Martin Geisler (* 1977 in Erfurt) ist ein deutscher Spiel-, Theater- und Medienpädagoge. Er ist Professor für Kultur und Medien an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena. Zudem ist er künstlerisch in den Bereichen Schauspiel, Film, Malerei, Fotografie und Lyrik aktiv.
Leben
Geisler war 1996 Absolvent der Walter-Gropius-Schule Erfurt für Kunst und Gestaltung und studierte an der Fachhochschule Erfurt Sozialpädagogik/Sozialarbeit. Von 1999 bis 2002 war er Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Von 2001 bis 2004 studierte er an der Universität Erfurt im Aufbaustudium Erziehungswissenschaften. In Kooperation zwischen Universität Erfurt und Fachhochschule Erfurt promovierte er von 2004 bis 2008. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. 2009 war er als Referent und Dozent für Medienpädagogik und E-Learning aktiv. Zudem war er in freiberuflicher Tätigkeit für verschiedene Film- und Fernsehproduktionsfirmen und als freier Mitarbeiter des Landesfilmdienst Thüringen tätig. 2007 gründete er das medienpädagogische Institut für Computerspiel – Spawnpoint, das 2020 in Institut für Spiel- und Medienkultur umbenannt wurde. Seit Oktober 2011 ist er an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena am Fachbereich Sozialwesen Professor für Kultur und Medien. Dort konzipierte und leitet er den berufsbegleitenden Studiengang Spiel- und Medienpädagogik, der 2017 begann. Seit 2014 ist er Landessprecher der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur – Thüringen. Er ist u. a. Mitglied der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW sowie des JFF – Jugend Film Fernsehen e. V. Geisler ist aktiver Gamer und in verschiedenen Künsten aktiv.
Wirken
Wissenschaft, Lehre & Forschung
Der akademische Fokus Geislers liegt auf der medienpädagogischen Auseinandersetzung mit dem digitalen Spiel sowie dessen Bedeutung für die Kulturelle Bildung, die Spielpädagogik und die Kunst. Zudem zeichnet er sich durch ein breites Lehrangebot aus. Dort legt er großen Wert auf ein kommunikatives und humorvolles Miteinander sowie einen hohen Theorie-Praxis-Transfer. 2009 erforschte Martin Geisler die sozialen Prozesse in Computerspielgemeinschaften. Im Verlauf befasste er sich mit Methoden zur Identitätsarbeit mit modernen Medien, ästhetischer Bildung in digitalen Spielen, der Bedeutung des Symbols Tod im Computerspiel, ökonomiekritischer Aspekte der Digitalisierung und dem Digital Game Based Learning. 2019 veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse zur Einstellung, Erfahrung und Haltung von Spielleitenden. In zahlreichen Tagungen, Konferenzen und Symposien ist Martin Geisler mit seinen lebendigen Vorträgen und Moderationen präsent.
Spiel-, Theater- und Medienpädagogik
Martin Geisler hat als Medienpädagoge zahlreiche Filmprojekte angeleitet und umgesetzt. Darunter den 2004 mit dem Sonderpreis des Kinderkanals ARD/ZDF ausgezeichneten Film „Die dunkelhäutige Prinzessin“. Seit 2007 engagiert er sich und gestaltet die medienpädagogische Arbeit mit Digitalen Spielen. Vielfältige künstlerische, kulturelle und pädagogische Perspektiven flossen in die Entwicklung des Instituts für Computerspiel - Spawnpoint ein. Darin konzipiert und entwickelt Martin Geisler Modellprojekte zum Einsatz digitaler Spiele in der Bildung. Das Projekt „Mein Avatar und Ich“ wurde 2011 mit dem Dieter-Baacke-Preis ausgezeichnet.
Martin Geisler trat 1999 dem Theaterensemble „ImproVision“ e. V. bei. Seit 2005 war er stellvertretender Vorsitzender des Vereins. 2013 und 2014 betrieb ImproVision die Bühne „Atelier Theater Erfurt“. 2013 initiierte Geisler den Thüringer Impro-Cup, der durch die Theatergruppen Thüringens fortgeführt wird. Parallel inszenierte er szenische Lesungen. 2010 bis 2015 war er kabarettistisch mit dem Soloprogramm „Suizidberatung – Ein heiterer Abend für Entschlussfreudige“ unterwegs. 2022 wurde das Programm gemeinsam mit dem Klavierkabarettist Björn Sauer im Thüringer Satiretheater und Kabarett „Die Arche“ neu inszeniert.
