Auf dem Gebiet des heutigen Oberösterreich ist als erste Münzstätte die alte Stadt Enns zwischen 1185 und 1331 urkundlich belegt. Nach der Ausbildung des Landes ob der Enns, in dem Enns nur mehr an der Landesgrenze zu liegen kam, bekam Enns zunehmend Konkurrenz durch Linz. Herzog Albrecht VI. ließ noch sowohl in Linz als auch in Enns Münzen herstellen, aber unter Ferdinand I. gab es in Oberösterreich nur noch die Münzstätte Linz.

Linzer Münze unter Albrecht VI. (1458–1459)

Herzog Albrecht VI. übernahm 1458 die Herrschaft in Österreich ob der Enns und kümmerte sich umgehend um das Münzwesen. Bereits am 13. Juli 1458 bestellte er Hansmann Beyland (auch Weyland oder Wieland) von Wesel auf sechs Jahre zum Münzmeister „zu Linz oder wo er dies sonst befehlen“ würde. ln den vier Münzordnungen Albrechts zwischen Juli 1458 und Oktober 1459 wird einmal Linz und dreimal Enns mit dem Zusatz „oder wo wir das schaffen werden“ genannt, während die dritte oberösterreichische Münzstätte Freistadt nicht ausdrücklich erwähnt wird. Aus den wenigen Münzfunden ist zu schließen, dass in den Jahren 1458 und 1459 in Linz geprägt und die Münzestätte danach nach Enns verlagert wurde. Das Münzhaus in Linz ist leider nicht mehr lokalisierbar, während in Enns das Haus Hauptplatz 19 (heute Museum Lauriacum) dazu diente. Ein genaues Ende der Münzstätte Enns ist derzeit nicht bekannt. Mit dem Tod Albrechts fiel das Land an Friedrich III., unter dem die Ennser Prägetätigkeit bald ausgelaufen sein dürfte.

Nach der Bestimmung Albrechts sollten in Linz Goldgulden, Groschen und Kreuzer erzeugt werden, es wurden aber nur traditionelle Pfennige und Kreuzer geprägt. Nach Erhöhung des Schlagsatzes waren wöchentlich, jeweils am Samstag, 200 Pfund Pfennig an die herzogliche Kammer abzuliefern. Das entspricht etwa einer Produktion von 100.000 Pfund Pfennigen pro Jahr. Die vierte Münzordnung Albrechts senkte andererseits den Münzfuß, wodurch es zu einer Überschwemmung des Landes mit schwarzen Pfennigen kam und niemand mehr die sogenannten Schinderlinge annehmen wollte. Aus diesem Grunde begannen im Jahr 1460 Friedrich III. in Wien und Albrecht VI. in Enns mit der Münzung von Weißpfennigen.

Münzmeister Weyland wurde, weil er sich ohne Erlaubnis des Erzherzogs von seinem Dienst entfernt hatte, im Jahr 1460 festgenommen und nach Konfiszierung seiner Habe wieder freigelassen. Aber auch der Ennser Münzmeister Hans Jäger musste wegen Unregelmäßigkeiten Urfehde schwören und auf seine Besitzungen in Enns und anderswo verzichten.

Linzer Münze unter Ferdinand I. (1526–1558)

Nach Regierungsantritt und Hochzeit im Frühling 1521 begann der spätere Kaiser Ferdinand I. unverzüglich mit einer Neuordnung des Münz- und Geldwesens. Am 15. Februar 1524 publizierte der Wiener Münzmeister Thomas Beheim die für Österreich und Tirol gültige neue Münzordnung, die Ferdinand I. am Esslinger Münztag im Oktober 1524 aber leider nicht reichsweit durchsetzen konnte. Die Schlacht bei Mohács am 29. August 1526 war für die Errichtung der Münzstätte in Linz ausschlaggebend. Denn sowohl der damit verbundene Gebietszuwachs von Böhmen und Westungarn als auch die unmittelbar drohende Türkengefahr verschärfte die Münzfrage weiter. Erzherzog Ferdinand bestellte im Dezember 1526 Münzmeister für Linz und Graz, zwei der insgesamt 19 Münzprägeanstalten während seiner Regierungszeit (Hall, Linz, Wien, Pressburg; St. Veit, Klagenfurt und Graz südlich der Alpen; Joachimstal, Kuttenberg und Prag in Böhmen; Breslau, Teschen, Neusohl, Kremnitz, Kaschau, Nagybanya und Hermannstadt im Osten; Stuttgart und Thann im Westen).

