Manon Lescaut ist der deutsche Titel eines Romans des französischen Autors Antoine-François Prévost (1697–1763). Der Roman wurde unter dem Originaltitel Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut erstmals im Jahr 1731 in Amsterdam veröffentlicht.

Inhalt

Prévost verfasste die Mémoires et aventures d'un homme de qualité, die er ab 1728 in Holland herausgegeben hatte. Der Roman Manon Lescaut gehörte als 7. Teil zu diesem Werk. In Rouen erschien 1733 eine Einzelausgabe, die jedoch beschlagnahmt wurde.

Den Roman hat Prévost als eine Rahmenerzählung aufgebaut: Zu Beginn berichtet ein Marquis de Renoncour in der Ich-Form im Zusammenhang mit der Rückreise aus Rouen von einem Erlebnis in der Gemeinde Pacy-sur-Eure. Dort kommt er mit einem Mann ins Gespräch, der einen Konvoi von zwölf verhafteten Dirnen begleitet, zu denen auch seine Geliebte gehört. Zwei Jahre nach dem Gespräch trifft der Marquis in Calais denselben Mann und hört von ihm das mit Manon Lescaut gemeinsam erlebte Schicksal. Dem Leser versichert der Marquis, er habe den Bericht bis ins kleinste Detail getreu und ohne Hinzufügungen niedergeschrieben. Für die Geschichte des Protagonisten Des Grieux wählt der Autor Prévost ebenfalls die Ich-Form.

Im Alter von siebzehn Jahren hat Des Grieux in Amiens seine philosophischen Studien vollendet. Weil er – auf Wunsch seiner Eltern – dem Malteserorden angehört, wird er bereits Ritter (frz. chevalier) genannt. Am Abend vor der Abreise zu den Eltern sieht Des Grieux in einem Gasthof die jüngere Manon Lescaut, in der er sich augenblicklich verliebt. Er hört von ihr, dass sie gegen ihren Willen in ein Kloster kommen soll. Sogleich organisiert das Liebespaar die heimliche Flucht nach Paris, von der auch der Freund Tiberge nichts wissen darf. Schon am folgenden Tag trifft das Paar in Paris ein, wo es ein möblierte Wohnung mietet, die neben dem Haus des Steuerpächters B. liegt, und diese Nachbarschaft wird sich schon bald als schicksalhaft erweisen.

Nach etwa sechs Wochen des Pariser Aufenthalts bringen plötzlich drei Lakaien auf Geheiß des Vaters den Sohn von Paris in den Heimatort zurück. Hier lebt er ein halbes Jahr lang im Haus der Eltern in einem bewachten Arrest. Nur sein Freund Tiberge darf den Arrestanten besuchen und mit ihm intensive Gespräche führen. Gemeinsam gehen die Freunde in das Priesterseminar St. Sulpice –, und Des Greux nennt sich nicht mehr Chevalier, sondern Abbé. Nach Ablauf von zwei Jahren seiner theologischen Studien kommt es bei einer öffentlichen Disputation in der Sorbonne zum Wiedersehen mit der jetzt achtzehnjährigen Manon. Und es beginnt eine neue Fortsetzung der Schicksalsgemeinschaft.

Aus Liebe zu ihr (die viel Geld verbraucht) muss Des Grieux nach und nach alle seine Vorstellungen von Anstand und Ehre über Bord werfen, bis er schließlich, nach Manons tragischem Tod im gemeinsamen Exil in den Kolonien (Louisiana), von seinem alten Freund Tiberge wiedergefunden und nach Frankreich zu einem sittlicheren Leben (in der Urversion von 1731 sogar zum Priestertum) zurückgeleitet wird.

