Margarita Theresa von Österreich (spanisch: Margarita Teresa de Austria) (* 12. Juli 1651 in Madrid; † 12. März 1673 in Wien) war Infantin von Spanien aus der spanischen Linie der Habsburger und römisch-deutsche Kaiserin. Sie war die erste Gemahlin Kaiser Leopolds I. und Schwester des letzten spanischen Königs aus dem Haus Habsburg, Karl II. von Spanien.
Leben
Die Eltern Margarita Theresas waren König Philipp IV. von Spanien und dessen fast dreißig Jahre jüngere Nichte Erzherzogin Maria Anna von Österreich, die in Spanien Mariana de Austria genannt wurde. Maria Anna war die Tochter von Kaiser Ferdinand III. und Schwester Kaiser Leopolds. Die Mutter von Maria Anna war also wiederum die jüngere Schwester von König Philipp IV. Aus der Ehe von Philipp IV. und Maria Anna gingen sechs Kinder hervor, von denen nur zwei erwachsen wurden, Margarita Teresa und der Thronfolger Karl. Margarita Teresa war das Lieblingskind ihres Vaters, der sie in seinen Briefen als „meine Freude“ bezeichnete. Im Gegensatz zu ihren jüngeren Brüdern Philipp Prosper und Karl litt Margarita nicht so sehr unter den Folgen des Inzests, der zwischen den spanischen und österreichischen Habsburgern herrschte. Sie wurde als Kind ungewöhnlich oft von spanischen Malern porträtiert, besonders von Diego Velasquez, der sie u. a. auch auf seinem berühmten Gemälde Las Meninas (1656, Prado, Madrid) darstellte.
Der Graf von Fuensaldaña, spanischer Botschafter in Frankreich, schlug die Infantin als mögliche Braut für König Karl II. von England vor. König Philipp IV. lehnte diese Idee jedoch ab und antwortete, der König von England solle sich in Frankreich eine Frau suchen.
Margarita Theresa heiratete im Zuge der habsburgischen Heiratspolitik ihren Onkel und zugleich Cousin Leopold I. Die Verbindung des Paares war lange geplant, und aus diesem Anlass ließ der Madrider Hof über die Jahre drei Gemälde von Velázquez anfertigen und nach Wien schicken, welche die junge Infantin im Alter von drei, fünf und acht Jahren zeigen. Die Gemälde hängen heute im Kunsthistorischen Museum in Wien. Die Hochzeit fand – nach langen Eheverhandlungen – zu Ostern 1666 per procurationem (per Stellvertreter) statt. Erst im Dezember desselben Jahres traf die spanische Braut als 15-Jährige in Wien ein, wo die offizielle Hochzeit mit großem Prunk gefeiert wurde. Zu diesem Anlass hatte Antonio Cesti eigens die Oper „Il pomo d'oro“ (Der goldene Apfel) komponiert. Für ihre Aufführung ließ Leopold ein eigenes Theater bauen, auf der Cortina (dem Platz der heutigen Nationalbibliothek, gleich neben der Wiener Hofburg). Diese prunkvolle neunstündige Aufführung, deren Kosten sich auf 100.000 Gulden beliefen, war noch jahrelang Gesprächsstoff in ganz Europa. Einen Teil der Oper hatte der musikalische Kaiser selber für seine Braut geschrieben. Insgesamt dauerten die Hochzeitsfeierlichkeiten den ganzen Winter über bis zur Fastenzeit, und es wurde auch ein Rossballett mit Musik von Johann Heinrich Schmelzer aufgeführt.
Margarita Teresa nannte den Kaiser auch während ihrer Ehe „Onkel“, während er „Gretl“ zu ihr sagte. Sie teilte das Interesse ihres Gatten für Musik. Die Ehe verlief harmonisch und in sechs Ehejahren gebar die Kaiserin sechs Kinder (darunter zwei Fehlgeburten), von denen aber nur eine Tochter, Maria Antonia (1669–1692), die spätere Frau von Maximilian II. Emanuel, überlebte.
Die junge Kaiserin war von strenger Frömmigkeit und soll Leopold I. zur Vertreibung der Juden aus Wien veranlasst haben, weil sie diesen die Schuld an ihren Fehlgeburten gab. Margarita Teresa war sehr zart. Sie litt seit ihrer Jugend an einer Struma, einer krankhaften Veränderung der Schilddrüse.
