Maria Rosaria Carfagna (* 18. Dezember 1975 in Salerno), auch Mara genannt, ist eine italienische Politikerin, Juristin und ehemaliges Model. Sie gehört seit 2006 der italienischen Abgeordnetenkammer an und war von 2018 bis 2021 deren Vizepräsidentin. In Silvio Berlusconis viertem Kabinett war sie von Mai 2008 bis November 2011 Ministerin für Gleichstellungsfragen. Im Kabinett Draghi war sie vom 13. Februar 2021 bis 22. Oktober 2022 Ministerin für Süditalien und territorialen Zusammenhalt.

Leben

Maria Carfagna wurde 1975 in Salerno geboren. Ihr Vater war Leiter des Instituts Santa Caterina da Siena, ihre Mutter Lehrerin. Ihr Bruder ist Schönheitschirurg. Carfagna beschreibt ihre Familie als traditionell und konservativ. Nach eigenen Angaben wurde bei ihrer Erziehung besonderes Augenmerk auf Werte wie Arbeits- und Einsatzbereitschaft gelegt. Sie schloss das Realgymnasium (Liceo Scientifico) Giovanni da Procida in Salerno mit der Matura ab. 2001 machte sie ihren Master-of-Laws-Abschluss (mit Auszeichnung) an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität von Salerno mit einer Masterarbeit über Datenschutz und Medienrecht.

Am 25. Mai 2011 fand die Hochzeit mit dem römischen Bauunternehmer Marco Mezzaroma statt, wobei ihr politischer Förderer Silvio Berlusconi als Trauzeuge fungierte. Etwa ein Jahr später trennte sich das Paar wieder. Carfagna ist mittlerweile in zweiter Ehe verheiratet und Mutter einer Tochter.

Karriere als Model und Moderatorin

1997 nahm Carfagna am Miss-Italien-Wettbewerb teil und erreichte den 6. Platz. Von 2000 bis 2006 trat sie als Showgirl in der Sendung La Domenica del Villaggio von Davide Mengacci auf, 2006 co-moderierte sie die Sendung Piazza Grande mit Giancarlo Magalli. Mara Carfagna wird gelegentlich mit ihrem Spitznamen „Mara La Bella“ („Mara die Schöne“) benannt. In der Vergangenheit posierte sie für Aktfotos in zahlreichen Magazinen (z. B. Maxim).

Politische Karriere

Carfagna stieg 2004 in die Politik ein und wurde Koordinatorin für die Frauenbewegung der Partei Forza Italia in der Region Kampanien. Bei den Wahlen 2006 wurde sie als Kandidatin für Forza Italia erstmals in die italienische Abgeordnetenkammer gewählt, bei den Wahlen 2008 und den folgenden Wahlen sodann für deren Nachfolgepartei PDL (2013 umbenannt in Forza Italia) wiedergewählt.

Am 8. Mai 2008 wurde sie zur Ministerin für Gleichberechtigung (ohne Geschäftsbereich) in der Regierung Berlusconi berufen. Ihre Ernennung wurde aufgrund ihrer beruflichen Vergangenheit als Model international diskutiert. Auch werden anzügliche Äußerungen ihres Mentors Silvio Berlusconi über sie immer wieder thematisiert.

Am 20. November 2010 kündigte Carfagna ihren Rücktritt als Ministerin und von allen weiteren politischen Ämtern zum 15. Dezember 2010 an. Zur Begründung nannte sie vor allem den Konflikt mit Parteigrößen ihrer Heimatregion Kampanien, hier insbesondere Nicola Cosentino, aufgrund dortiger Müllbeseitigungsprobleme. Nach einem Gespräch mit Berlusconi nahm sie allerdings am 25. November ihren Rücktritt zurück und kündigte gleichzeitig die Heirat mit ihrem Lebensgefährten Marco Mezzaroma an. Das Ministeramt hatte sie bis zum 16. November 2011 inne.

Seit dem 13. Februar 2021 ist sie Ministerin für Süditalien und territorialen Zusammenhalt im Kabinett Draghi. Nach dem Rücktritt von Mario Draghi von seinem Amt als Ministerpräsident im Juli 2022, gab sie ihren Parteiaustritt bekannt. Zuvor hatte ihre Partei, die Forza Italia, bei einem Misstrauensvotum im Senat zur Stimmenthaltung aufgerufen.

Kontroversen

Im Januar 2007 geriet sie in eine Kontroverse um Silvio Berlusconi, der bei der Verleihung des Fernsehpreises Telegatto ihr gegenüber bemerkte, dass er, wenn er nicht schon verheiratet wäre, sie sofort ehelichen würde. Diese Bemerkung bewegte seine Ehefrau Veronica Lario zu einem Brief an die Tageszeitung La Repubblica, in dem sie eine öffentliche Entschuldigung verlangte. Berlusconi folgte dieser Aufforderung prompt, Carfagna selbst bezeichnete Berlusconis Kommentar dagegen als „galant und harmlos“ und sagte, sie würde Larios Reaktion nicht ganz verstehen.

Am 5. Juli 2008 berichtete die argentinische Zeitung Clarín über Telefonaufzeichnungen einer genehmigten Überwachung für eine Anti-Korruptions-Untersuchung. Der Reporter Julio Algañaraz schrieb, dass Carfagna und Silvio Berlusconi einen Telefondialog mit expliziten Anspielungen auf eine bestimmte Sexualpraktik hatten. Die Abhörprotokolle selbst wurden nicht veröffentlicht.

Commons: Mara Carfagna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die neue Regierung. In: tageszeitung.it. 12. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021.
  2. Webpräsenz (ital.)
  3. Berlusconi Trauzeuge bei Hochzeit der „schönsten Ministerin der Welt“ (Memento vom 8. August 2011 im Internet Archive), Südtirol Online vom 26. Mai 2011
  4. Mara Carfagna: „Si, con Marco Mezzaroma è finita. Quanto ho sofferto“, vom 14. März 2013
  5. Glenn O'Brien's Style (a web log)
  6. 1 2 Did he really say that? Some classic Berlusconi moments The Guardian, vom 1. Mai 2009
  7. Carfagna: Rücktritt als Ministerin und als Parlamentarierin. Archiviert vom Original am 23. November 2010; abgerufen am 23. November 2010.
  8. Mara Carfagna: Rücktritt vom Rücktritt – "Frieden geschlossen". Archiviert vom Original am 27. November 2010; abgerufen am 25. November 2010.
  9. Alberto Magnani: Anche la ministra per il Sud Mara Carfagna lascerà Forza Italia. In: ilpost.it. 27. Juli 2022, abgerufen am 27. Juli 2022 (italienisch).
  10. Sexgate a la italiana: el escándalo salpica a Berlusconi y una ministra, Clarín vom 5. Juli 2008
  11. Üble Gerüchte über betagten Latinlover, taz.de vom 7. Juli 2008
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.