Maurice Auguste Chevalier (* 12. September 1888 in Paris; † 1. Januar 1972 ebenda; eigentlich Maurice-Edouard Saint-Léon Chevalier) war ein französischer Schauspieler und Chansonsänger. Berühmt wurde Maurice Chevalier mit Bühnenauftritten in Paris, London und New York. Im Laufe seiner Filmkarriere drehte er über 50 Filme, wobei er meistens in der Rolle des eleganten Gentlemans zu sehen war. Zu seinen bekanntesten Songs zählen Louise, Mimi, Valentine und Thank Heaven for Little Girls. Ab den 1960er Jahren trat er auch in einigen Filmen Walt Disneys auf, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband.

Leben

Aufgewachsen als Sohn eines arbeitslosen Malers, trat Chevalier bereits um die Jahrhundertwende in den Cafés von Paris auf. Durch sein Chansonprogramm mit vielen Tanzeinlagen erlangte er zunehmend Bekanntheit und trat in immer größeren und populäreren Music-Halls auf. 1909 debütierte er in den Folies Bergère, wo er einige Jahre gemeinsam mit Mistinguett auftrat, mit der er zeitweilig auch zusammenlebte. Bereits in der Vorkriegszeit spielte er in ersten Filmen mit, so etwa unter der Regie und an der Seite von Max Linder.

Im Ersten Weltkrieg leistete er Kriegsdienst im 35. Infanterieregiment, wurde verwundet und geriet in deutsche Gefangenschaft. Die Beziehungen seiner Kollegin Mistinguett sorgten für seine frühe Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1916; eine dauerhafte berufliche oder private Bindung an sie ging er jedoch nicht ein.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg avancierte er zu einem der erfolgreichsten Entertainer seiner Zeit. 1924 nahm er Valentine auf, eines der populärsten Lieder der 1920er Jahre. Seinerzeit wirkte er unter anderem auch in einigen Filmen von Henri Diamant-Berger mit.

1928 ging Chevalier in die Vereinigten Staaten und drehte dort unter anderem drei Filme unter Regie von Ernst Lubitsch. Er galt als einer der bestbezahlten Schauspieler im Hollywood der frühen Tonfilmzeit. In Musikkomödien und Operettenverfilmungen wie Der lächelnde Leutnant (1931), Schönste, liebe mich (1932) und Die lustige Witwe (1934) verkörperte er das Rollenfach des eleganten Liebhabers mit europäischem Charme. Wie kaum ein anderer verkörperte Chevalier im 20. Jahrhundert den charmanten und kultivierten „Paradefranzosen“, ein Image, mit dem er weltweit identifiziert wurde und auch in Hollywood sehr erfolgreich war.

1934 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er in Clubs auftrat und zwischendurch auch in einigen Filmen mitspielte. 1939 hatte er in Robert Siodmaks Mädchenhändler seine erste dramatische Rolle ohne Gesang und Tanz. Seine Schallplattenaufnahme von Charles Trenets Ya d’la Joie über den sich langweilenden Eiffelturm wurde 1937 zu einem riesigen Verkaufserfolg.

Im Zweiten Weltkrieg trat Chevalier von 1940 bis 1942 mehrfach in deutschen Lagern vor französischen Kriegsgefangenen auf. Mehrere seiner Chansons aus dieser Zeit hatten beschwichtigende Inhalte, die der Bevölkerung die Angst vor der deutschen Besatzung nehmen sollten. Das Angebot, eine Deutschland-Tournee zu machen, lehnte er allerdings ab. Gleichzeitig half Chevalier Juden bei der Flucht vor den Nationalsozialisten, seine jüdische Lebensgefährtin Nita und deren Eltern überlebten nur aufgrund falscher Papiere und ihrer Nähe zu Chevalier. Gegen Ende der deutschen Besatzung wurde von der Resistance teilweise der Tod von Chevalier gefordert. Es kam nie zu einem Prozess gegen ihn, allerdings blieb er bei Teilen der Franzosen und Amerikaner eine kontroverse Persönlichkeit.

