Marcia Furnilla war eine Angehörige der plebejischen gens Marcia und die zweite Frau des römischen Kaisers Titus.
Marcia Furnilla war die Tochter des Quintus Marcius Barea Sura und der Antonia Furnilla. Sie stammte aus der römischen Nobilität, ihr Großvater Quintus Marcius Barea Soranus war Suffektkonsul im Jahr 34, ihr gleichnamiger Onkel im Jahr 52. Ihre Mutter war eine Angehörige der bedeutenden gens Antonia und wohl Tochter des Aulus Antonius Rufus, Suffektkonsul 45. Möglicherweise war Marcia Furnilla eine Schwester der Marcia, Mutter des späteren Kaisers Trajan. Ihr mit der Mutter gemeinsam getragenes Cognomen Furnilla legt eine Beziehung zur gens Furnia nahe, und der Konsul des Jahres 17 v. Chr., Gaius Furnius, könnte ihr Vorfahre großmütterlicherseits gewesen sein.
Bevor der Sohn des späteren Kaisers Vespasian, Titus Flavius Vespasianus, sein Amt als Quaestor bekleidete, heiratete er in zweiter Ehe Marcia Furnilla. Das Jahr ist nicht genau zu bestimmen, wird aber zwischen 63 und 65 gelegen haben. Seine erste Frau Arrecina Tertulla war kurz zuvor gestorben. Nach der baldigen Geburt einer Tochter, möglicherweise der namentlich bekannten Iulia, ließ er sich wieder von Marcia Furnilla scheiden. Die Scheidung fand wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Anklage gegen ihren Onkel Quintus Marcius Barea Soranus im Jahr 66 statt. Barea Soranus, Mitglied der senatorischen Opposition gegen Kaiser Nero, wurde wegen seiner Freundschaft zu Rubellius Plautus und wegen angeblicher Anstiftung der Provinzialbevölkerung von Asia zur Revolte während seiner Statthalterschaft um das Jahr 61/62 angeklagt und in den Selbstmord getrieben. Titus mag die Verbindung zu einer dermaßen im Fokus des Kaisers stehenden Familie zu gefährlich für seine Karriere oder sein Leben gewesen sein. Über das weitere Leben der Marcia Furnilla ist nichts bekannt, allerdings begegnet sie noch einmal im Zusammenhang mit den Inschriften, die zum Familiengrab des Gaius Sulpicius Platorinus – während der Regierungszeit des Augustus besonderer Legat unter Gaius und Lucius Caesar – gehörten. Hier wird ein Hermes, Sklave der Marcia(, Ehefrau) des vergöttlichten Titus, erwähnt. Ihre Mutter setzte an dem Grabbau die nicht näher zu datierende Grabinschrift für ihren Vater.
Literatur
- Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier: Prosopographie des femmes de l’ordre senatorial (Ier–IIe siècles). Peeters, Löwen 1987, S. 442 Nr. 525.
- Arthur Stein: Furnilla. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 375.
- Franz Miltner: Marcia 126. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIV,2, Stuttgart 1930, Sp. 1606 f. (Digitalisat).
- Meret Strothmann: Marcia 9. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 853 (Digitalisat).
- Prosopographia Imperii Romani (PIR) M 194 (Digitalisat).
- PIR² M 265.
Anmerkungen
- ↑ CIL 6, 31766; EDR114059 im Electronic Archive of Greek and Latin Epigraphy (EAGLE) der Association Internationale d’Epigraphie Grecque et Latine (AIEGL).