Linzer Münzmeister

Der Augsburger Hans Stengl (Stängl, Stenngl) wandte sich im Oktober 1526 an Erzherzog Ferdinand mit der Bitte, eine Münzstätte in Linz zu errichten. Er werde die Kosten selber tragen und das nötige Silber für die Münze besorgen. Stengl besaß nämlich eine Silbermine in Krumau, die heranrückenden Osmanen, die Wien 1529 belagerten, störten jedoch Stengls Silberhandel mit Wien und Ofen und brachten ihn in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Erzherzog Ferdinand ließ seinerseits Gold und Silber aus Klöstern und Kirchen sammeln und nach Linz bringen. Hans Stengl wurde im Dezember 1526 zum Münzmeister bestellt, hielt sich aber teilweise nicht an die Abmachungen. Die niederösterreichische Kammer bemängelte, dass er mindestens die Hälfte in Kleinmünzen auspräge, obwohl nach Münzordnung nur ein Viertel erlaubt sei. Nach vielen weiteren Beschwerden wurde Stengl 1534 abberufen.

Der neue Münzmeister Ruprecht Puellacher, der schon 1531 als Schmiedmeister in Linz erwähnt worden war, kaufte Silber aus den Krumauer Gruben von Jobst und Peter Rosenberg. Der vom Herzog geschätzte Puellacher erhielt 1538 die Erlaubnis, auch Goldmünzen zu erzeugen (Goldmünzen wurden damals nur in Wien, Kremnitz, Graz und Klagenfurt hergestellt). Ruprecht Puellacher sprang auch bei Spezialaufträgen zur schnellen Geldbeschaffung ein, so schlug er auf Grund eines Schreibens vom 11. September 1543 aus Prag in aller Eile 1700 Goldmünzen zur Zufriedenheit des Landesfürsten. Im Jahr 1545 wurde Ruprecht Puellacher nach Joachimstal befördert, wohin er mit seiner Familie übersiedelte. Er behielt jedoch weiterhin auch seine Münzmeisterstelle in Linz, für die sein Bruder Wolfgang Puellacher als Verwalter bestellt wurde. Der Abgang von Ruprecht Puellacher führte zusammen mit dem neuen Reichsfuß (Festlegung des Feingehaltes durch die 2. Reichsmünzordnung von 1551) jedoch zum Niedergang der Linzer Münze und 1558 schließlich zur vollständigen Einstellung der Münztätigkeit, im Jahr in dem Ferdinand I. zum Kaiser proklamiert wurde und genau hundert Jahre nach Beginn der Linzer Münze. Das „Münzgezeug“ wurde 1569 ins alte Dominikanerkloster nach Budweis gebracht, wohin die Prager Münzer vor der in Prag grassierenden Pest geflohen waren und wo bis 1611 Münzen geprägt wurden.

Linzer Münzschreiber

Der Landesfürst behielt sich die Bestellung eines Münzschreibers vor. Dieser hatte die Silberlieferungen aufzuzeichnen, die Güsse zu kontrollieren und versiegelte Proben aufzubewahren, die nur auf Befehl des Herzogs oder der niederösterreichischen Kammer geöffnet werden durften. Der Münzschreiber sollte im Münzhaus selbst oder in dessen Nachbarschaft wohnen, um jederzeit sein Amt ausüben zu können. Am 22. Dezember 1526 erhielt Jakob Hartmann seine Instruktion als Münzschreiber. Im Jahr 1528 folgten ihm Sigmund Petinger und wenige Monate später Wolfgang Grünthaler nach.

