Lucius Sempronius Atratinus war ein Politiker der frühen Römischen Republik. Er entstammte dem römischen Geschlecht der Sempronier und soll 444 v. Chr. das Konsulat bekleidet haben sowie 443 v. Chr. einer der beiden ersten Zensoren gewesen sein.
Die für das Jahr 444 v. Chr. gewählten drei Konsulartribunen mussten laut der römischen Überlieferung bereits nach drei Monaten wegen fehlerhafter Wahl abdanken. Ein Mitglied dieses Kollegiums der höchsten Staatsbeamten war Aulus Sempronius Atratinus, ein Bruder des hier behandelten Lucius Sempronius Atratinus, gewesen. Letzterer wurde nun gemeinsam mit Lucius Papirius Mugillanus als Suffektkonsul nachgewählt. Nachdem das neue Amt der Zensur eingeführt worden war, sollen Atratinus und sein Konsulatskollege 443 v. Chr. die ersten beiden Vertreter dieses Amtes geworden sein.
Die Konsulate der Sempronier sind – so mittlerweile einhellige Meinung innerhalb der Fachwissenschaft – alle aus der Konsulliste der frühen Republik zu streichen, da sie später, wohl um 300 v. Chr., interpoliert wurden. In der Frühphase der Republik konnten nur Patrizier zum Konsulamt gelangen, die gens Sempronia war jedoch eindeutig plebejisch.
Einzelnachweise
- ↑ T. Robert S. Broughton: The Magistrates Of The Roman Republic. Vol. 1: 509 B.C. - 100 B.C. Cleveland / Ohio: Case Western Reserve University Press, 1951. Unveränderter Nachdruck 1968. (Philological Monographs. Hrsg. von der American Philological Association. Bd. 15, Teil 1), S. 53f
- ↑ Cicero, ad familiares 9, 21, 2; Livius 4, 7, 10–12; 4, 8, 7; Dionysios 11, 62, 2f.
- ↑ Cicero, ad familiares 9, 21, 2; Livius 4, 8, 7; Zonaras 7, 19.
- ↑ Vergleiche Argumentation bei Robert Werner: Der Beginn der römischen Republik. Historisch-chronologische Untersuchungen über die Anfangszeit der libera res publica. München / Wien: R. Oldenbourg Verlag, 1963, S. 256–259
Literatur
- Friedrich Münzer: Sempronius 25). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II A,2, Stuttgart 1923, Sp. 1366.
- Alfred Klotz: Zur Geschichte der römischen Zensur. In: Rheinisches Museum für Philologie, Bd. NF 88 (1939), S. 27–36 (PDF; 2,3 MB) (argumentiert auf S. 32–36 gegen die Historizität des Konsulats und für die der Censur).