Martin Götz (* 13. September 1903 in Nürnberg; † 1969 in London) war ein deutsch-britischer Wirtschaftswissenschaftler und Journalist.
Leben und Tätigkeit
Götz war ein Sohn des Bankdirektors Albert Götz. Nach dem Besuch des Neuen Gymnasiums in Nürnberg studierte er Nationalökonomie an den Universitäten München (ab Sommersemester 1922), Freiburg (ab Sommer 1923) und Berlin (ab Sommer 1924). Seine Nebenfächer waren Rechtswissenschaften, Philosophie und Geschichte. Seine Lehrer waren u. a. Ladislaus von Bortkiewicz, Julius Hirsch, Emil Lederer, Schumacher, Werner Sombart (Volks- und Betriebswirtschaftslehre), Köhler, Wertheimer (Philosophie), Härtung (Geschichte). Er schloss seine Ausbildung 1933 mit einer von Julius Hirsch betreuten Dissertation über die Organisation des Großhandels nach dem Ersten Weltkrieg ab.
Im Jahr 1930 nahm Götz als Assistent von Wendelin Hecht an den Arbeiten der Handelsgruppe des Enqueteausschusses teil. Anschließend erhielt er eine Anstellung als Assistent von Hirsch bei der Forschungsstelle für Handel.
Aufgrund seiner – nach nationalsozialistischer Definition – jüdischen Abstammung wurde Götz im Jahr 1933 aus dem akademischen Leben in Deutschland verdrängt. Er siedelte nach Großbritannien über, wo er seit Februar 1934 bei der Society for Protection of Science and Learning (SPSL) als „unplaced“ gemeldet war.
In Großbritannien schlug Götz sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durch. Später arbeitete er als freiberuflicher Journalist zu Wirtschafts- und Finanzfragen. Seine wissenschaftliche Karriere konnte er trotz Empfehlungen von Emil Lederer und Joachim Tiburtius nicht fortsetzen.
In Deutschland wurde Götz nach seiner Emigration als Staatsfeind eingestuft: Um 1938 wurde seine Ausbürgerung im Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger öffentlich bekannt gegeben. Im Frühjahr 1940 wurde er dann vom Reichssicherheitshauptamt auf die Sonderfahndungsliste G.B. gesetzt, ein Verzeichnis von Personen, die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Insel durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS in das Land einrücken sollten, mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Götz – trotz seiner Ausbürgerung – als Angehöriger einer feindlichen Macht von den britischen Behörden in Liverpool interniert, im November 1940 aber schließlich aufgrund der Empfehlungen des SPSL wieder auf freien Fuß gesetzt. Er arbeitete dann wieder als Wirtschaftsjournalist. Außer für Zeitungen schrieb er auch für den Feature Service des Ministry of Information. Bis in die 1960er Jahre veröffentlichte Götz Beiträge in The Statist und für Business International. Zudem war er für die Food and Agriculture Organisation der Vereinten Nationen tätig.
In Deutschland bekam Götz 1962 40.000 DM Entschädigung aufgrund der ihm durch die Verfolgung durch die Nationalsozialisten entstandenen Schäden zugesprochen.
Schriften
- Wandlungen in der Organisation des deutschen Grosshandels nach dem Kriege unter besonderer Berücksichtigung der Funktionswandlungen, 1933. (Dissertation)
Literatur
- Displaced German Scholars. A Guide to Academics in Peril in Nazi Germany During the 1930s, The Borgo Press, San Bernardino, California 1993 (Nachdruck der List of Displaced German Scholars, London 1936), S. 29.
- Peter Mantel: Betriebswirtschaftslehre und Nationalsozialismus. Eine institutionen- und personengeschichtliche Studie, 2010. S. 387f.
Einzelnachweise
- ↑ England and Wales Death Registration Index, Kensington, vol. 5c, page 1532.
- ↑ Michael Hepp/Hans Georg Lehmann: Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–45 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen, 1985, S. 173.
- ↑ Eintrag zu Martin Götz auf der Sonderfahndungsliste G.B. (Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London).