Lysander (altgriechisch Λύσανδρος Lýsandros; † 395 v. Chr. bei Haliartos) war ein spartanischer Staatsmann sowie Feldherr und Nauarch, der im Peloponnesischen Krieg und im Korinthischen Krieg wirkte.

Leben und Wirken

Lysander stammte aus einer vornehmen spartanischen Familie, die ihren Stammbaum auf Herakles zurückführte; Lysanders Vater Aristokritos war zudem Libys von Kyrene durch Gastfreundschaft verbunden.

Lysander übernahm 408 v. Chr. das Oberkommando über die spartanische Flotte und besiegte 407 oder 406 v. Chr. (die Datierung ist umstritten) bei Notion die Athener, nachdem er das Vertrauen des Perserprinzen Kyros des Jüngeren und somit die finanzielle Unterstützung des Perserreichs gewonnen hatte. Kurz darauf musste er das Kommando jedoch turnusmäßig an Kallikratidas abtreten, der wesentlich schlechtere Beziehungen zu Kyros unterhielt. Nach der spartanischen Niederlage bei den Arginusen wurde Lysander inoffiziell wieder Kommandeur der spartanischen Streitkräfte (offiziell hätte er das Amt nicht wieder bekleiden dürfen).

Nachdem Lysander in der Schlacht bei Aigos Potamoi (405 v. Chr.) ein entscheidender Sieg über die letzte athenische Flotte gelungen war und Athen in der Folge mit Ausnahme von Samos alle Bündnispartner verloren hatte, wurde es 404 v. Chr. mittels Blockade des Piräus zur Kapitulation gezwungen. In Athen schaffte Lysander die Demokratie zugunsten einer Oligarchie ab; bedeutsam ist, dass die siegreichen Samier daraufhin beschlossen, Lysander göttliche Ehren zukommen zu lassen. Dies ist das früheste bezeugte Beispiel für eine solche Praxis. Viele Forscher sehen hierin eine Früh- bzw. Vorform des später im Hellenismus üblichen Herrscherkultes bzw. des späteren römischen Kaiserkultes.

Auch in den ehemaligen athenischen Bündnispoleis wurden spartafreundliche Regimes (die „Dreißig“) installiert. Da aber seine Politik nicht von der spartanischen Regierung gebilligt wurde, konnte Athen wieder zur Demokratie zurückkehren. Obwohl Lysander in diesem innenpolitischen Kampf unterlag, behielt er weiterhin eine Machtfülle, die er unter anderem durch die Unterstützung des späteren spartanischen Königs Agesilaos 399 v. Chr. auf den Thron auszuspielen wusste.

Lysander fiel im Herbst 395 v. Chr. zu Beginn des Korinthischen Krieges in einem Scharmützel vor Haliartos. König Pausanias ließ seinen Leichnam bei Panopeus bestatten. Lysander galt als einer der größten spartanischen Feldherren, der sich aber durch seinen Hochmut und seinen Ehrgeiz viele Feinde geschaffen habe.

Rezeption

In Joseph Victor Widmanns Lysanders Mädchen. Lustspiel in einem Akt (Huber, Frauenfeld 1901 und 1911) wurden spartanische Tugenden wie Schlichtheit, Ungestüm und Stolz, athenische Klugheit sowie die Kunst der Diplomatie miteinander verwoben.

Literatur

  • Detlef Lotze: Lysander und der Peloponnesische Krieg. Berlin 1964.
  • Karl-Wilhelm Welwei: Lysandros. In: Der Neue Pauly. Bd. 7, 1999, Sp. 596f.
  • Karl-Wilhelm Welwei: Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht. Klett-Cotta, Stuttgart 2004.

Anmerkungen

  1. Diodor 14,13. Demnach war Libys König von Kyrene, wenngleich anderen Quellen zufolge das Königtum in Kyrene zu diesem Zeitpunkt bereits erloschen war.
  2. Hans-Josef Klauck: Die religiöse Umwelt des Urchristentums. Stuttgart 1996, S. 19ff.
  3. Karl-Wilhelm Welwei: Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht. Stuttgart 2004, S. 269.
  4. Plutarch, Lysandros 29
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