Linzer Münzen

Aus der Zeit Stengls stammen Pfundner (12 Kreuzer), Sechser (6 Kreuzer) und Pfennige. Ab 1534 wurden in Linz auch Groschen (3 Kreuzer) und einfache Kreuzer erzeugt. Ab 1536 wurden Taler und Halbtaler aus dem angelieferten Silber geprägt. Seit 1539 sind Linzer Goldmünzen belegt. Ab 1542 kam der Vierteltaler hinzu.

Alle Münzen zeigen auf dem Avers ein Brustbild des nach links oder rechts blickenden Ferdinand mit Krone und im Harnisch, der in der einen Hand das Zepter und mit den abgewandten Hand den Schwertknauf hält. Die Umschrift zeigt folgenden Text, wobei die kursiv gesetzten Buchstaben wegen Platzmangel auf manchen Münzen fehlen, die normal gedruckten Buchstaben aber stets geprägt wurden:

 FERDINAND D G ROM HVNG BOE DAL CRO ETC REX

Diese Zeichen stehen für

 Ferdinandus Dei Gratia Romanorum Ungariae Boemiae Dalmatiae Croatiae Etcetera Rex
 Ferdinand, aus Gottes Gnaden König von Rom, Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien etc.

Auf dem Revers ist der stets nach links blickende Adler mit dem obderennsischen Wappen abgebildet, und es findet sich folgende Umschrift:

 INF HISPA ARCHIDVX AVSTRIE DVX BVRGVN

Das bedeutet

 Infans Hispaniarum, Archidux Austriae, Dux Burgundiae
 Spanischer Infant, Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund

Schöne Sammlungen von Linzer Münzen befinden sich im Linzer Schlossmuseum, im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums und in der numismatischen Sammlung des Historischen Museums in Wien.

Linzer Münzhaus

Das ehemalige Münzhaus befindet sich am Pfarrplatz 19, Ecke Rathausgasse 10. Richtung Osten lag der Friedhof der Stadtpfarrkirche (jetzt der gepflasterte Pfarrplatz). Am 20. November 1573 verkaufte Ruprecht Puellachers noch lediger Sohn Georg als Bevollmächtigter seiner Mutter, der Witwe Anna Puellacher, gemeinsam mit weiteren in Regensburg und Straubing ansässigen verwandten Erben das Münzhaus. Nach 1620 wurden die beiden mittelalterlichen Häuser (Münze und Kasten) vereint. Um 1735 erhielt das Haus seine heutige barocke Fassade. Das Haus liegt unweit von Johannes Keplers Wohnhaus und besitzt einen schönen dreigeschoßigen Runderker mit vier eng zusammengerückten Fenstern in jedem Stockwerk.

Wiederbelebungsversuch 1612

Die oberösterreichischen Stände, die 1612 Johannes Kepler als Landeskartograph beschäftigten und 1615 mit Hans Planck den ersten Drucker des Landes bestellten (dessen Nachfolger Crispinus Voytlender die immer noch publizierte Linzer Zeitung gründete), hatten auch Interesse an der Wiederbelebung der heimischen Münzstätte. Landrat Hanns Wilhelm von Zelking richtete Anfang 1612 eine Anfrage an den Budweiser Münzmeister Christoph Mattighofer, dessen Münzstätte im Jahr zuvor nach den Verwüstungen durch das Passauer Kriegsvolk aufgelöst worden war. Mattighofer erstellte ein Gutachten für die Stände und warb für die gewinnbringende Einrichtung einer Münzstätte in Linz. Eine Stellungnahme der Stände ist leider nicht bekannt, aber Christoph Mattighofer starb am 19. Juni 1613 völlig verschuldet, sodass sein Besitz verkauft wurde. Der Versuch der Wiedererrichtung der Linzer Münzstätte scheiterte damit endgültig.

Literatur

  • Heidelinde und Gunter Dimt: Der Linzer Taler. Linz 1990.
  • Fritz Hippmann: Numismata Obderennsia I: Münzen und Geldersatzmittel. Linz 1997.

Einzelnachweise

  1. Münzhaus. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
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