Bedingt durch die Unnahbarkeit und Arroganz des spanischen Gefolges der jungen Kaiserin begann sich am Hof eine antispanische Stimmung breitzumachen, die sich auch gegen Margarita Teresa wendete. Die Höflinge gaben ungeniert ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die kränkelnde Kaiserin bald sterben würde, um Leopold den Weg zu einer zweiten Ehe zu ebnen.
Diese unerträgliche Situation belastete Margarita Teresa sehr und kurz nach der Geburt ihres sechsten Kindes starb sie geschwächt von den vielen Schwangerschaften im Alter von nur 21 Jahren. Sie gehört zu jenen 41 Personen, die eine „Getrennte Bestattung“ mit Aufteilung des Körpers auf alle drei traditionellen Wiener Begräbnisstätten der Habsburger (Kaisergruft, Herzgruft, Herzogsgruft) erhielten.
Ihr Anspruch auf das spanische Erbe ging auf Kaiser Leopold I. über. Da von Margarita Teresa im Gegensatz zu ihrer mit König Ludwig XIV. von Frankreich verheirateten Halbschwester María Teresa (1638–1683) kein Verzicht auf das spanische Erbe gefordert worden war, begründete Leopold I. später im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges mit dieser Ehe seinen Anspruch auf Spanien.
Nachkommen
In der Ehe mit Leopold I. gebar sie folgende Kinder:
- Ferdinand Wenzel (28. September 1667 – 13. Jänner 1668)
- Maria Antonia (18. Jänner 1669 – 24. Dezember 1692) ⚭ 1685 Kurfürst Maximilian II. Emanuel von Bayern
- Johann Leopold (*/† 20. Februar 1670)
- Maria Anna Antonie (9. Februar 1672 – 23. Februar 1672)
Vorfahren
Philipp II. (Spanien) (1527–1598) | |||||||||||||
Philipp III. (Spanien) (1578–1621) * | |||||||||||||
Anna von Österreich (1549–1580) | |||||||||||||
Philipp IV. (Spanien) (1605–1665) | |||||||||||||
Karl II. (Innerösterreich) (1540–1590) | |||||||||||||
Margarete von Österreich (1584–1611) ** | |||||||||||||
Maria Anna von Bayern (1551–1608) | |||||||||||||
Margarita Teresa von Spanien (1651–1673) | |||||||||||||
Ferdinand II. (HRR) (1578–1637) | |||||||||||||
Ferdinand III. (HRR) (1608–1657) | |||||||||||||
Maria Anna von Bayern (1574–1616) | |||||||||||||
Maria Anna von Österreich (1634–1696) | |||||||||||||
Philipp III. (Spanien) (1578–1621) * | |||||||||||||
Maria Anna von Spanien (1606–1646) | |||||||||||||
Margarete von Österreich (1584–1611) ** | |||||||||||||
Literatur
- Gigi Beutler: Die Kaisergruft. Wien 1998.
- Brigitte Hamann: Die Habsburger – Ein biographisches Lexikon. Ueberreuter Verlag, Wien 1988.
- Konrad Kramar, Petra Stuiber: Die schrulligen Habsburger – Marotten und Allüren eines Kaiserhauses. Ueberreuter Verlag, Wien 1999, ISBN 3-8000-3742-4.
- Irmgard Smidt-Dörrenberg: Margarita Maria. Des Velázquez lieblichstes Modell. Bergland-Verlag, Wien 1966.
- Alfred A. Strnad: Margarethe, Infantin von Spanien. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 155–157 (Digitalisat).
- Helga Widorn: Die spanischen Gemahlinnen der Kaiser Maximilian II., Ferdinand III. und Leopold I. Dissertation, Wien 1959.
- Richard Reifenscheid: Die Habsburger: Von Rudolf I. bis Karl I. Weltbild, Wien 1982.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Ernst Walter Zeeden: Hegemonialkriege und Glaubenskämpfe 1556–1648 (= Propyläen Geschichte Europas. Band 2). Propyläen Verlag, Berlin 1977, ISBN 3-549-05792-4, S. 400–401.
- ↑ Karl Vocelka: Die private Welt der Habsburger. Styria premium Verlag, Graz 1998, S. 274.
- ↑ Leopold war allerdings - wie viele Habsburger - selber fromm; er war ursprünglich für eine geistliche Laufbahn erzogen, und nur Kaiser geworden, weil sein älterer Bruder Ferdinand IV. zu früh verstarb (1654).
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
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Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers | römisch-deutsche Kaiserin Ostern 1666 bis 12. März 1673 | Claudia Felizitas von Österreich-Tirol |