Die Kirche Maria Lourdes ist die römisch-katholische Pfarrkirche des Zürcher Stadtteils Seebach. Die an die Kirche angebaute Kapelle wurde der Lourdesgrotte nachempfunden und ist der Marien-Wallfahrtsort der Stadt Zürich. Neben der Kirche St. Antonius in Egg ist die Kirche Maria Lourdes die einzige katholische Wallfahrtskirche im traditionell reformierten Kanton Zürich.

Geschichte

Von St. Peter und Paul (Zürich-Aussersihl), der Mutterpfarrei aller katholischen Kirchen der Stadt Zürich, wurde am 11. Januar 1893 die Pfarrei Herz Jesu (Zürich-Oerlikon) gegründet. Diese kaufte 1914 einen Baugrund in Seebach. Dies war nötig, da in Seebach Ende des 19. Jahrhunderts ein Bauboom einsetzte, sodass das Dorf einen Bevölkerungszuwachs von 1'410 Einwohnern im Jahr 1888 auf 6'243 Einwohner im Jahr 1933 verzeichnete. Im Jahr 1930 konnte das Areal am heutigen Standort der Kirche gekauft werden. Im Architekturwettbewerb für den Bau der Kirche Maria Lourdes konnte sich der Zürcher Architekt Fritz Metzger (1898–1973) durchsetzen, nach dessen Entwurf der Bau der Kirche und des Pfarrhauses in den Jahren 1933 bis 1935 realisiert wurde. Am 30. Juni 1935 wurde die Kirche durch den Bischof von Chur, Laurenz Matthias Vincenz, geweiht und zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben.

Zur Pfarrei Maria Lourdes gehörten ausser Seebach zunächst auch noch weitere Gemeinden, die später zu eigenständigen Pfarreien erhoben wurden: Kloten (Seelsorgestation 1942 gegründet, erste Kirche Christ-König 1948 erbaut), Rümlang (Seelsorgestation 1945 gegründet, Kirche St. Peter 1964 erbaut) und Opfikon-Glattbrugg (Baugrund 1948 gekauft, Kirche St. Anna 1956 erbaut).

1967 wurde das Pfarrhaus von Maria Lourdes um eine Etage aufgestockt und im Jahr 1975 die Kirche im westlichen Teil unterkellert, um Vereins- und Versammlungsräume einzubauen, dies als Ersatz für den 1946 gekauften «Nationalhof», in dem sich bis dahin die Vereinsräume befunden hatten. Die Kirche selber wurde in den Jahren 1960 im Innern, 1984/1985 sowie 2008/2009 umfassend renoviert. Im Jahr 1985 wurde die Kirche Maria Lourdes ins Inventar der kunst- und kulturhistorischen Objekte und der archäologischen Denkmäler von regionaler und kantonaler Bedeutung aufgenommen.

Für die ganze Stadt Zürich und für das Umland hat die Pfarrei Maria Lourdes als Sitz des Zürcher Marienwallfahrtsortes Bedeutung. Die im Herbst 1935 an die linke Seitenwand der Kirche angebaute Lourdeskapelle beherbergt eine Nachbildung der Grotte von Massabielle.

Maria Lourdes ist mit 6'472 Mitgliedern (Stand 2021) die drittgrösste römisch-katholische Kirchgemeinde der Stadt Zürich nach Heilig Kreuz (Altstetten) und Herz Jesu (Wiedikon).

Für die Pfarrei von Bedeutung waren die sozialen Einrichtungen von Maria Lourdes: Die Baldegger Schwestern betrieben von 1936 bis 1981 eine Krankenpflegestation und von 1959 bis 1981 einen Kindergarten. Seit 1939 befindet sich auf dem Pfarreigebiet zusätzlich die Niederlassung der Kapuziner in der Stadt Zürich, welche in der Wallfahrtsbetreuung der Pfarrei mitarbeiten.

Kirchturm und Glocken

38 Meter hoch erhebt sich der 1935 zusammen mit der Kirche erbaute Turm. Im Jahr 1941 erhielt der Turm seine Uhr, welche von der Turmuhrfabrik Mäder, Andelfingen, geschaffen wurde. Das Zifferblatt blieb bestehen, die Turmuhr dagegen wurde im Jahr 2000 durch eine digitale Uhr ersetzt. Gestützt auf ein Gutachten der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt erhielt der in Sichtbeton-Technik gestaltete Turm bei der Aussenrenovation von 1973 einen Verputz.