Bibliografie

  • Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut. Erstausgabe. Amsterdam 1731.
  • Mémoires et aventures d’un homme de qualité, suivis de Manon Lescaut. Amsterdam 1783.
  • Manon Lescaut. Aus dem Französischen übersetzt und mit einer Einführung versehen von Friedrich Heinrich Feuerbach. Theodor Bläsing, Erlangen 1834, online Internet Archive.
  • Geschichte der Manon Lescaut und des Chevalier Des Grieux. Aus dem Französischen übersetzt von Eduard von Bülow. Brockhaus, Leipzig 1842.
  • Geschichte der Manon Lescaut und des Chevalier des Grieux. Neu übersetzt von Wilhelm Cremer. Verlag Neufeld & Henius, Berlin 1926.
  • Manon Lescaut. (= Sammlung Dietrich, Band 121). Übersetzt von Elisabeth von Hase und Walter Hoyer. Mit einer Einführung von Erich Haase. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1950.
  • Manon Lescaut. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Josef Hofmiller. Mit Illustrationen nach Tony Johannot. Manesse Verlag Gonzett & Huber, Zürich 1954.
  • Manon Lescaut. Geschichte des Ritters des Grieux und der Manon Lescaut. (= Insel-Taschenbuch, Band 518). Mit einem Nachwort von Josef Heinzelmann. Illustriert von Franz von Bayros. Lizenzausgabe der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung. Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-458-32218-3.
  • Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Ernst Sander. Reclam, Stuttgart 1986, ISBN 978-3-15-000937-6.
  • Manon Lescaut. (= Diogenes-Taschenbuch, Bd. 23737). Übersetzt von Walter Widmer. Diogenes, Zürich 2008, ISBN 978-3-257-23737-5.
  • Manon Lescaut. Übersetzt von Jörg Trobitius. Nachwort von Kristina Maidt-Zinke. Manesse, München 2013, ISBN 978-3-7175-2298-0.

Literatur

  • Hugo Friedrich: Abbé Prevost. Ein Beitrag zur Geschichte der Empfindsamkeit. (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte, Heft XII). Carl Winter, Heidelberg 1929, S. 47–57 u. 67–69.
  • Henry Harrisse: Bibliographie de Manon Lescaut et Notes pour Servir a l'Histoire du Livre. Verlag Damascene Morgand et Charles Fatout, Paris 1877.
  • Franz Pauli: Die philosophischen Grundanschauungen in den Romanen des Abbé Prévost im Besonderen in der Manon Lescaut. Marburg 1912, online Internet Archive.
  • Jürgen von Stackelberg: Von Rabelais bis Voltaire. Zur Geschichte des französischen Romans. C. H. Beck, München 1970, ISBN 3-406-02685-0, S. 313–355.

Adaptionen

Seit dem Erscheinen des Romans hat es viele Adaptionen in der darstellenden Kunst gegeben, die nachfolgend und ausgewählt genannt werden.

Kompositionen

Choreografien

Filme

Hörspiel

Commons: Manon Lescaut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Winfried Engler: Lexikon der französischen Literatur. Alfred Kröner, Stuttgart 1974, Lemma Histoire du chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut, S. 459f.
  2. 1 2 3 Brockhaus: Konversationslexikon. Vierzehnte vollständig neubearbeitete Auflage. Brockhaus, Leipzig 1895, Bd. 13, Lemma Prévost d’Exiles, S. 433.
  3. Jürgen von Stackelberg: Von Rabelais bis Voltaire. Zur Geschichte des französischen Romans. C. H. Beck, München 1970, S. 321f.
  4. André Prévost: Manon Lescaut. Manesse, Zürich 1954, S. 17f.
  5. André Prévost: Manon Lescaut. Manesse, Zürich 1954, S. 17f.
  6. André Prévost: Manon Lescaut. Manesse, Zürich 1954, S. 19–21.
  7. André Prévost: Manon Lescaut. Manesse, Zürich 1954, S. 28–32.
  8. André Prévost: Manon Lescaut. Manesse, Zürich 1954, S. 41 u. 55ff.
  9. André Prévost: Manon Lescaut. Manesse, Zürich 1954, S. 61.
  10. André Prévost: Manon Lescaut. Manesse, Zürich 1954, S. 64f u. 70.
  11. Google Books. Abgerufen am 30. September 2023.
  12. Online bei zeno.org und Projekt Gutenberg. Abgerufen am 29. September 2023.
  13. K. Macmillan: Manon (Memento vom 20. Oktober 2014 im Internet Archive) (engl.) (abgerufen am 8. Oktober 2016)
  14. Manon 1974 (engl.) (abgerufen am 29. April 2019)
  15. Programmheft Manon der Staatsoper Dresden vom November 2015.
  16. ARD-Hörspieldatenbank. Manon Lescaut, WDR 1958. Abgerufen am 27. September 2023.
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