- ↑ Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier: Prosopographie des femmes de l’ordre senatorial (Ier–IIe siècles). Peeters, Löwen 1987, S. 93–95 Nr. 77; Olli Salomies: Römische Amtsträger und Römisches Bürgerrecht in der Kaiserzeit. Die Aussagekraft der Onomastik (unter besonderer Berücksichtigung der kleinasiatischen Provinzen). In: Werner Eck (Hrsg.): Prosopographie und Sozialgeschichte. Studien zur Methodik und Erkenntnismöglichkeit der kaiserzeitlichen Prosopographie. Böhlau, Köln u. a. 1993, S. 119–145, hier S. 141; derselbe: Die Bedeutung der Onomastik für die Rekonstruktion von Genealogien. In: Werner Eck, Matthäus Heil (Hrsg.): Prosopographie des römischen Kaiserreichs – Ertrag und Perspektiven. Kolloquium aus Anlass der Vollendung der Prosopographia Imperii Romani. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 109–132, hier S. 128 mit Anm. 48, S. 130 (Digitalisat).
- ↑ Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier: Prosopographie des femmes de l’ordre senatorial (Ier–IIe siècles). Peeters, Löwen 1987, S. 94; Werner Eck: Marcia 8. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 853.
- ↑ So Olli Salomies: Die Bedeutung der Onomastik für die Rekonstruktion von Genealogien. In: Werner Eck, Matthäus Heil (Hrsg.): Prosopographie des römischen Kaiserreichs – Ertrag und Perspektiven. Kolloquium aus Anlass der Vollendung der Prosopographia Imperii Romani. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 109–132, hier S. 128 Anm. 48.
- ↑ Furnilla als Mutter der Iulia ablehnend Helmut Castritius: Zu den Frauen der Flavier. In: Historia. Band 18, 1969, S. 492–502, hier S. 492–494; mit Vorbehalt Dietmar Kienast: Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, S. 114; vorbehaltlos Brian W. Jones: The Emperor Titus. Croom Helm, London 1984, S. 19; Brian Jones, Robert Milns: Suetonius: The Flavian Emperors. A Historical Commentary, with Translation and Introduction. Bristol Classical Press, London 2002, S. 96; Gavin Townend: Some Flavian Connections. In: The Journal of Roman Studies. Band 51, 1961, S. 54–62, hier S. 57–58, kommt nach einiger Abwägung ebenfalls zu dem Schluss, dass Iulia zwar die Tochter der Furnilla sei, ihren Namen aber in Erinnerung an Titus’ erste Frau, für die er eine Verbindung zu den Juliern aufweisen kann, bekommen habe.
- ↑ Sueton, Titus 4,2.
- ↑ Gavin Townend: Some Flavian Connections. In: The Journal of Roman Studies. Band 51, 1961, S. 54–62, hier S. 55; Brian W. Jones: Domitian’s Attitude to the Senate. In: The American Journal of Philology. Band 94, 1973, S. 79–91, hier S. 85–86; John Karl Evans: The Trial of P. Egnatius Celer. In: The Classical Quarterly. Band 29, 1979, S. 198–202, hier S. 200–201; Jakub Pigoń: Helvidius Priscus, Eprius Marcellus, and iudicium senatus: observations on Tacitus, Histories 4.7–8. In: The Classical Quarterly. Band 42, 1992, S. 235–246, hier S. 237 Anm. 12; Johanna Leithoff: Macht der Vergangenheit. Zur Erringung, Verstetigung und Ausgestaltung des Principats unter Vespasian, Titus und Domitian (= Schriften zur politischen Kommunikation. Band 19). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2014, S. 102.
- ↑ Zu den Inschriften zusammenfassend Edward Champlin: Figlinae Marcianae. In: Athenaeum. Band 61, 1983, S. 257–264, hier 259–262 (Digitalisat).
- ↑ CIL 6, 31768; EDR114061 im Electronic Archive of Greek and Latin Epigraphy (EAGLE) der Association Internationale d’Epigraphie Grecque et Latine (AIEGL); zu Gaius Sulpicius Platorinus siehe Franz Miltner: Sulpicius 85. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV A,1, Stuttgart 1931, Sp. 820 f. (Digitalisat).
- ↑ CIL 6, 31766; EDR114059 in EAGLE.