Die römisch-katholische Pfarrkirche Maria Immaculata in Dietelskirchen, einer Ortschaft an der Kleinen Vils im niederbayerischen Landkreis Landshut, ist eine der wenigen Jugendstilkirchen im weiten Umkreis. Diese Kunstrichtung war zunächst umstritten, da der Kirchenbau in Bayern Anfang des 20. Jahrhunderts noch von den Kunstvorstellungen des Historismus geprägt war. Heute ist die Kirche als Baudenkmal unter der Nummer D-2-74-145-8 beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eingetragen. Die Pfarrei Maria Immaculata bildet heute eine Pfarreiengemeinschaft mit den Nachbargemeinden St. Florian und Wolfgang in Kirchberg sowie St. Michael in Reichlkofen.
Geschichte
Pfarrgeschichte
Dietelskirchen wurde im Jahr 940 erstmals erwähnt. Damals gehörte es zur Pfarrei Oberviehbach, rund zehn Kilometer nördlich gelegen und heute zum Landkreis Dingolfing-Landau gehörend. Die vormalige Filialkirche Dietelskirchen wurde 1689 schließlich zur Expositur erhoben. Für den nun dauernd anwesenden Ortsgeistlichen wurde zur damaligen Zeit ein Pfarrhaus errichtet, das der Chronik zufolge nach seiner Fertigstellung abbrannte und neu errichtet werden musste. Im Jahr 1747 wurde Dietelskirchen zur selbstständigen Pfarrei erhoben; an diesem Status hat sich bis heute nichts geändert. Das alte Pfarrhaus existiert jedoch inzwischen nicht mehr. Im Jahr 1871 wurde jedoch ein Pfarrhof in unmittelbarer Nähe der heutigen Kirche erbaut. Er umfasst neben dem Pfarrhaus auch einen Stadel mit Remise, ein Backhaus sowie einen Brunnen und steht aus Baudenkmal unter der Nummer D-2-74-145-64 beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eingetragen.
Vorgängerbau
Die alte Pfarrkirche von Dietelskirchen befand sich direkt am Ufer der Kleinen Vils und war dem hl. Ulrich (Gedenktag: 4. September) geweiht. Der schlichte Bau dürfte im späten 13. Jahrhundert entstanden sein, also am Übergang zwischen Romanik und Frühgotik. Es handelte sich dabei um eine nach Osten ausgerichtete Chorturmkirche. Im Unterbau des gedrungen wirkenden Turmes mit Satteldach war der Altarraum untergebracht. Im Inneren war die Decke mit historischen Gemälden versehen. Die unteren Mauerteile waren etwa zwei Meter stark ausgeführt, innen hohl und mit Erde ausgefüllt. Dadurch hatte das Gotteshaus den Charakter einer Wehrkirche. An der Südseite, zur Kleinen Vils hin, befand sich eine Sonnenuhr mit der Jahreszahl 1678, die vermutlich auf eine damalige Renovierung hinweist. Im Jahr 1921, nach der Fertigstellung der neuen Pfarrkirche, war sie bereits baufällig und wurde zum Abriss freigegeben.
Baugeschichte
Nachdem Pfarrer Georg während seiner langen Wirkungszeit in Dietelskirchen (1882–1910) bereits die Mittel für den Neubau aufgebracht hatte und von dessen Nachfolger Benedikt Kummer (1910–1911) die Genehmigung erreicht wurde, konnte der Kirchenneubau während der Amtszeit von Pfarrer Josef Huber ausgeführt werden. Die neue Pfarrkirche wurde nach Entwurf des Münchner Architekten Joseph Elsner junior von dem Baumeister Georg Breiteneicher senior aus Vilsbiburg errichtet. Die hiesige Bevölkerung beteiligte sich zahlreich mit Hand- und Spanndiensten.
Nach der Grundsteinlegung am 28. Mai 1912 schritten die Bauarbeiten zügig voran. Am 13. November 1912 konnte das Kreuz über der Turmkuppel angebracht werden, Ende Januar 1913 war der Rohbau vollendet. Der Bau kostete nach einem Kostenvorschlag vom 15. April 1911 mit etwa 55.000 Mark. 1914 war auch die Innenausstattung weitgehend vollendet. Sie dürfte zwischen 15.000 und 20.000 Mark gekostet haben, nachdem das Ordinariat in Regensburg gegenüber dem Architekten Joseph Elsner junior einige Einsparungen durchgesetzt hatte. Zwar erfolgte bereits am 25. März 1914 die vorläufige Benediktion, so dass die Gemeinde bereits ihre Gottesdienste in der neuen Pfarrkirche feiern konnte. Die Konsekration verzögerte sich bis nach dem Ersten Weltkrieg. Sie wurde erst am 3. Juli 1921 vom Regensburger Bischof Anton von Henle geweiht.
1987 wurde eine Außenrenovierung durchgeführt. Bei der Innenrenovierung 1993 wurde die farbliche Erstfassung von 1914 wieder hergestellt.
