Mandarinoit
Mandarinoit aus der „El Dragón Mine“, Provinz Antonio Quijarro, Potosí, Bolivien (Sichtfeld 2 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1977-049

IMA-Symbol

Mda

Chemische Formel Fe3+2(SeO3)3·6H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/K.08
IV/K.08-010

4.JH.15
34.03.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe (Nr.) P21/c (Nr. 14)
Gitterparameter a = 16,81 Å; b = 7,88 Å; c = 10,02 Å
β = 98,3°
Formeleinheiten Z = 4
Häufige Kristallflächen {100}, {110}, {011}, {101}
Zwillingsbildung nach (100)
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,93(3); berechnet: 3,04
Spaltbarkeit Absonderung nach {100}
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe hellgrün, gelblichgrün, grünlichweiß, fast farblos in dünnen Schichten
Strichfarbe sehr hellgrün, blassgrün
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz bis schwacher Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,715
nβ = 1,797 bis 1,800
nγ = 1,860 bis 1,870
Doppelbrechung δ = 0,145 bis 0,155
Optischer Charakter zweiachgis negativ
Achsenwinkel 2V = 80 bis 85° (gemessen); berechnet: 80°

Mandarinoit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Fe3+2(SeO3)·6H2O, ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen-Selenit.

Mandarinoit entwickelt nur millimetergroße Kristalle mit tafeligem, schwertähnlichem Habitus, die nach der c-Achse gestreckt und meist in rosettenförmigen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. Die Oberflächen der durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle weisen einen glasähnlichen Glanz auf. Seine Farbe variiert überwiegend zwischen hellgrün, gelblichgrün und grünlichweiß, allerdings erscheint er in dünnen Schichten fast farblos. Auf der Strichtafel hinterlässt Mandarinoit einen blassgrünen Stich.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Mandarinoit 1977 im Silberbergwerk „Virgen de Surumi“ (auch Pacajake bzw. Pakajake, benannt nach dem Pakajake Canyon), die etwa zwanzig Kilometer nordöstlich von Colquechaca im bolivianischen Departamento Potosí liegt. Beschrieben wurde das Mineral 1978 von Pete J. Dunn, Donald R. Peacor und Bozidar Darko Sturman, die es nach dem amerikanisch-kanadischen Mineralogen und ehemaligen Kurator des Royal Ontario Museums Joseph Anthony Mandarino (1929–2007) benannten.

Typmaterial des Minerals werden im Royal Ontario Museum in Kanada (Register-Nr. 35273), in der Harvard University in Massachusetts (Register-Nr. 111364 und 111368D) sowie im National Museum of Natural History in Washington (Register-Nr. 142878) aufbewahrt.

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Mandarinoit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Sulfite, Selenite und Tellurite“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe IV/K.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mandarinoit in die erweiterte Abteilung der „Arsenite, Antimonide, Bismutide, Sulfite, Selenite und Tellurite“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und/oder Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Selenite ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.JH.15 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mandarinoit dagegen in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Selenite, Tellurite und Sulfite“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 34.03.04 innerhalb der Unterabteilung „Selenite - Tellurite - Sulfite“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Mandarinoit bildet sich in der Oxidationszone selenreicher Erz-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Chalkomenit, Chlorargyrit, Goethit, Kruťait, Penroseit, Poughit, Pyrit, Quarz und Siderit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Mandarinoit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) etwas mehr als 10 Fundorte als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität „Virgen de Surumi“ in der Provinz Chayanta trat das Mineral in Bolivien noch im Bergwerk „El Dragón“ in der Provinz Antonio Quijarro zutage.

Weitere bekannte Fundorte sind unter anderem Cobar in Australien; Enshi in China; Ojojona in Honduras; Villaputzu in Italien; De Lamar (Owyhee County, Idaho), Elko und Maggie Creek (Eureka County, Nevada) und Polar Mesa (Grand County, Utah) in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie Skouriotissa auf Zypern.


Kristallstruktur

Mandarinoit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 16,81 Å; b = 7,88 Å; c = 10,02 Å und β = 98,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Siehe auch

Literatur

  • Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, B. D. Sturman: Mandarinoite, A New Ferriciron Selenite from Bolivia, In: The Canadian Mineralogist, Band 16 (1978), S. 605–609
  • Michael Fleischer, J. A. Mandarino, Adolf Pabst: New Mineral Names, In: American Mineralogist, Band 65 (1980), S. 205–210 (PDF 758 kB; Mandarinoite S. 2)
  • Frank C. Hawthornee: The crystalstructure of Mandarinoite, Fe3+Se3O9·6H2O, In: Canadian Mineralogist, Band 22 (1984), S. 475–480 (PDF 503,2 kB)
Commons: Mandarinoite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. 1 2 3 4 5 6 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 273.
  4. Webmineral - Mandarinoite
  5. 1 2 Mandarinoite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,5 kB)
  6. 1 2 3 Mindat - Mandarinoite
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Mandarinoit
  8. Fundortliste für Mandarinoite beim Mineralienatlas und bei [ Mindat]
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