Als Seekriegsflagge wird die Flagge bezeichnet, die von Kriegsschiffen als Nationalflagge gehisst wird. Die Bezeichnung bedeutet allerdings nicht, dass sich die Nation im Krieg befindet, sondern dass die Nutzung lediglich dem Militär vorbehalten ist. Andere Bezeichnungen sind Kriegsflagge zur See, Militärflagge zur See, Marinekriegsflagge oder Marineflagge.
Nach § 29 des internationalen Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) ist die Marineflagge der jeweiligen nationalen Seestreitkräfte eine Variante der vorgeschriebenen Kennzeichnungen als Kriegsschiff. Andere Kennzeichnungen in Schriftform (an den Schiffen oder in Listen) richten sich nach den nationalen Normen oder Vorschriften, die meist mit Alliierten Streitkräften, wie mit der Anti-Hitler-Koalition oder der NATO, koordiniert wurden/sind. Historisch dazu bekannt sind Präfixe von Schiffsnamen#Verwendung von Präfixen bei Kriegsschiffen und hoheitlich genutzten Wasserfahrzeugen.
Neben der Handelsflagge gehört sie zu den ursprünglichen Ausprägungen der Nationalflagge. Zusätzlich zur Kriegsflagge führen militärische Schiffe im Hafen meist auch eine Gösch. Deren Gestaltung ist oft von der Kriegsflagge abgeleitet, kann aber vereinfacht sein oder ein anderes Seitenverhältnis haben.
Deutschland
Die Kriegsschiffe der Deutschen Marine und ständig besetzte Signalstellen führen die Dienstflagge der Seestreitkräfte, die einer als Doppelstander ausgeführten Bundesdienstflagge entspricht. Die zivil besetzten Hilfsschiffe und Landdienststellen der Marine führen die Bundesdienstflagge. Als Gösch wird eine verkleinerte Version der jeweiligen Flagge geführt.
Flagge der Deutschen Marine
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Historische deutsche Kriegsflaggen
Im Deutschen Reich 1871 bis 1945 wurde die deutsche Kriegsflagge als Reichskriegsflagge bezeichnet. Näheres siehe dort.
- Reichsflotte
1848–1852 - Norddeutscher Bund 1867–1871, Deutsches Reich 1871–1892
- Deutsches Reich 1892–1903
- Deutsches Reich
1903–1919
de facto bis 1921 - Deutsches Reich (Weimarer Republik) 1919
nie im Einsatz - Deutsches Reich (Weimarer Republik) 1921–1933
- Deutsches Reich
1933–1935 - Deutsches Reich
1935–1945 - DDR (Kriegsschiffe) 1955–1990
- DDR (Hilfsschiffe) 1955–1990
- DDR (Grenzbrigade)
Österreich
Als Flagge der Schiffe des österreichischen Militärs ist die Bundesdienstflagge bestimmt.
Österreichische Bundesdienstflagge
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Historische österreichische Kriegsflaggen
- Österreich
1786–1869 - Österreich-Ungarn 1869–1918
Schweiz
Die Patrouillenboote der Motorbootkompanie des Schweizer Heeres, die auf Binnengewässern patrouillieren, führen statt der sonst üblichen quadratischen Nationalflagge die Schweizerflagge zur See, die ein Seitenverhältnis von 2:3 hat.
Flagge der Schweiz
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Andere Staaten
Die meisten Staaten nutzen als Kriegsflagge die normale Ausführung der Staatsflagge. In anderen Staaten existiert keine Seekriegsflagge, da diese nur Binnengewässer haben. Patrouillenboote führen hier meist die Dienstflagge bzw. die normale Staatsflagge.
Die nachfolgenden Listen sind nicht vollständig, sondern sollen nur einen Überblick anhand einiger Beispiele bieten.
Ensigns
Eine der ersten speziellen Kriegsflaggen war das britische White Ensign. Heute führen vor allem ehemalige britische Kolonien White Ensigns als Kriegsflagge, aber auch viele andere Staaten haben sich für ähnliche Flaggen entschieden.
Vereinigtes Königreich
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Australien
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Ghana
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Indien
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Jamaika
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Litauen
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Neuseeland
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Südafrika
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Trinidad und Tobago
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Ukraine
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Bolivien
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Zusätzliches Wappen
Ägypten
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Algerien
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Bolivien
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Costa Rica
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Dom. Republik
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El Salvador
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Guatemala
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Haiti
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Italien
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Kolumbien
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Kroatien
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Marokko
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Peru
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Saudi-Arabien
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Thailand
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Venezuela
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Doppelstander und andere Standerformen
Dänemark
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Island
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Norwegen
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Schweden
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Deutschland
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Estland
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Finnland
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Polen
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Andere Proportionen
Ecuador
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Frankreich
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Guyana
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Pakistan
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Eigenes Design
Albanien
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Aserbaidschan
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Belgien
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Bulgarien
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VR China
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Georgien
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Israel
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Japan
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Kasachstan
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Lettland
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Mauritius
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Russland
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Tonga
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Ungarn
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Einzelnachweise
- ↑ Fahnenreglement der Armee (Memento des vom 6. November 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 11,4 MB)