Die Glocken von Maria Lourdes wurden von der Glockengiesserei H. Rüetschi, Aarau im Jahr 1941 gegossen und am 27. April 1941 geweiht. Eine Besonderheit ist, dass das Geläut nicht in einen eigentlichen Glockenstuhl eingebaut wurde, sondern an seinen Jochlagern direkt auf Auskargungen der Betonwand ruht. Die Glockenjoche bestehen nicht aus Holz, sondern aus Stahl. Zwischen den Jochlagern und dem Turm sind Bleiplatten eingelegt, damit die Vibrationen nicht auf den Betonbau übertragen werden.

NummerGewichtDurchmesserTonWidmung
15030 kg2010 mmAsChristkönig
23498 kg1790 mmBMaria Immaculata
32053 kg1510 mmdesHl. Josef
41013 kg1200 mmfHl. Felix und Regula
5588 kg1000 mmasHl. Franziskus
6416 kg890 mmbHl. Bernadette

Baubeschreibung

Äusseres

Die Kirche liegt am Seebacherplatz, von dem mehrere Strassen in verschiedene Richtungen abzweigen. Von der vielbefahrenen Schaffhauserstrasse liegt die Kirche etwas abgerückt und leicht erhöht. Eine Freitreppe führt von der Schaffhauserstrasse zum Portal der Kirche. Die Fassade der Kirche Maria Lourdes wurde in Anlehnung an den in den 1930er Jahren vorherrschenden Bauhausstil sehr einfach gehalten. Der Architekt Fritz Metzger schreibt selber über die Gestalt der Kirche: „Echte Architektur unserer Zeit hat […] nicht Effekte zum Ziel – unbekümmert um diese wirkt sie allein durch ihr Dasein. Gewollte Repräsentation ist ihr fremd […] Sie sucht transparente Klarheit, innere Festigkeit und Ganzheit.“ Diesem Grundsatz ihres Architekten folgend, präsentiert sich die Kirche Maria Lourdes als schlichter Baukubus. Die Kirche Maria Lourdes ist ein orthogonaler Bau mit einer Vorhalle, die in den Baukörper integriert wurde, und hochgesetzten Rundfenstern. An die Seitenfassade zum Höhenring wurden sowohl der Kirchturm als auch die Lourdes- und die Taufkapelle so angegliedert, dass deren Ecken jeweils direkt auf der Baulinie liegen. In der Ansicht ergibt sich dadurch eine Staffelung der einzelnen Bauteile.

Marienplastik

Die Tradition, dass über dem Portal von Kirchenbauten oft eine Mariendarstellung anzutreffen ist, griff Fritz Metzger auch in Maria Lourdes auf. Die Kirchenpatronin ist in Stein gehauen und zeigt den Moment der Begegnung Marias mit dem Engel Gabriel. Folgt man dem Blick Marias, befindet sich der Engel – für den Betrachter unsichtbar – in etwa über den Tramgeleisen der Schaffhauserstrasse. Die Gesichtszüge und die schlanke Gestalt Marias im langen Kleid erinnern an Steinhauerarbeiten von gotischen Kathedralen. Der Künstler dieser Mariendarstellung ist anonym; in den Unterlagen heisst es lediglich, die Statue sei aus der Werkstatt Tardecini.

Innenraum

Unter der Marienplastik an der Kirchenfront hindurch gelangt man durch das Portal der Kirche in den Innenraum. Dieser ist als Halle mit schlanken Betonpfeilern und bewegten Quertonnen gestaltet. Der Baukörper von Maria Lourdes stellt ein Beispiel für die Sichteisenbeton-Technik dar, für die Fritz Metzger wegweisend war. Erbaut wurde das Gotteshaus als Wegkirche und erinnert an eine frühchristliche Basilika. Die schlanken, quadratischen Pfeiler sind zur Aussenwand gerückt, sodass das Seitenschiff zu einem schmalen Gang wird. So wird der Raum als Einheit wahrgenommen, was den Gemeinschaftscharakter von Gottesdienstbesuchern und Priestern unterstreicht, ähnlich wie in der von Fritz Metzger erbauten Kirche St. Karl (Luzern). Bemerkenswert ist die Positionierung der Taufkapelle neben dem Chor. Architektonisch wird auf diese Weise der Bezug zwischen Taufe, Eucharistie (Altar) und Wort Gottes (Kanzel bzw. Ambo) hergestellt.

