Matthias Erz (* 10. Januar 1851 in Großwinternheim; † 2. Dezember 1899 in Chicago) war ein römisch-katholischer Geistlicher, Heilpraktiker und früher Archäologe.
Leben
Geboren 1851 in Großwinternheim bei Ingelheim, wurde Erz 1874 zum Priester geweiht. Er war zunächst tätig in Rockenberg in der Wetterau und kam 1875 als Kaplan nach Horchheim bei Worms. Neben seinen priesterlichen Aufgaben befasste er sich mit der Heilkunde und hatte großen Zulauf von Patienten, die er nach den Verfahren der sogenannten Elektro-Homöopathie behandelte. Über die Heilkunde kam er in engen Kontakt mit dem praktischen Arzt in Pfeddersheim Dr. Carl Koehl. Zusammen begannen sie 1878 mit der Ausgrabung des fränkischen Reihengräberfeldes in Wies-Oppenheim bei Worms. Bis 1880 haben sie dort mehr als 200 fränkische Bestattungen des 6. bis 8. Jahrhunderts aufgedeckt. Vermutlich haben sie auch 1882 zusammen in Offstein gegraben. Koehl betrieb in den folgenden Jahrzehnten umfangreiche Ausgrabungen in Rheinhessen und entwickelte eine hervorragende Fähigkeit zur Interpretation der Funde, die ihn zu einem Pionier der Archäologie machten. Kaplan Erz hingegen wurde in seiner Pfarrgemeinde angefeindet wegen der Freundschaft mit dem Protestanten Dr. Koehl und wegen angeblicher Störung der Totenruhe durch seine Ausgrabungen. Da der Kaplan außerdem viel Zeit mit seinen Liebhabereien verbrachte und seinen kirchlichen Amtspflichten nicht immer genügend nachkam, wurde er von der bischöflichen Behörde aufgefordert, seine medizinische Tätigkeit aufzugeben. Da seine Eltern und Geschwister bereits in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren, entschloss sich Matthias Erz 1883 zur Auswanderung. Er ging nach Chicago, wo er 1887 die (erste) St.-Matthias-Kirche erbaute. Er starb am 2. Dezember 1899 im Alter von nur 48 Jahren als Pfarrer an St. Matthias in Chicago. Die Ausgrabungs-Funde wurden von Koehl 1882 als "Koehl-Erzsche Sammlung" an das 1881 gegründete Wormser Museum (heute "Museum der Stadt Worms im Andreasstift") übergeben.
Literatur und Belege
Zur Biographie von Matthias Erz:
- Nachlass Hermann Schmitt im Dom- und Diözesanarchiv in Mainz: nachgelassene Manuskripte für eine geplante Veröffentlichung Heiligkreuz in Horchheim bei Worms - Pfarrer und Pfarrei im 19. und 20.Jh., Teil Johannes Kumpf (1868-98) S. 8f. und Teil Kapläne in Horchheim S. 2.
- Mathilde Grünewald, Alfried Wieczorek (Hg.): Zwischen Römerzeit und Karl dem Großen. 3 Bde. Lindenberg 2009, Bd. 1 S. 10.
- 1200 Jahre Wiesoppenheim. 793 - 1993. Hg. v. Karlheinz Henkes u. a., Worms 1993, S. 26, S. 113f.
- Illustrated Souvenir of the Archdiocese of Chicago. Chicago (IL) 1916, S. 80 (PDF).
Zur Ausgrabung in Wiesoppenheim:
- Nachlass Hermann Schmitt im Dom- und Diözesanarchiv in Mainz: nachgelassene Manuskripte für eine geplante Veröffentlichung Heiligkreuz in Horchheim bei Worms - Pfarrer und Pfarrei im 19. und 20.Jh., Teil Johannes Kumpf (1868-98) S. 8f.
- Mathilde Grünewald, Alfried Wieczorek (Hg.): Zwischen Römerzeit und Karl dem Großen. 3 Bde. Lindenberg 2009, Bd. 1, S. 10 und S. 370–429.
- 1200 Jahre Wiesoppenheim. 793 - 1993. Hg. v. Karlheinz Henkes u. a., Worms 1993, S. 26f., S. 113f.
Zur Ausgrabung Offstein II 1882:
- Mathilde Grünewald, Alfried Wieczorek (Hg.): Zwischen Römerzeit und Karl dem Großen. 3 Bde. Lindenberg 2009, Bd. 1, S. 10 und Bd. 2, S. 810–817.
Zu Carl Koehl:
- Mathilde Grünewald, Alfried Wieczorek (Hg.): Zwischen Römerzeit und Karl dem Großen. 3 Bde. Lindenberg 2009, Bd. 1, S. 9–14.
- Hermann Ament, Ein Ausflug in die Forschungsgeschichte: Eine archäologische Karte des Zellertales aus dem Jahr 1903, in: Archäologie zwischen Donnersberg und Worms. Regensburg 2008, S. 15–22, darin S. 15 und S. 18–20.