Bei den Luftangriffen auf Düsseldorf wurde die Stadt während des Zweiten Weltkrieges stark zerstört. Den schwersten Angriff erlitt sie am 12. Juni 1943, als durch gezieltes Bombardement der britischen Royal Air Force ein Feuersturm entfacht wurde, der den historischen Stadtkern, die Innenstadt und weitere angrenzende Stadtteile weitgehend zerstörte.

Vorgeschichte

Als „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ lag die Stadt seit Kriegsbeginn im Fokus britischer Luftangriffe. Der erste britische Luftangriff am 14. Mai 1940 auf die Stadtteile Flingern und Oberbilk, der vor allem den Hermannplatz und die Dorotheenstraße traf und sieben Verletzte sowie ein Todesopfer forderte, richtete allerdings nur kleinere Schäden an. Am 7. Dezember 1940 fielen rund 700 Stabbrandbomben und etwa 50 Sprengbomben auf die Stadtmitte, Pempelfort, Flingern, Oberbilk und Benrath. Es folgten zahlreiche weitere kleinere Angriffe. In der Nacht zum 1. August 1942 erlebten die Düsseldorfer den ersten Großangriff. Dieser erste Großangriff leitete eine Serie von Angriffen ein, die mit der Vernichtung von mehr als der Hälfte der Bausubstanz Düsseldorfs endete. Bei einem weiteren Großangriff am 11. September 1942 wurde u. a. das Rathaus schwer beschädigt.

Die insgesamt weit über 243 Angriffe kosteten über 6000 Zivilisten das Leben.

Der erste Großangriff in der Nacht zum 1. August 1942

Bei dem 113. Luftangriff auf Düsseldorf am 1. August 1942, dem ersten Großangriff, warf ein britischer Verband fast 14 000 Stabbrandbomben vor allem über der Innenstadt, Oberkassel und den südlichen Stadtteilen ab. Zum ersten Mal wurde auch die Königsallee getroffen, und vor allem im Bereich von Oststraße und Friedrich-Ebert-Straße entstanden erhebliche Schäden.

Düsseldorf hatte ca. 250 Opfer zu betrauern, die Nachbarstadt Neuss 34. Rund 12.000 Einwohner wurden durch den Angriff obdachlos. 314 Wohngebäude waren nach dem Angriff total zerstört, 654 schwer beschädigt, 1.628 mittel und 9.030 leicht. Hinzu kamen diverse öffentliche Gebäude, Industrieanlagen und Einrichtungen der Wehrmacht.

Flak und Nachtjäger brachten in dieser Nacht einige der 630 beteiligten Bomber zum Absturz. Ein Wellington-Bomber stürzte bei Düsseldorf-Knittkuhl ab.

Angriff am 12. Juni 1943

Die genaue Auswahl der zu bombardierenden Stadtteile wurde anhand von Luftbildern, Bevölkerungsdichtekarten und Brandversicherungskatasterkarten getroffen. Die Katasterkarten waren vor dem Kriege durch deutsche Feuerversicherungen bei britischen Rückversicherungsgesellschaften hinterlegt worden. Die Düsseldorfer Altstadt wurde als Kerngebiet des Angriffs ausgewählt, da hier der Holzanteil an der Gesamtbaumasse am höchsten war. Damit stellte sie zum Entfachen eines Feuersturms in Düsseldorf das optimale Kernzielgebiet dar.

Vor dem Bombardement wurde das Zielgebiet von Mosquito-Schnellbombern durch rote und grüne Markierungskörper (sogenannte Christbäume) abgegrenzt. Dies wurde überwacht durch einen in großer Höhe fliegenden Masterbomber, der über Funk mit den Markierungsfliegern verbunden war. Der Angriff begann um 1:15 Uhr mit dem Setzen der Markierungskörper.

Das Bombardement

Das Zielgebiet des Angriffs auf Düsseldorf stellte im Wesentlichen das dichtbesiedelte Stadtzentrum – insbesondere die Altstadt – dar. Das Bombardement begann um 1:25 Uhr. Der gesamte Angriff dauerte eine Stunde und 20 Minuten. Zuerst wurden 1.300 Sprengbomben sowie mehrere hundert Luftminen abgeworfen. Durch die Druckwellen der Explosionen wurden die Dächer aufgerissen. Danach wurden mehr als 225.000 Elektron-Thermit Stabbrandbomben über dem Stadtgebiet abgeworfen, die nun in die aufgerissen Dachstühle der Häuser fielen und diese innerhalb kürzester Zeit in Brand versetzten. Binnen einer Stunde breiteten sich tausende kleinere Gebäudebrände zu einem Feuersturm aus. In den angegriffenen Stadtteilen Derendorf, Düsseldorf-Zentrum und in der Düsseldorfer Südstadt entstand ein 40 Quadratkilometer großes Feuermeer mit insgesamt etwa 9000 Einzelbränden.