Ausstattung

Altarraum und Kirchenschiff

Das Chorgemälde entstand in Fresko-Technik und wurde von Richard Seewald, München, im Jahr 1942 geschaffen. Es stellt die Immaculata, die unbefleckt empfangene Jungfrau Maria, inmitten bittender Menschen dar.

Der Tabernakel entstand 1942 und zeigt auf den vergoldeten Reliefs Darstellungen der Opfer Abels und Abrahams, die wunderbare Brotvermehrung (Mt 14,13-21 ), die Hochzeit von Kana sowie das Abendmahl Jesu mit den Aposteln. Der Tabernakel wurde vom Schweizer Goldschmied August Büsser gestaltet.

Am 15. Juni 1985 weihte Bischof Johannes Vonderach den neuen Volksaltar anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Kirche.

In den Nischen der Seitenwände befinden sich die Kreuzwegstationen, welche 1944 vom Künstler August Bläsi (1903–1979) in Flachrelieftechnik aus englischem Zement gefertigt wurden.

Glasfenster

In die Rundfenster von Maria Lourdes wurden im Jahr 1959 die von Ferdinand Gehr gestalteten Kirchenfenster eingebaut. Dargestellt sind Ausrufungen der Lauretanischen Litanei. Die Fenster in der Taufkapelle wurden vom damals 91-jährigen Ferdinand Gehr anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Pfarrei im Jahr 1985 geschaffen und zeigen die sieben Sakramente. Das Rundfenster in der Nebenempore wurde von Emil B. Vetterli, Zürich im Jahr 1948 gestaltet und stellt den Heiligen Geist dar.

Orgel

Da die Mutterpfarrei Herz Jesu Oerlikon im Jahr 1935 von der reformierten Kirche Oerlikon deren bisherige Orgel übernehmen konnte, wurde die Vorgängerorgel von Herz Jesu der Tochterpfarrei geschenkt. Es war dies eine von den Gebrüdern Mayer, Orgelbauer in Buchs und Feldkirch erstellte Orgel mit 22 Registern. Diese erste Orgel mit Baujahr 1909 wurde dann durch die heutige Orgel ersetzt.

Die Firma Gebr. Späth, Rapperswil SG, baute die Orgel im Jahr 1951 und revidierte diese im Jahr 1963. Durch die Firma Orgelbau Kuhn, Männedorf, wurde die Orgel im Jahr 1985 erneuert und mit einem neuen Spieltisch ausgestattet. Im Jahr 2006 revidierte Kuhn die Orgel umfassend und baute den Spieltisch um, sodass er nun fahrbar ist. Die Spiel- und Registertraktur ist elektropneumatisch. Die Orgel besitzt drei Manuale, 39 Register und 3202 Pfeifen.

Disposition:

I Hauptwerk C–
Rohrgedackt16′
Principal8′
Flöte8′
Gemshorn8′
Oktave4′
Rohrflöte4′
Sesquialtera II223′ + 135
Octave2′
Mixtur V–VI2'
Zinke8'
II Positiv C–
Suavial8′
Gedackt8′
Prästant4′
Gedacktflöte4′
Principal2′
Larigot113
Mixtur III–IV1′
Krummhorn8′
III Schwellwerk C–
Gedackt16′
Principal8′
Rohrflöte8′
Salicet8′
Oktave4′
Nachthorn4′
Nasat223
Waldflöte2′
Terz135
Scharf IV–V1'
Zimbel III14
Trompette harm.8′
Clairon4′
Tremulant
Pedal C–
Principal16′
Subbass16′
Echobass16′
Octave8′
Spillflöte8′
Gedackt8′
Octave4′
Mixtur IV223
Posaune16′
Clarino4′
  • Koppeln:
  • Spielhilfen: 2-fach programmierbares Crescendo, Setzeranlage mit 5 Blöcken zu je 1000 Kombinationen (davon 4 mit Schlüsselschalter abschliessbar, Sequenzschaltung vorwärts-rückwärts), Automatische Pedalumschaltung

