Marco Barbarigo (* 1413 in Venedig; † 14. August 1486 ebenda) war, folgt man der Zählweise der venezianischen, staatlich gesteuerten Geschichtsschreibung, der 73. Doge der Republik Venedig.

Marco Barbarigo trat vor seiner Wahl als Diplomat in Flandern und England hervor, er gehörte einer der vermögendsten Familien Venedigs an. Er regierte von seiner Wahl am 19. November 1485 bis zu seinem Tod kaum neun Monate. Im Gegensatz zu seinem Bruder und Nachfolger galt er im Rückblick als geradezu idealer Doge. Er wurde in der Kirche Santa Maria della Carità begraben, einer Kirche im Sestiere Dorsoduro.

Familie

Die Barbarigo gehörten zu den reichsten Familien Venedigs, Marco selbst nannte man den Reichen. Sie hatte ausgedehnten Grundbesitz auf Kreta, bei Verona und bei Treviso. Neben den beiden Dogen Marco und Agostino Barbarigo gab es eine Reihe von Prokuratoren und Kardinälen in der Familie. Die Familie ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgestorben.

Marco Barbarigo war Sohn des Prokurators von San Marco Francesco und der Cassandra Morosini. Verheiratet war er mit Lucia Ruzzini, deren Großvater der Prokurator Federico Contarini war. Das Paar hatte mindestens fünf Söhne und vier Töchter.

Leben

Barbarigo vertrat seine Heimatstadt auf diplomatischen Missionen in England und Flandern. Während dieser Zeit (1449) ließ er sich von einem unbekannten Maler aus dem Umkreis des Jan van Eyck porträtieren.

Zum Dogen wurde er in einem Jahr gewählt, in dem die Pest in Venedig wütete. Er war der erste Doge, der auf der Scala dei giganti in sein Amt eingeführt wurde. Die früher zuweilen kolportierte Mutmaßung, Marco Barbarigo sei einem unbekannten Meuchelmörder zum Opfer gefallen, trifft nicht zu. Allerdings soll er sich kurz vor seinem Tod mit seinem Bruder Agostino heftig gestritten und ihm vorgeworfen haben, er wolle seinen Tod, um selbst Doge zu werden.

Marco Barbarigo, der sich nicht scheute, ohne komplizierte Formalien und Hofetikette mit den Venezianern regelmäßig öffentliche Audienzen zu veranstalten, galt den Zeitgenossen als väterlicher, geradezu idealer Doge. Dies stand in starkem Gegensatz zum Bild seines Bruders und Nachfolgers Agostino.

Seit seiner Herrschaft bestand in Venedig eine permanente päpstliche Nunziatur, eine Position, die als erster Niccolò Franco ausfüllte, der Bischof von Treviso.

Grabmal

Marco Barbarigo wurde wie später sein Bruder Agostino in der Kirche Santa Maria della Carità begraben. Das von Mauro Codussi geschaffene Grabmal wurde von den Truppen Napoleons fast vollständig zerstört.

Literatur

  • Franco Gaeta: Marco Barbarigo, in: Dizionario Biografico degli Italiani 6 (1964) 73.
  • Martin Davies (Hrsg.): Les primitifs flamands, I. Corpus de la peinture des anciens Pays-Bas méridionaux au quinzième siècle, fascicules 6-13: The National Gallery. London, Antwerpen 1954, n. 50, S. 135–138.
Commons: Marco Barbarigo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Günter Brucher: Geschichte der venezianischen Malerei, Bd. 2: Von Giovanni Bellini zu Vittore Carpaccio, Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2010, S. 162. Dieses Porträt gelangte in den Besitz der National Gallery in London.
  2. Evelyn Korsch: Bilder der Macht. Venezianische Repräsentationsstrategien beim Staatsbesuch Heinrichs III. (1574), Akademie Verlag, Berlin 2013, S. 41, Anm. 49.
  3. Giorgio Bertolizio: Dogi. Nullità al potere, Castelvecchi, Rom 2013, S. 233, ISBN 978-88-6826-015-6.
VorgängerAmtNachfolger
Giovanni MocenigoDoge von Venedig
1485–1486
Agostino Barbarigo
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