Ludwig Reich (* 1. Januar 1940 in Mödling, Österreich) ist ein österreichischer Mathematiker. Er ist emeritierter Universitätsprofessor der Universität Graz.

Leben und Wirken

Ludwig Reich besuchte in Mödling die Volksschule und das Gymnasium und legte 1958 die Matura ab. Danach studierte er an der Universität Wien Mathematik und theoretische Physik und war von 1961 bis 1963 wissenschaftliche Hilfskraft. 1963 wurde er in Wien bei Karl Prachar und Edmund Hlawka mit der Arbeit Beiträge zur algebraischen Geometrie unter den Auspizien des Bundespräsidenten zum Dr. phil. promoviert. 1967 ging er als wissenschaftlicher Assistent von Ernst Peschl an die Universität Bonn, wo er sich 1967 habilitierte. Von 1970 bis 1971 hatte er als Wissenschaftlicher Rat eine Professur an der Universität Würzburg. 1971 wurde er als ordentlicher Professor an die Universität Graz berufen. Dort war er von 1971 bis 1975 und von 1992 bis 1994 Institutsvorstand des Mathematischen Instituts, von 1979 bis 1981 war er Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät.

Ludwig Reich wurde 1989 korrespondierendes und 1992 wirkliches Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Mitglied der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft, war 1989 bis 1993 deren Vorsitzender und wurde als Ehrenmitglied gewählt.

Ludwig Reich ist oder war Herausgeber oder Mitherausgeber der Grazer Mathematischen Berichte (ab 1985), der Mathematica Pannonica (ab 1989, seit 2010 ehrenhalber), des Journal of the Egyptian Mathematical Society (ab 1994), der Aequationes Mathematicae (ab 1996, jetzt ehrenhalber) und der Sitzungsberichte der Mathematischen, Physikalischen und Technischen Wissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ab 1998). Er war Mitglied im Redaktionskollegium der Vereinszeitschrift Internationale Mathematische Nachrichten der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft.

Zu seinen Forschungsgebieten gehören die Theorie der gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen in der komplexen Ebene. Besondere Interessengebiete sind Dynamische Systeme, besonders die Iteration holomorpher Funktionen und die Theorie der Funktionalgleichungen.

Auszeichnungen und Ehrungen

Der 1990 entdeckte Hauptgürtelasteroid (29185) Reich wurde auf Vorschlag des Mitentdeckers Lutz D. Schmadel nach ihm benannt.

Schriften

Ludwig Reich ist Autor oder Mitautor von über 100 Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften, unter anderem:

  • Beiträge zur algebraischen Geometrie. 3 Teile. Springer, Wien 1963, DNB 560819005.
  • Typen analytischer Differentialgleichungssysteme in der Nähe einer Gleichgewichtslage im Falle mehrfacher Eigenwerte des linearen Anteils. In: Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. Band 176, S. 466–476. Sonderdruck: Springer, Wien/New York 1968, DNB 750199652.
  • Holomorphe Integrale verallgemeinerter Briot-Bouquetscher Differentialgleichungen. In: Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. Band 176, S. 440–463. Sonderdruck: Springer, Wien/New York 1968, DNB 750304405.
  • Über den Anziehungsbereich eines Fixpunktes bei biholomorphen Abbildungen des Cn. In: Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. Band 179, S. 123–144. Sonderdruck: Springer, Wien/New York 1971, DNB 575753323.
  • Über analytische Iteration linearer und kontrahierender biholomorpher Abbildungen. Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, St. Augustin 1971, DNB 457910364.
  • mit Ernst Peschl: Beispiel einer kontrahierenden biholomorphen Abbildung, die in keine Liesche Gruppe biholomorpher Abbildungen einbettbar ist. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Sitzungsberichte. Nr. 5, 1971, S. 82–92. Sonderdruck: Beck, München 1971, ISBN 978-3-7696-4609-2.
  • Über regulär-singuläre Stellen von Lösungen einer Klasse linearer partieller Differentialgleichungen. Forschungszentrum Graz. Mathematisch-Statistische Sektion, Graz 1973, DNB 850496195.
  • Bemerkungen zum Gauss’schen Lemma und zum Satz von Eisenstein. Forschungszentrum Graz. Mathematisch-Statistische Sektion, Graz 1973, DNB 850496209.
  • Erste Integrale und Normalformen analytischer Differentialsysteme. Forschungszentrum Graz. Mathematisch-Statistische Sektion, Graz 1976, DNB 850504465.
  • mit Josef Unger: Derivationen höherer Ordnungen als Lösungen von Funktionalgleichungen. Fachbibliothek für Mathematik, Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 1998, DNB 954180135.

Literatur

  • Detlef Gronau: Ludwig Reich zum 60. Geburtstag. Eine Würdigung. In: Mathematica Pannonica. 11/2, 2000, S. 155–163 (online, PDF; 630 kB).
  • Peter Flor: Festkolloquium für Ludwig Reich. In: Internationale Mathematische Nachrichten. 64. Jahrgang, Nr. 213, April 2010, S. 66–67 (online, PDF; 991 kB).
  • Harald Fripertinger, Wolfgang Prager, Jens Schwaiger (Hrsg.): Festkolloquium für Ludwig Reich aus Anlass seines 70. Geburtstages. Karl-Franzens-Universität, Graz 2011, DNB 102690773X.
  • Harald Fripertinger, Wolfgang Prager, Jens Schwaiger, Jörg Tomaschek (Hrsg.): Ludwig Reich 75. A tribute by students, colleagues, and friends (= Grazer mathematische Berichte. Nr. 363). Institut für Mathematik, Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 2015, OCLC 971416048 (Inhaltsverzeichnis, PDF; 279 kB).

Einzelnachweise

  1. Ludwig Reich auf der Website der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
  2. Ehrenmitglieder der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft
  3. Ludwig Reich auf online.uni-graz.at
  4. Verleihung von hohen Bundesauszeichnungen auf kommunikation.steiermark.at
  5. Ludwig Reich auf dem Dokumentenserver Researchgate
  6. Mitteilung. In: Wissensbilanz 2011. Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 2012, S. 79 (PDF; 15 MB).
  7. News auf jtomaschek.eu
  8. (29185) Reich auf ssd.jpl.nasa.gov
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.