Maarten van Heemskerck (* 1498 in Heemskerk; † 1. Oktober 1574 in Haarlem; eigentlich Maerten Jacobszoon, auch Martin[us] van Heemskerck, Sohn des Jacob Wilhelmsz. van Veen ) war ein niederländischer Maler, Zeichner und Entwerfer von Druckgrafik der Spätrenaissance.

Wirken

Lehrjahre

Gegen den Willen seines Vaters Jacob Willemsz. van Veen, eines Gutsbesitzers, ging Maarten van Heemskerck in Haarlem bei Cornelis Willemsz. in die Lehre. Später war er Lehrling in der Werkstatt Jan Lucasz. in Delft. Wohl um 1527 ging Maarten zurück nach Haarlem, um in der Werkstatt Jan van Scorels tätig zu werden, der unter Hadrian VI. Inspektor der päpstlichen Kunstsammlungen gewesen und zwischen 1527 und 1530 dort ansässig war. Die Tätigkeit in der Werkstatt van Scorels war unter anderem für Maartens Malstil dieser Zeit so maßgeblich, dass einige Jan van Scorel zugeschriebene Gemälde als Werke von Maarten van Heemskerck identifiziert werden konnten. Bis 1532 arbeitete er für den Kirchenvogt Pieter Jansz. Foppesz., den er mit seiner Familie in dem sogenannten Kasseler Bildnis porträtierte.

Italienreise, 1532–1536/37

1532 brach er zu einer Reise auf, die ihn nach Rom führte, wo er sich mit einem Empfehlungsschreiben an einen Kardinal (vermutlich Kardinal William von Enckenvoirt, ein Vertrauter des verstorbenen niederländischen Papstes Hadrian VI.), einführen konnte. Wegen seiner Geschicklichkeit als Maler und seiner schnellen Arbeitsweise erhielt er rasch Aufträge aus den Ateliers führender römischer Künstler. U.a. arbeitete er zusammen mit Antonio da Sangallo d. J., Battista Franco und Francesco de’ Rossi an der Ausgestaltung der Porta San Sebastiano in Rom als Triumphbogen zu Ehren der Ankunft von Karl V. am 5. April 1536 in Rom. Während seines Aufenthalts fertige er eine große Anzahl von Zeichnungen antiker römischer Skulpturen und anderer Relikte sowie von antiker und zeitgenössischer Architektur, die später zum Teil als Kupferstiche reproduziert und verbreitet wurden. Der größte Teil wird heute in zwei Klebealben, den sogenannten Römischen Skizzenbüchern, im Berliner Kupferstichkabinett aufbewahrt. Wegen der Detailgenauigkeit der Zeichnungen, die heute neben Maarten van Heemskerck zwei weiteren, unbekannten Künstlern (sog. Anonymus A und Anonymus B) zugeschrieben werden, sind die Römischen Skizzenbücher eine wichtige Quelle für die Kunst- und Geschichtswissenschaft und besonders für die Baugeschichte des Petersdoms. Sein Skizzenmaterial diente van Heemskerck in der Folge als Grundlage für seine zahlreichen profanen wie sakralen Darstellungen. Maarten van Heemskerck gilt als Begründer der topografischen Romvedute. In einer 2021 erschienenen Studie wird jedoch die These aufgestellt, dass der Zeichnungsbestand im Berliner Kupferstichkabinett (die Römischen Skizzenbücher) nicht von Heemskerck stamme und dass die Zeichnungen um einige Jahre später als bislang angenommen wurde, um 1535/36–1538, entstanden seien. Der Berliner Zeichnungsbestand umfasst drei aufgelöste Skizzenbücher und Einzelblätter, die nach dieser Argumentation mit wenigen Ausnahmen alle vom selben Autor seien.

Rückkehr nach Haarlem

Nach seiner Rückkehr nach Haarlem 1536/37 bekam Maarten vor allem kirchliche Aufträge, nicht nur für Altarbilder und andere Gemälde, sondern auch zum Entwurf von Wandteppichen und Glasfenstern. Von 1540 bis 1542 war er mit Marie Jacobs Coningsdochter verheiratet; sie starb im Wochenbett. Er wurde außerdem ein führendes Mitglied der Haarlemer Lukasgilde, der Zunft der Maler. Daneben war er von 1553 bis zu seinem Tode 1574 Kirchenmeister der St.-Bavo-Kirche in Haarlem.

Druckgrafisches Werk

Während seiner Zeit in Haarlem entstand ein umfangreiches Œuvre an Kupferstichen, das v. a. seine intensive Auseinandersetzung mit humanistischen und antiquarischen Themen zeigt. Hierfür arbeitete er mit renommierten Verlegern wie Philips Galle und Dirck Volkertsz. Coornhert sowie Humanisten wie Hadrianus Junius zusammen. Unter den über 800 Entwürfen wurden zahlreiche Serien bis ins 17. Jahrhundert mehrmals aufgelegt. Die in ihrer Nachwirkung am bedeutendste Serie ist die 1572 bei Galle erschienene Serie der Weltwunder, Octo mundi miracula, die als erste bildliche Darstellung der antiken Weltwunder in der Neuzeit gilt und bis Johann Bernhard Fischer von Erlachs Serie die Bildtradition dominierte.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Tatjana Bartsch, Maarten van Heemskerck. Römische Studien zwischen Sachlichkeit und Imagination. München, Deutscher Kunstverlag 2019 (Römische Studien der Bibliotheca Hertziana, Bd. 44).
  • Arthur J. DiFuria, Maarten van Heemskerck's Rome. Antiquity, memory, and the cult of ruins. Leiden, Brill 2019.
  • Alessa Rather, Maarten van Heemskerck, die antike Überlieferung und die eigene. Kunstproduktion als Erinnerungswerk, [Diss. Fu Berlin] 2017
  • Rom zeichnen. Maarten van Heemskerck 1532–1536/37. Hrsg. Tatjana Bartsch und Peter Seiler. Berlin, Mann 2012. (Humboldt-Schriften zur Kunst- und Bildgeschichte, Bd. 8).
  • Ilja M. Veldman: Heemskerck, Maarten van. In: Allgemeines Künstlerlexikon (AKL). Band 71, Berlin/Boston, De Gruyter 2011, S. 25.
  • Jefferson Cabell Harrison: The paintings of Maarten van Heemskerck. A catalogue raisonée. Ann Arbor 1997.
  • Rainald Grosshans: Maerten van Heemskerck. Die Gemälde. Berlin 1980.
  • Ilja M. Veldman: Maarten van Heemskerck and Dutch humanism in the sixteenth century. Maarssen 1977.
Commons: Maarten van Heemskerck – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis

  1. Felix Thürlemann: Weshalb die ‚Römischen Skizzenbücher von Marten van Heemskerck‘ nicht von Heemskerck stammen können: Quellenkritische, überlieferungsgeschichtliche und kennerschaftliche Anmerkungen zu zwei Neuerscheinungen. In: 21: Inquiries into Art, History, and the Visual. Band 2, Nr. 1, 28. April 2021, ISSN 2701-1550, S. 47–76, doi:10.11588/xxi.2021.1.79015 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 22. Mai 2021]).
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