Die Mainzer Pforte (auch: Mainzer Tor) war ein Stadttor im äußeren Mauerring der Stadtbefestigung von Worms.
Geografische Lage
Das Tor lag im Norden der Stadt. Hier führte die Fernstraße von Straßburg nach Mainz aus der Stadt Worms heraus. Es lag etwas nördlich der heutigen Straßenkreuzung von Mainzer Straße und Liebfrauenring / Pfortenring. Im Inneren Mauerring führte diese Straße in Richtung Mainz durch die Martinspforte.
Bezeichnung
Nach Abbruch der alten Martinspforte des inneren Mauerringes im 18. Jahrhundert wurde an dieser Stelle ein Zolltor errichtet. Dieser Ersatzbau wurde ebenfalls als „Mainzer Tor“ bezeichnet, was nicht zu Verwechslungen führen darf.
Geschichte
Die Datierung des gesamten äußeren Mauerrings von Worms ist sehr vage. Er wurde spätestens in der zweiten Hälfte der 1360er Jahre, zumindest aber im zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts errichtet. Damit war auch die Mainzer Pforte erforderlich.
Zunächst war sie ein von zwei Türmen geschütztes Tor. 1667 wurde hier der mit sieben Vollgeschossen größte und imposanteste aller Tortürme der Wormser Stadtbefestigung errichtet. Richtung Mainz zeigte er zum Schmuck zwei Seitentürmchen. Vorgestellt war ein Vorhof mit Vortor, Wachhaus, Bastion, Zugbrücke und einer Kapelle.
Bei der Zerstörung von Worms im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 wurde auch der Turm der Mainzer Pforte gesprengt und später nicht mehr wieder hergestellt.
Nachwirkung
Der 1689 zerstörte Torturm wurde kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert beim Bau der Ernst-Ludwig-Brücke über den Rhein Vorbild für deren linksrheinischen (heute noch erhaltenen) Brückenturm.
Literatur
- Walter Hotz: Wehrhaftes Worms. Kunstgeschichte der Stadtbefestigung. 2) Türme und Tore der Spätgotik und der Renaissance. In: Wormser Monatsspiegel vom Juni 1982, S. 5–11. [zitiert: Hotz, Juni 1982]
Anmerkungen
- ↑ Nach Hotz, Juni 1982, S. 8, soll die Mainzer Pforte sogar Vorbild für beide Brückentürme gewesen sein. Der östliche auf heute hessischer Seite wurde allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen.
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Grün: Die Stadtmauer von Worms. Stadtarchiv Worms, Worms 1998. ISBN 3-00-002765-3, S. 18.
- ↑ Fritz Reuter: Zwischen Reaktion und hessischer Städteordnung (1852–1874), S. 441–478. In: Gerold Bönnen (Hg.): Geschichte der Stadt Worms. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1679-7, S. 441.
- ↑ Mathilde Grünewald: Unter dem Pflaster von Worms. Archäologie in der Stadt. Josef Fink, Lindenberg 2012. ISBN 978-3-89870-754-1, S. 104.
- ↑ Heribert Isele: Das Wehrwesen der Stadt Worms von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Masch. Diss. Heidelberg [1951?], S. 128f, auch wenn der – im Übrigen auch sehr positivistisch schreibende Autor – sein Ergebnis im Hinblick auf andere Autoren und deren auf allgemeinen Erwägungen beruhende Annahme, der Mauerbau sei schon im 13. Jahrhundert erfolgt, wieder relativiert.
- ↑ Hotz, Juni 1982, S. 8, nach den Stichen von Sebastian Münster: Cosmographey. Hencicpetrina, Basel 1572, S. DCXCIII–DCXCVI. [Darstellung von Worms von der Ost-, also der Rheinseite gesehen, um 1550 (Eugen Kranzbühler: Verschwundene Wormser Bauten. Beiträge zur Baugeschichte und Topographie der Stadt. Kräuter’sche Buchhandlung, Worms 1905, Tafel vor S. V und Stadtarchiv Worms: Abt. 217 Nr. 1478)] und Matthäus Merian: Topographia Palatinus Rheni et Vicinarum Regionum. Hoffmann, Frankfurt 1645, Tafel zwischen S. 96 und 97, sowie Stadtarchiv Worms: Abt. 217 Nr. 1495.
- ↑ Hotz, Juni 1982, S. 8; Walter Hotz: Wehrhaftes Worms. Kunstgeschichte der Stadtbefestigung. 5) Zerstörung, barocke Wiederherstellung und Niedergang. In: Wormser Monatsspiegel vom Juli 1982, S. 19–24 (21).
- ↑ Karl Heinz Armknecht: Die Wormser Stadtmauern. In: Der Wormsgau 9 (1970/1971), S. 54–65 (63); Hotz, Juni 1982, S. 8.
- ↑ Fritz Reuter: Der Sprung in die Moderne: Das „Neue Worms“ (1874–1914), S. 479–544. In: Gerold Bönnen (Hg.): Geschichte der Stadt Worms. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1679-7, S. 520; Otfried Ehrismann: Worms und das ‚Nibelungenlied‘, S. 838. In: Gerold Bönnen (Hg.): Geschichte der Stadt Worms. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1679-7, S. 824–849.
Koordinaten: 49° 38′ 22,3″ N, 8° 21′ 53,5″ O