Lourdesgrotte

Der Churer Bischof Georg Schmid von Grüneck hatte im Jahr 1928 in Lourdes das Versprechen abgegeben, in der Stadt Zürich einen Ort der Marienverehrung zu schaffen. Die Marienkapelle mit der Nachbildung der Grotte von Massabielle wurde am 7. Oktober 1935 von dessen Nachfolger, Bischof Laurenz Vinzenz, geweiht. Zwei Holzstatuen stellen die Begegnung zwischen Bernadette und Maria dar. Sie wurden 1953 von der Künstlerin Claire Pletsch geschaffen und ersetzten die ursprünglichen Figuren aus dem Jahr 1935.

Siehe auch

Literatur

  • Guido Kolb: 100 Jahre St. Peter und Paul. Zürich 1974.
  • Bischöfliches Ordinariat Chur (Hrsg.): Schematismus des Bistums Chur. Chur 1980.
  • Otto Seitz: 50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach. Zürich 1986.
  • Henri Truffer: Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich. Zürich 1989.
  • Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. Zürich 2010.
  • Robert Schönbächler: Kirchen und Gotteshäuser der Stadt Zürich. Neujahrsblatt Industriequartier/Aussersihl. Zürich 2012.
  • Stadt Zürich, Amt für Städtebau (Hrsg.): Katholische Kirchen der Stadt Zürich. Bestandesverzeichnis Denkmalpflege der Stadt Zürich. Zürich 2014.
  • Markus Weber, Stephan Kölliker: Sakrales Zürich. 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich. Archipel-Verlag, Ruswil 2018.
Commons: Maria Lourdes Zürich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Otto Seitz: 50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 21.
  2. Wernerkarl Kälin und Otto Seitz, in: Otto Seitz: 50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 14.
  3. Stadt Zürich, Amt für Städtebau (Hrsg.): Katholische Kirchen der Stadt Zürich. Bestandesverzeichnis Denkmalpflege der Stadt Zürich. S. 90.
  4. Robert Schönbächler: Kirchen und Gotteshäuser der Stadt Zürich. S. 117.
  5. Henri Truffer: Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich. S. 172.
  6. Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 133–134.
  7. Otto Seitz: 50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 21.
  8. Katholische Kirche im Kanton Zürich: Jahresbericht 2021. S. 106.
  9. Wernerkarl Kälin und Otto Seitz, in: 50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 18.
  10. Rainald Fischer, in: Guido Kolb: 100 Jahre St. Peter und Paul. S. 197.
  11. Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 132–133.
  12. Herbert Schöttl, in: Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 119–124.
  13. Angaben von der Pfarrei Maria Lourdes
  14. Fritz Metzger, in: Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 15.
  15. Stadt Zürich, Amt für Städtebau (Hrsg.): Katholische Kirchen der Stadt Zürich. Bestandesverzeichnis Denkmalpflege der Stadt Zürich. S. 92.
  16. Webseite über die Renovation von Maria Lourdes 2008. Abgerufen am 18. Juni 2013.
  17. Webseite über die Renovation von Maria Lourdes 2008. Abgerufen am 18. Juni 2013.
  18. Rainald Fischer, in: Guido Kolb: 100 Jahre St. Peter und Paul. S. 197.
  19. Otto Seitz: 50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach. 1986, S. 21.
  20. Heinz Horat, in: Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 80.
  21. Stadt Zürich, Amt für Städtebau (Hrsg.): Katholische Kirchen der Stadt Zürich. Bestandesverzeichnis Denkmalpflege der Stadt Zürich. S. 92–94.
  22. 1 2 3 4 Otto Seitz: 50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 25.
  23. Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 133.
  24. Festschrift 100 Jahre Herz Jesu-Pfarrei. Zürich-Oerlikon, S. 51 und 120
  25. Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. 2010, S. 116.
  26. Martin Piller, in: Pfarramt Maria Lourdes (Hrsg.): Kirche Maria Lourdes Zürich-Seebach. S. 111.

Koordinaten: 47° 25′ 11,7″ N,  32′ 49,6″ O; CH1903: 683646 / 252715

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