Innerhalb seiner Hochschullehre vermittelt Martin Geisler das Theaterspiel als sozialpädagogische Methode. Neben dem Improvisationstheater leitet er Theaterwerkstätten an. Diese zielen insbesondere auf kreative Fähigkeiten, gruppendynamische Prozesse sowie die Stärkung der Persönlichkeit. Unter seiner Leitung wurden folgende Stücke inszeniert: Gottes Gemetzel (2016), Das kalte Herz (2017), Frau Müller muss weg (2018), Der Vorname (2019), Adams Äpfel (2020), Der Ursprung der Welt (2021) und Das perfekte Geheimnis (2022).
Film & Fernsehen
In zwei Jugendfilmgruppen war Geisler als Autor, Darsteller und in der Regie aktiv. Dabei entstanden unter anderem die Filme Braintrek – Die vergessene Folge (1996) mit Denis Geyersbach, Schatten der Angst (1999) und der Kurzfilm Ultrix (2001) mit Thomas Kornack. Von 2003 bis 2009 war er freiberuflich für verschiedene Film- und Fernsehproduktionsfirmen tätig. Als Dokumentarfilmer veröffentlichte Geisler u. a. die Filme: Die Arbeit eines Sozialpädiatrischen Zentrums (2002), Totgespielt - Die Funktion des Symbols Tod im Computerspiel (2012) und Tierische Helfer - Einführung in die Tiergestützte Arbeit (2015).
Fotografie & Malerei
Künstlerisch nutzt Martin Geisler die Fotografie und Malerei als Ausdrucksmedium für die Bearbeitung grotesker und paradoxer Themen. Insbesondere widmet er sich der Porträt- und Aktfotografie, bei der er ästhetische Grenzen auslotet. Die teils monströs-grausigen, aber auch komischen Bilder verstören bisweilen beim Betrachten und hinterfragen bestehende Muster über Identität, schön und hässlich. Neben der Entstehung der Bilder legt Geisler einen besonderen Fokus auf die Arbeit mit Modellen. Die Darstellung und Entwicklung deren Persönlichkeit ist sowohl Teil des Entstehungsprozesses als auch Basis der fertigen Bilder. Seit 2011 betreibt Geisler die Online-Galerie Augenscheinlicht und seit 2019 das gleichnamige Atelier in Erfurt. In verschiedenen Städten Deutschlands stellt er seine Fotografien und Gemälde aus. Martin Geisler ist zudem Vertreter der In-game Photography, in der digitale Spiele auf künstlerische Ebene neu erforscht und festgehalten werden. Seit 2022 studiert Geisler Bildende Kunst an der Faber Castell Akademie Nürnberg.
Lyrik & Belletristik
Martin Geisler entwickelte 1996 das Jugendforum „Gedankenwelten“, in dem junge Autoren und Autorinnen ihre Texte und Gedichte online und bei szenischen Lesungen präsentierten. Über 50 eigene Texte flossen 2015 in den Gedichtband „Da steht das Schaf – Tierische Lyrik und andere Kuriositäten“ ein. Im gleichen Jahr erschien das an das schwarzhumorige Kabarettstück angelehnte Buch „Suizidberatung – Ein heiterer Ratgeber für Entschlussfreudige“.
Publikationen (Auswahl)
- (Hrsg., mit Dirk Poerschke, Eik-Henning Tappe, Nadine Berlenbach) Lasst uns spielen! Medienpädagogik und Spielkulturen. kopaed Verlag. München 2022. ISBN 978-3-96848-668-0
- (Hrsg.) Spiel- und Medienpädagogik. Theorie – Methoden – Praxis. Kohlhammer Verlag. Stuttgart 2021. ISBN 978-3-17-034769-4
- (Hrsg.) Digitale Spiele in der Medienpädagogik – Einstellungen, Erfahrungen und Haltungen von Spielleitenden. kopaed Verlag. München 2019. ISBN 978-3-86736-635-9
- (Hrsg.) Clans, Gilden und Gamefamilies – Soziale Prozesse in Computerspielgemeinschaften Juventa Verlag, Weinheim/München 2009. ISBN 978-3-7799-1797-7
- Da steht das Schaf – Tierische Lyrik und andere Kuriositäten. ISBN 978-1-5153-0836-2.
- Suizidberatung: Ein heiterer Ratgeber für Entschlussfreudige. ISBN 978-1-5152-5315-0.