuoso di camera; span. compositor y virtuoso de cámara) von Don Luis, für den er zahlreiche Werke schuf (bis zu dessen Tod).

Wenige Jahre nach seiner nicht standesgemäßen Liebesheirat mit der erst sechzehnjährigen María Teresa de Vallabriga im Jahre 1776 oder kurz darauf zog der beinahe 50-jährige Luis de Borbón mit seiner Familie in den ebenfalls von Ventura Rodríguez entworfenen Palacio de la Mosquera in Arenas de San Pedro in der Provinz Ávila um, der jedoch noch nicht zur Gänze fertiggestellt war. Seine junge Frau gebar ihm drei Kinder, die jedoch allesamt von der Thronfolge ausgeschlossen waren und sich dem spanischen Hof nur bis auf eine Distanz von 20 Leguas nähern durften.

Luis de Borbón verstarb am 7. August 1785 und wurde in der Kapelle seines Palastes in Boadilla del Monte beigesetzt. Im Jahr 1800 wurden seine sterblichen Überreste in das Pantheon des Escorial überführt.

Nachkommen

Vorfahren

 
 
 
 
 
Ludwig XIV., König von Frankreich (1638–1715)
 
 
 
 
Louis de Bourbon Dauphin von Frankreich (1661–1711)
 
 
 
 
 
Maria Teresa von Spanien (1638–1683)
 
 
 
Philipp V. König von Spanien (1683–1746)
 
 
 
 
 
 
Ferdinand Maria, Kurfürst von Bayern (1636–1679)
 
 
 
Maria Anna von Bayern (1660–1690)
 
 
 
 
 
Henriette Adelheid von Savoyen (1636–1676)
 
 
 
Luis de Borbón y Farnesio
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ranuccio II. Farnese (1630–1694)
 
 
 
Odoardo II. Farnese (1666–1693)
 
 
 
 
 
Isabella d’Este (1635–1666)
 
 
 
Elisabetta Farnese (1692–1766)
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz (1615–1690)
 
 
 
Dorothea Sophie von der Pfalz (1670–1748)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (1635–1709)
 
 

Literatur

  • José Luis Vila-San-Juan: Los Borbones en España – Cunas, bodas y mortajas. Plaza & Janés, Barcelona 1998, ISBN 84-01-55011-4.
Commons: Luis de Borbón y Farnesio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Remigio Coli: Luigi Boccherini. La vita e le opere, Maria Pacini Fazzi Editore: Lucca 2005, ISBN 88-7246-679-2, S. 94
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