Luonnotar ist eine Sinfonische Dichtung von Jean Sibelius mit der Opuszahl 70 aus dem Jahr 1910. Sie wurde aber erst 1913 beim Gloucester Three Choirs Festival aufgeführt. Die Spieldauer beträgt etwas über neun Minuten.
Hier greift Sibelius wieder auf die finnische Nationaldichtung Kalevala von Elias Lönnrot zurück, wie schon bei zahlreichen anderen Werken. Diesmal fügt er dem Werk eine weibliche Sopranstimme bei, die erzählt, wie die Welt erschaffen wurde. Im Gedicht heißt es: „Es war eine Maid, die Tochter des Himmels, die schöne Luonnotar.“ Sie ist schwanger, aber sie kann das Kind nicht gebären, und deswegen ruft sie Ukko an, den Gott des Weltalls, der einen Wirbelsturm schickt, aus dem ein Vogel zu ihr kommt und ein Ei in ihren Schoß legt. Dieses Ei verbreitet ein mächtiges Feuer in ihr. Als es zerspringt, bildet die obere Schalenhälfte die Himmelskuppel, der Dotter die Sonne, das Eiweiß den Mond und die Splitter die Sterne.
Das Sopransolo ist episch und expressiv zugleich, die Orchesterfarben sind sehr fein gewebt. Der Sopran-Part gilt als sehr anspruchsvoll, nicht zuletzt wegen des großen Tonumfangs (b bis ces'''). Bei der Uraufführung und der finnischen Erstaufführung sang jeweils die Widmungsträgerin Aino Ackté.
Literatur
- Noël Goodwin (Übersetzung: Inge Moore) im Beiheft der Lemminkäinen-Suite mit dem Royal Scottish National Orchestra unter Alexander Gibson von 1978, Text 1992.
Einzelnachweise
- ↑ Der gesungene Text ist eine von Sibelius auf 43 Verse gekürzte und bearbeitete Fassung von Rune 1, Verse 111–242: Luonnotar. In: lieder.net – The LiederNet Archive. (finnisch). – Deutsche Übersetzung der ungekürzten Kalevala-Textvorlage: Kalewala, Erste Rune.
- ↑ CD-Beiheft zur Aufnahme mit Vladimir Ashkenazy, Decca 1982. Englischer Text von Ben Pateman und abweichender deutscher Text eines nicht genannten Verfassers.