Maos Zur (hebräisch מעוז צור Maos Zur, deutsch ‚Festung, Fels [meiner Rettung]‘) sind die Anfangsworte eines Liedes, das während des Chanukkafestes von aschkenasischen Juden hauptsächlich bei der häuslichen Feier, jedoch auch in der Synagoge gesungen wird. Das Lied stammt aus Deutschland und geht wahrscheinlich auf das 13. Jahrhundert zurück. Die Anfangsworte sind eine Paraphrase von Jes 17,10 . Ursprünglich bestand Maos Zur aus sechs Strophen, heute werden jedoch meistens nur die ersten fünf gesungen. Aus dem Akrostichon der ersten fünf Strophen lässt sich auf einen Dichter namens Mordechai schließen, der jedoch im Übrigen unbekannt ist. Im Laufe der Zeit wurden dem Lied noch weitere Strophen hinzugefügt, darunter auch von Moses Isserles.
Die Melodie erscheint bereits 1557 als dreistimmige Motette des flämischen Komponisten Jacobus Clemens non Papa unter dem Titel Souterliedekens. Diese Motette geht wohl auf eine noch ältere Melodie zurück, die u. a. im Antwerpener Liederbuch von 1544 enthalten ist. Später war die Melodie als die Ballade Frau von Weißenburg bekannt. Im 19. Jahrhundert erschien die Melodie in etlichen weltlichen und geistlichen jüdischen Liedern. Sie ist ebenso in Salomon Sulzers Sammlung Schir Zion von 1840 wie in Abraham Baers Baal tefilah von 1877 zu finden. In den aschkenasischen Gemeinden Europas ist diese Melodie zum Gebet Maos dann sehr verbreitet. Die bekannteste Melodie zu Maos Zur ist westeuropäischen Ursprungs. Eduard Birnbaum und Abraham Zvi Idelsohn stellten eine Verbindung zu frühen protestantischen Kirchenliedern (Nun freut euch, lieben Christen g’mein) fest, es sind aber auch Ähnlichkeiten mit einem Patrem omnipotentem aus dem 15. Jahrhundert festgestellt worden, das in verschiedenen böhmisch-schlesischen Handschriften erhalten ist. Eine Melodie von Tedesco-Juden (deutschsprachige Juden in Italien) wurde von Benedetto Marcello in seinem Estro poetico-armonico (Venedig 1724) notiert. Sie wird in Italien immer noch gesungen; an den meisten anderen Orten hat sich jedoch die westeuropäische, aschkenasische Standardversion durchgesetzt.
Literatur
- Bathja Bayer: Ma’oz Ẓur. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 13, Detroit/New York u. a. 2007, ISBN 978-0-02-865941-1, S. 496–497 (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Philip V. Bohlman und Otto Holzapfel: The Folk Songs of Ashkenaz, Band VI, A-R Editions, 2001, ISBN 0-89579-474-8, S. 160