Mastodonten

Veraltete systematische Gruppe

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Künstlerische Lebendrekonstruktion eines Amerikanischen Mastodons (Mammut americanum) von Charles R. Knight

Zeitliches Auftreten
Spätes Oligozän bis Jungpleistozän
28,1 bis 0,012 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Kiefermäuler (Gnathostomata)
Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Säugetiere (Mammalia)
Höhere Säugetiere (Eutheria)
Rüsseltiere (Proboscidea)
Paraphyletisches Taxon:
Mastodonten
Wissenschaftlicher Name
Mastodontoidea
Osborn, 1921

Die Mastodonten (Mastodontoidea) sind ein nicht mehr gebräuchliches Taxon für eine Überfamilie der Rüsseltiere. In dieser Gruppe wurden ursprünglich die Familien der Gomphotherien (Gomphotheriidae), Mammutiden (Mammutidae; im Deutschen teilweise auch „Echte Mastodonten“ genannt) und Stegodonten (Stegodontidae) zusammengefasst. Eingeführt wurde die Bezeichnung Mastodontoidea für diese Gruppe von Henry Fairfield Osborn (1857–1935) im Jahr 1921. Zurück geht sie auf die Gattung Mastodon, die ursprünglich 1817 von Georges Cuvier (1769–1832) für mehrere, aus heutiger Sicht nicht miteinander verwandte Arten verwendet wurde. Cuvier vereinte unter Mastodon unter anderem Mastodon giganteum und Mastodon angustidens, ersteres ist das Amerikanische Mastodon (Mammut americanum) aus der Gruppe der Mammutiden, letzteres wird heute als Gomphotherium angustidens geführt und den Gomphotherien zugewiesen. Allerdings hatte Cuvier beide bereits 1806 als le grand mastodonte beziehungsweise als mastodonte à dents étroites beschrieben. Der Name Mastodon stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet μαστός mastos, deutsch Brust und οδον odon, deutsch Zahn. Er bezieht sich auf die durch Höcker geprägten Backenzähne, die seitlich betrachtet an die Brüste einer Frau erinnern („Brustzähner“).

Eine Gemeinsamkeit innerhalb der Gruppe der Mastodonten war ihr schon deutlich elefantenartiges Aussehen, wobei sie insgesamt eher länglicher und niedriger gebaut waren sowie längere und flachere Schädel besaßen. Frühe Formen waren allerdings relativ klein und recht kurzbeinig. Des Weiteren unterschied sie ihr höckeriger Zahnbau deutlich von dem der Elefanten mit ihren lamellenartigen Zähnen. Außerdem wiesen zahlreiche Vertreter im Gegensatz zu heutigen Elefanten sowohl im Unter- als auch im Oberkiefer verlängerte Stoßzähne auf, die sich aus den Schneidezähnen entwickelt hatten.

Kladistische Untersuchungen ergaben, dass die Mastodonten keine geschlossene Abstammungsgruppe (Monophylum) darstellen. Stattdessen repräsentieren sie drei verschiedene Entwicklungslinien, die jeweils einzeln von der Stammlinie der Elefanten (Elephantidae) abzweigen. Aus diesem Grund werden die Mastodonten heute drei verschiedenen Überfamilien zugewiesen. Die Mammutiden gehören nun der Überfamilie Mammutoidea, die Gomphotherien der Überfamilie Gomphotherioidea und die Stegodonten der Überfamilie Elephantoidea an. Letztere umfasst auch die Elefanten. Alle drei Überfamilien gehören zu den Elephantimorpha. Der Begriff Mastodon wird heute umgangssprachlich häufig nur noch für das Amerikanische Mastodon verwendet, während Mastodon in der Regel nur als wissenschaftlicher Namenszusatz vorkommt (etwa Notiomastodon, Stegomastodon oder Sinomastodon).

Literatur

  • Arno Hermann Müller: Lehrbuch der Paläozoologie. Band 3: Vertebraten. Teil 3: Mammalia. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Gustav Fischer, Jena 1989, ISBN 3-334-00223-3.
  • Erich Thenius: Grundzüge der Faunen- und Verbreitungsgeschichte der Säugetiere. Eine historische Tiergeographie. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Gustav Fischer, Stuttgart 1980, ISBN 3-437-30312-0.

Einzelnachweise

  1. Henry Fairfield Osborn: The Evolution, Phylogeny, and Classification of the Mastodontoidea. In: Bulletin of the Geological Society of America. Band 32, Nr. 3, 1921, S. 327–332, doi:10.1130/GSAB-32-327 (englisch).
  2. Henry Fairfield Osborn: Adaptive radiation and classification of the Proboscidea. In: PNAS. Band 7, Nr. 8, 1921, S. 231–234, doi:10.1073/pnas.7.8.231 (englisch).
  3. Georges Cuvier: Sur différentes dents du genre des mastodontes, mais d'espèces moindres que celles de l'Ohio, trouvées en plusieurs lieux des deux continens. In: Annales du Muséum d'histoire naturelle. Band 8, 1806, S. 401–424 (französisch, biodiversitylibrary.org).
  4. Georges Cuvier: Le règne animal distribué d'après son organisation. Pour servir de base a l'histoire naturelle des animaux et d'introduction a l'anatomie comparée. Paris 1817, S. 1–540, hier S. 232–233 (französisch, biodiversitylibrary.org).
  5. Ursula Bettina Göhlich: Elephantoidea (Proboscidea, Mammalia) aus dem Mittel- und Obermiozän der Oberen Süßwassermolasse Süddeutschlands. Odontologie und Osteologie (= Münchner Geowissenschaftliche Abhandlungen. Reihe A. Band 36). Pfeil, München 1998, ISBN 3-931516-44-X.
  6. Jeheskel Shoshani, Pascal Tassy: Advances in proboscidean taxonomy & classification, anatomy & physiology, and ecology & behavior. In: Quaternary International. Band 126, Nr. 1, 2005, S. 5–20, doi:10.1016/j.quaint.2004.04.011 (englisch).
  7. Jan van der Made: The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography. In: Harald Meller (Hrsg.): Elefantenreich. Eine Fossilwelt in Europa. Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2010, ISBN 978-3-939414-48-3, S. 340–360 (englisch).
  8. Pascal Tassy: Who is who among the Proboscidea? In: Jeheskel Shoshani, Pascal Tassy (Hrsg.): The Proboscidea. Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives. Oxford University Press, Oxford/New York/Tokyo 1996, ISBN 0-19-854652-1, S. 40–48 (englisch).
  9. Jeffrey J. Saunders: North American Mammutidae†. In: Jeheskel Shoshani, Pascal Tassy (Hrsg.): The Proboscidea. Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives. Oxford University Press, Oxford/New York/Tokyo 1996, ISBN 0-19-854652-1, S. 271–279 (englisch).
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