Schäden und Opfer

Bei diesem Großangriff wurden rund 600 Menschen getötet und mehr als 3 000 Menschen verwundet. Zerstört oder stark beschädigt wurden u. a. 16 Kirchen, 13 Krankenhäuser, 28 Schulen und mehrere tausend Wohngebäude. Weite Teile der Innenstadt, von Derendorf, Carlstadt, Friedrichstadt, Unterbilk, Bilk, Oberbilk und der Südstadt waren völlig zerstört. Ausgedehnte Schäden entstanden in dem gesamten Gebiet zwischen Reeser Platz im Norden und Klinikum im Süden.

Weitere Angriffe und Schäden

Ein weiterer Großangriff in der Nacht vom 3. auf den 4. November 1943 forderte 622 Menschenleben. Noch größere Schäden entstanden in der Nacht vom 22. auf den 23. April 1944, als 1.200 Menschen getötet und 20.500 obdachlos wurden. Ein weiterer Großangriff in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1944 hatte 748 Tote und 15.000 Obdachlose zur Folge.

Später folgten weitere Angriffe, die bis Kriegsende in Düsseldorf mit insgesamt 1,14 Millionen Brandbomben eine gewaltige Verwüstung hinterließen. Es waren im Bereich der Kernstadt 93 % aller Wohnhäuser, 96 % der öffentlichen und 93 % der Geschäftsgebäude zerstört oder beschädigt worden. Von 535.000 Bewohnern zu Kriegsbeginn war ein großer Teil aus der Stadt geflohen. Bei Kriegsende lebten weniger als 250.000 in den Ruinen Düsseldorfs. 10.000.000 Kubikmeter Trümmerschutt waren zu entfernen.

Rezeption

Den Luftangriff vom 12. Juni 1943 erwähnte der britische Premierminister Winston Churchill ausdrücklich in einer Rede, die er am 30. Juni 1943 anlässlich der Verleihung der Londoner Ehrenbürgerwürde hielt. Dieser Angriff, so Churchill, hätte die Überlegenheit der britischen Luftwaffe schlagend vor Augen geführt. In Düsseldorf ging der Luftangriff vom 12. Juni, der am Samstag vor Pfingsten 1943 stattgefunden hatte, unter der Bezeichnung „Pfingstangriff“ in die Geschichte ein.

Siehe auch

Literatur

  • Stadtarchiv Düsseldorf, IV 483, Garten- und Friedhofsamt, 25. September 1944; IV 481, Hauptamt, 15. März 1944 und Broschüre.
  • Alfons Houben: Düsseldorf. Stunde Null. 1945/46 – Ende und Anfang, Düsseldorf 1985.
  • Peter Hüttenberger: Die Industrie- und Verwaltungsstadt (20. Jahrhundert), In: Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert, Bd. 3, Düsseldorf 1989.
  • Dokumentation zur Geschichte der Stadt Düsseldorf. Im „Dritten Reich“ 1935–1945, Quellensammlung, hrsg. v. pädagogischen Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf, Düsseldorf 1983.
  • Friedrich-Wilhelm Henning: Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1981.
  • Clemens von Looz-Corswarem: Die Stadt in Trümmern – Düsseldorf im Zweiten Weltkrieg. In: Der Düsseldorf Atlas. Geschichte und Gegenwart der Landeshauptstadt im Kartenbild, Köln 2004, S. 48 f.
  • Clemens von Looz-Corswarem: Das Rechnungsbuch der Stadt Düsseldorf aus dem Jahre 1540/41. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte in der Mitte des 16. Jahrhunderts. In: Düsseldorfer Jahrbuch 72 (2001), S. 13–95.
  • Anna Schack: Das Haus Nr. 131, Flensburg/Hamburg 1946, Neuausgabe Berlin 2013 PDF
  • Gaby und Peter Schulenberg: Ein Bunker für Jan Wellem. In: Archäologie im Rheinland 2002, Stuttgart 2003, S. 221–223.
  • Olaf Steinacker: Bombenkrieg über Düsseldorf, Gudensberg-Gleichen 2003.
  • Hugo Weidenhaupt: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, Düsseldorf 1983 (9).
  • Volker Zimmermann: In Schutt und Asche. Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Düsseldorf, Düsseldorf 1995.
  • Marcel Lesaar: Luftangriff auf Düsseldorf und Neuss. Books on Demand, Norderstedt, ISBN 978-3-7460-9779-4.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Friedrich-Wilhelm Henning: Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart. Düsseldorf 1981, S. 84 f.
  2. Benedikt Mauer: Düsseldorf im Bombenkrieg, Webseite im Portal langzeitarchivierung.bib-bvb.de
  3. Marcel Lesaar: Luftangriff auf Düsseldorf und Neuss. Books on Demand, Norderstedt, ISBN 978-3-7460-9779-4.
  4. 1 2 3 Friedrich-Wilhelm Henning: Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region. Bd. 2: Von 1860 bis zur Gegenwart. S. 93–117 f.
  5. A. C. Grayling: Die toten Städte: Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? München 2009, S. 369.
  6. A. C. Grayling: Die toten Städte: Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? S. 374.
  7. A. C. Grayling: Die toten Städte: Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? S. 380.
  8. Florian Schmitz: Pfingstangriff: Bomber legen Düsseldorf in Schutt und Asche. In: Westdeutsche Zeitung. 10. Juni 2013 (wz.de).
  9. Düsseldorf im Bombenkrieg, Webseite im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 15. Januar 2016.
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