Młynarska Wola (deutsch Herrndorf) ist ein Dorf in der Stadt-und-Land-Gemeinde Młynary (Mühlhausen) im Powiat Elbląski (Elbinger Kreis) der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen.

Geographische Lage

Das Kirchdorf liegt im ehemaligen Ostpreußen in der Landschaft Ermland-Masuren, etwa zweieinhalb Kilometer östlich von Młynary (Mühlhausen), fünfzehn Kilometer nordnordöstlich von Pasłęk (Preußisch Holland), 26 Kilometer nordöstlich von Elbląg (Elbing) und 66 Kilometer nordwestlich von Olsztyn (Allenstein).

Durch die Ortschaft fließt das Flüsschen Gardiene.

Geschichte

Im Deutschordensstaat, in dem es deutsche und preußische Dörfer gab, zählte Herrendorf im 14. Jahrhundert zu den deutschen Dörfern im Kammeramt Burdein oder Bordehnen. Das Kammeramt wurde von der Burg Burdein aus verwaltet, deren genauer Standort in der Neuzeit nicht mehr bestimmt werden konnte. In einer am 3. November 1522 seinem Rat Peter von Dhona (Dohna, früher auch Donaw), Ordenshauptmann auf Mühlhausen, beurkundeten Entschädigungszusage bezeichnet Hochmeister Albrecht von Brandenburg die Dörfer Herrendorf, Ebersbach, Lauck und Hermersdorf als dessen alte Güter, die er ihm wieder verleihen wolle, wenn sie wieder unter den Orden kämen. Peter von Dohna hatte am Reiterkrieg gegen Polen teilgenommen; die Güter kamen 1527 erst wieder in seine Hände. Ihn überlebten acht Söhne und eine Tochter. Ein Jahr vor seinem Tod, 1552, verfasste er handschriftlich ein an seine Nachkommen gerichtetes Memorandum, in dem er seinen Besitzstand umriss. Unter den zwölf Gütern, die er darin sein eigen nennt, war auch Herrendorff.

Im Jahr 1785 wird Herrndorf als ein adliges Kirchdorf mit 35 Feuerstellen (Haushaltungen) beschrieben, das sich im Besitz des Grafen Dohna auf Schlobitten befindet und dessen Kirche die Mutterkirche von Schlobitten ist. Den Status eines adligen Dorfs, das zum adligen Gut Schlobitten gehört, hatte Herrendorff auch noch 1858; 1864 wird Herrendorf unter den Gemeindebezirken aufgeführt.

Herrndorf gehörte im Jahr 1945 zum Landkreis Preußisch Holland im Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, und war in den Amtsbezirk Schlobitten eingegliedert.

Im Frühjahr 1945 wurde die Region von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde die südliche Hälfte Ostpreußens mit Herrndorf von der Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Herrndorf wurde in Młynarska Wola umbenannt. Soweit die deutschen Einwohner nicht vor Kriegsende geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit vertrieben; sie durften später nicht in ihren Besitz zurückkehren.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerzahlAnmerkungen
178035 Feuerstellen (Haushaltungen)
1818244
1858373davon 372 Evangelische und eine katholische Person, auf einer Fläche von 2547 Morgen
1864441am 3. Dezember
1867446am 3. Dezember
1871449am 1. Dezember, davon 429 Evangelische und 20 Katholiken
1910399am 1. Dezember
1933489
1939470

Kirchspiel bis 1945

Das Kirchengebäude in Herrndorf soll aus der Ordenszeit stammen. Herrndorf hatte erst seit 1594 ein eigenes evangelisches Kirchspiel und war ursprünglich zu Mühlhausen eingepfarrt. Seit 1604 war die Gutskirche von Schlobitten eine Filiale von Herrndorf.

Persönlichkeiten

  • Gerhard Spill (1914–1998), Heimatkundler und Hobby-Fotograf, wurde hier geboren

Literatur

  • Herrndorf, Kreis Preußisch Holland, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Herrndorf.
  • Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band III: Das Oberland, Bernhard Teichert, Königsberg 1893, S. 28–31.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Herrndorf, Kreis Preußisch Holland, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Herrndorf).
  2. Lotar Weber: Preussen vor 500 Jahren in culturhistorischer, statistischer und militairischer Beziehung nebst Special-Geographie. Bertling, Danzig 1878, S. 460–462.
  3. Albert Ludwig Ewald: Die Eroberung Preußens durch die Deutschen. Band 4: Die große Erhebung der Preußen und die Eroberung der östlichen Landschaften. Mit einer Orientierungskarte. Halle 1886, S. 249.
  4. Georg Conrad: Regesten ausgewählter Urkunden des reichsburggräflich und gräflich Dohnaschen Majoratsarchivs in Lauck (Ostpr.). Mit Anmerkungen. In: Altpreußische Monatsschrift, Band 32, Königsberg i. Pr. 1895, S. 519–554, insbesondere S. 531–532.
  5. Siegmar Friedrich von Dohna: Die Dohna’s. Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna. Band 1, Berlin 1877, S. 42.
  6. 1 2 Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen, Marienwerder 1785; Anhang: Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 66.
  7. 1 2 Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 118, Ziffer 78.
  8. 1 2 Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: 9. Kreis Pr. Holland. Berlin 1966, S. 10, Ziffer 63.
  9. Amtsbezirk Schlobitten - territorial.de (R. Jehke, 2005)
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: Gr–Ko, Halle 1821, S. 175.
  11. 1 2 Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 174–175, Ziffer 36.
  12. Kreis Preußisch Holland - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  13. 1 2 Michael Rademacher: Prholland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen. Nach gedruckten und ungedruckten Quellen. S. Nipkow, Neidenburg 1890, S. 140-141.
  15. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha 1858, S. 279.
  16. Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band III: Das Oberland, Bernhard Teichert, Königsberg 1893, S. 30–31.
  17. Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Klaus Neitmann, Hrsg.), Band 24, Peter Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-59324-0, S. 134 (eingeschränkte Vorschau).

Koordinaten: 54° 10′ 59,9″ N, 19° 46′ 0,1″ O

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