Als Luxemburger Zwangsrekrutierte (luxem. Zwangsrekrutéierten) werden die Luxemburger Männer bezeichnet, die während des Zweiten Weltkrieges in der deutschen Wehrmacht gegen ihren Willen Dienst leisten mussten. Der entsprechende Ausdruck für die rund 130.000 zwangsweise eingezogenen elsässischen und lothringischen Soldaten heißt auf Französisch Malgré-nous.

Zweiter Weltkrieg

Als Zwangsrekrutierte (frz. Enrôlé de force) werden (zumeist) junge Menschen bezeichnet, die gezwungen werden, in einer fremden Armee zu dienen. Die Wehrpflicht im annektierten Luxemburg wurde am 30. August 1942 durch Gauleiter Gustav Simon angekündigt. Zu Beginn waren durch diese Regelung lediglich die Jahrgänge 1920 bis 1924 betroffen, später wurde die Wehrpflicht auf die Jahrgänge 1925 bis 1927 erweitert. Eigentlich verstieß die damalige deutsche Regierung gegen ihr eigenes Wehrgesetz vom 21. Mai 1935, das die Reichszugehörigkeit als Voraussetzung für die Wehrpflicht vorschrieb. Der Erlass führte zu einem landesweiten Generalstreik, der jedoch niedergeschlagen wurde. Luxemburger, die sich der Zwangsrekrutierung entziehen wollten oder sich am Streik beteiligten, wurden in das KZ Hinzert in der Nähe von Trier deportiert.

Ein Zufluchtsort für Luxemburger Männer war die Galerie Hondsbësch, ein stillgelegter Bergwerksteil bei Niederkorn, in dem sich zeitweise bis zu 122 Flüchtlinge verbargen.

Ähnliche durch die deutsche Zivilverwaltung erlassene Regelungen zur Wehrpflicht führten dazu, dass die männlichen Elsässer, Lothringer aus dem CdZ-Gebiet Lothringen, und die deutschsprachigen belgischen Wehrtauglichen aus den sogenannten Ostkantonen eingezogen wurden. Besonders der Umstand, dass die Wehrpflichtigen gegen die eigenen Alliierten kämpfen mussten, war für die Betroffenen schlimm.

Zwischen 1943 und 1945 gerieten 1900 Luxemburger Zwangsrekrutierte in sowjetische Kriegsgefangenschaft von denen etwa 1000 ins Kriegsgefangenenlager Tambow kamen. 165 überlebten die Bedingungen dort nicht und liegen auf dem benachbarten Friedhof von Rada. 38 verstarben im Krankenhaus von Kirsanow und 50 weitere kamen auf dem Rückweg in die Heimat ums Leben.

Im Zuchthaus Sonnenburg wurden am 30. Januar 1945 kurz vor der Befreiung durch die Rote Armee bei einem Endphaseverbrechen auch 91 Luxemburger (meist Zwangsrekrutierte) ermordet.

Nachkriegszeit

1960 gründeten die westeuropäischen Zwangsrekrutierten aus dem Elsass, Lothringen, Luxemburg und Belgien die „Internationale Föderation der Zwangseingezogenen, Opfer des Nazismus“ mit Sitz in Luxemburg und veröffentlichten 1965 das Memorandum „La Grande Honte“ (Die große Schande), um Druck für eine Entschädigung aus Deutschland aufzubauen. 1972 erkannte das Auswärtige Amt die Zwangseingliederung in die Wehrmacht als elementaren Menschenrechtsverstoß an, hielt aber Entschädigungszahlungen erst nach Abschluss eines Friedensvertrages für möglich. In den 1980er Jahren zahlte die deutsche Bundesregierung 250 Millionen DM als symbolische Entschädigung in einen Fonds, d. h. etwas mehr als 3000 DM pro Person an die noch lebenden etwa 80.000 Betroffenen.

2012 wurde auf dem Friedhof „Peter und Paul“ in Tambow ein Denkmal für die zwangsrekrutierten Luxemburger des Gefangenenlagers Tambow eingeweiht.

Im ehemaligen Bahnhof Hollerich, von dem die Zwangsrekrutierten abfuhren, wurde 1996 als Gedenkstätte das Mémorial de la Déportation eingerichtet, das an die Deportation der Juden, Zwangsrekrutierten und Widerständler erinnert.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. André Hohengarten: Die Zwangsrekrutierung der Luxemburger zur Wehrmacht und das SS-Sonderlager/KZ Hinzert, pdf, Hinzert 2006
  2. Direktiv iwwer d’Rechtslage der Luxemburger, déi am Lager Hirschberg de 5. Abrëll 1943 bekannt gouf = Richtlinie über die rechtliche Situation von Luxemburg, die am Lager Hirsch am 5. April 1943 bekanntgegeben wurde
  3. Rückkehr aus dem Gefangenenlager Tambow, Luxemburger Wort, erschienen 5. November 2015, abgerufen am 4. August 2016.
  4. Massaker von Sonnenburg – Massenmord nach 70 Jahren noch tief im Gedächtnis, Luxemburger Wort, 30. Januar 2015, abgerufen am 27. Oktober 2015.
  5. Manfred Kittel: Deutschsprachige Minderheiten 1945: ein europäischer Vergleich, Oldenbourg Verlag, 2007, ISBN 3-486-58002-7, S. 451 ff.
  6. Gegen das Vergessen, Tageblatt, erschienen 26. September 2012, abgerufen am 4. August 2016.
  7. Museum Bahnhof Hollerich, Gedenkstättenportal zu Orten der Erinnerung in Europa, abgerufen am 29. August 2016.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.