Architektur
Die Pfarrkirche Maria Immaculata ist eine der wenigen Jugendstilkirchen im ländlich geprägten Altbayern. Einzig die neobarocke Pfarrkirche St. Michael in Schönberg im Landkreis Mühldorf weist einige Jugendstilelemente auf. Sie wurde ebenfalls nach Entwurf von Joseph Elsner junior erbaut. Die Pfarrkirche von Dietelskirchen ist ein nach Osten ausgerichteter Saalbau mit querhausartiger Ausweitung im vorderen Bereich des Langhauses. Dieses umfasst fünf Joche, wobei das vorderste, das auch die Seitenaltäre enthält, deutlich kürzer ausfällt. Daran schließt sich im Osten der etwas schmälere Chor an, der mit einer Apsisrundung abschließt. An den Altarraum ist auf Südseite die zweistöckige Sakristei, auf der Nordseite der Turm angebaut. Dieser umfasst einen fünfgeschossigen quadratischen Unterbau, ein oktogonales Glockengeschoss mit Schallöffnungen und Turmuhren sowie ein Kuppelhaube mit Kugel und Kreuz. Der Außenbau ist durch Pilaster, Lisenen und Wandvorsprünge gegliedert. Durch zwei Portale auf der West- und Südseite wird das Kircheninnere erreicht. Im rückwärtigen Langhausjoch ist die Orgelempore eingezogen.
Ausstattung
Der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre wurden in Joseph Elsners „Anstalt für kirchliche Kunst“ in München nach den Entwürfen von Joseph Elsner junior angefertigt. Der Hochaltaraufbau beschränkt sich dabei auf Mensa und Tabernakel. Das bemalte Fenster über diesem Aufbau, das Maria Immaculata umgeben von Engelschören zeigt, kann durchaus als Hochaltarretabel wahrgenommen werden. Es wurde in der Münchner Kunstanstalt Bockhorni nach einem Entwurf von August Pacher angefertigt. Die teilweise ebenfalls bemalten Fenster im Langhaus schuf der Regensburger Glasmaler Georg Schneider nach einem Entwurf von Joseph Elsner junior. Darunter ist auch das Südfenster im dritten Langhausjoch. Dort ist ein Soldat im Krieg dargestellt, der für ein kurzes Gebet an einem Wegkreuz seinen Helm abgelegt hat und von einem Engel bewacht wird. Das Fenster wurde Ende des Krieges im April 1945 durch die Druckwellen bei der Sprengung der nahegelegenen Vilsbrücke zerstört. 1993 konnte es wieder neu hergestellt und eingesetzt werden. Die Seitenaltäre wurden der Heiligen Familie (links) sowie den Heiligen Joachim und Anna (rechts) geweiht. Die jeweils zweisäuligen Altaraufbauten sind mit floralem Schmuck verziert. Der Schöpfer der Seitenaltargemälde ist nicht bekannt.
Der Münchner Bildhauer Anton Kaindl schuf die 14 Kreuzwegstationen, die Arme-Seelen-Darstellung sowie die Apostelfiguren im Presbyterium nach einem Entwurf von Joseph Elsner junior. In der Seyboldsdorfer Schreinerwerkstatt von Matthias Zehentbauer wurden die Kanzel, die Beichtstühle, das Kirchengestühl und der Orgelprospekt angefertigt. Das dazugehörige Orgelwerk (II/P, 11) stammt von dem Orgelbauer Willibald Siemann aus Regensburg. Auch von den Firmen Nenninger & Moser aus München sowie Ignaz Weise aus Plattling wurden Angebote eingeholt.
Das Kriegerdenkmal auf der Außenseite der Kirche neben dem Südportal entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Glocken wurden im Jahr 1913 von der Glockengießerei Johann Hahn aus Landshut hergestellt. Im selben Jahr wurden auch die Turmuhren bei Josef Frischmann aus Laaber angeschafft.
- Linker Seitenaltar: Heilige Familie (1914)
- Rechter Seitenaltar: hll. Joachim und Anna (1914)
- Kanzel (1918)
- Glasgemälde Betender Soldat (erneuert 1993)
- Kreuzwegtafel (1914)
- Arme-Seelen-Darstellung als Relief (1914)
Orgel
Die Orgel der Pfarrkirche, 1914 von Willibald Siemann aus Regensburg erbaut, ist als pneumatisches Kegelladeninstrument mit freistehendem Spieltisch ausgeführt und in einem neobarocken Prospekt untergebracht. Sie umfasst insgesamt elf Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Disposition lautet wie folgt:
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- Koppeln: II/I, II/P, I/P, Super II/I, Sub II/I
- Spielhilfen: Mezzoforte, Forte, Tutti
Literatur
- Georg Brenninger: Dietelskirchen, ein seltenes Beispiel kirchlichen Jugendstils. In: Der Storchenturm, Heft 30, Dingolfing 1980, S. 64–71.
- Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern, Band II: Niederbayern. 1. Auflage, Darmstadt 1988, S. 87.
- Georg Brenninger: Dietelskirchen, ein seltenes Beispiel kirchlichen Jugendstils. In: Der Storchenturm, Heft 48/49, Dingolfing 1990.
- Kath. Pfarramt Dietelskirchen (Hrsg.): Kath. Pfarrkirche Maria Immaculata Dietelskirchen – Bistum Regensburg, Niederbayern. O. O., o. J.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kath. Pfarramt Dietelskirchen (Hrsg.), S. 4.
- ↑ Kath. Pfarramt Dietelskirchen (Hrsg.), S. 4f.
- 1 2 3 4 Kath. Pfarramt Dietelskirchen (Hrsg.), S. 5–13.
- ↑ Kath. Pfarramt Dietelskirchen (Hrsg.), S. 16.
- ↑ Orgeldatenbank Bayern online
Koordinaten: 48° 29′ 54,4″ N, 12° 20′ 37,2″ O