1947 ging er erstmals nach dem Krieg auf Tournee durch die Vereinigten Staaten. 1951 wurde ihm jedoch im Zuge der McCarthy-Ära aufgrund angeblicher Sympathien für den Kommunismus die Einreise in die USA verweigert, offenbar vor allem da er den Stockholmer Appell unterschrieben hatte.

Ein Comeback in Hollywood feierte er im Jahr 1957 in Billy Wilders Film Ariane – Liebe am Nachmittag, was sein erster Hollywood-Film seit den 1930er-Jahren war. Hierin verkörperte er den Filmvater von Audrey Hepburn. Er blieb wieder für mehrere Jahre in Hollywood und verkörperte nunmehr meist den galanten, selbstironischen älteren Herren mit großer Liebes- und Lebenserfahrung. Im Jahr darauf gab er in Vincente Minnellis Gigi den Erzähler Honoré Lachaille, der das Liebesgeschehen um seinen Neffen und die Titelfigur Gigi begleitet. In dem mit neun Oscars ausgezeichneten Musicals sang er mehrere Lieder, darunter Thank Heaven for Little Girls und I Rember It Well, und feierte damit einen seiner größten Kinoerfolge. In den folgenden Jahren wirkte er in mehreren Musical-Verfilmungen und in einigen Disney-Filmen mit. Seinen letzten Auftritt vor großem Publikum hatte Chevalier am 26. Oktober 1968 im Théâtre des Champs-Élysées. 1970 sang Maurice Chevalier das Titellied von Disneys Zeichentrick-Musical Aristocats, was eine seiner letzten Arbeiten darstellte.

Von 1927 bis 1932 war Chevalier mit der französischen Varieté-Sängerin Yvonne Vallée (1899–1996) verheiratet. Von 1935 bis 1945 lebte er mit der deutlich jüngeren Schauspielerin Nita Raya (1915–2015) zusammen.

Maurice Chevalier verstarb am Neujahrstag 1972 im Alter von 83 Jahren infolge einer Herzattacke und wurde auf dem Friedhof von Marnes-la-Coquette bei Paris beigesetzt.

Markenzeichen

Maurice Chevalier sang mit leicht rauchiger Stimme und trat in der Regel elegant gekleidet auf. Seine Markenzeichen waren der Strohhut und das Spazierstöckchen, mit seinen Auftritten im US-amerikanischen Tonfilm kam als weiteres Erkennungszeichen sein unverwechselbarer Akzent hinzu. Mit seinen Auftritten prägte Chevalier das Bild vom charmanten und eleganten Franzosen und fand seinen Rollentypus als weltgewandter französischer Liebhaber. In den Filmen nach 1957 war er der galante, das Geschehen kommentierende Grandseigneur wie in Gigi oder der freundliche ältere Herr wie in den Disney-Filmen.

Filmografie (Auswahl)

Auszeichnungen

Autobiografie

  • Mein glückliches Leben. Erinnerungen. (Bravo Maurice! – Mome à cheveux blanc). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1973, ISBN 3-499-11613-8.

Literatur

  • Hans-Michael Bock: Lexikon Filmschauspieler International. Henschel-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-89487-199-7.
  • Siegfried P. Rupprecht: Chanson-Lexikon. Lexikon Imprint-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89602-201-6.
  • Jürgen Wölfer: Das große Lexikon der Unterhaltungs-Musik. Lexikon Imprint-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89602-272-5.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3.
Commons: Maurice Chevalier – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-Michael Bock: Lexikon Filmschauspieler International. Henschel-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-89487-199-7, S. 161.
  2. David Minkow: Thank Heaven for Maurice Chevalier. 1. Mai 2019, abgerufen am 27. September 2023.
  3. Maurice Chevalier. Abgerufen am 27. September 2023 (englisch).
  4. deutschlandfunk.de: Deutsche Besatzung in Frankreich - Chanson als Teil des Widerstands. Abgerufen am 27. September 2023.
  5. Special to THE NEW YORK TIMES: Chevalier Barred from Entering the U.S..; Embassy in Paris Refuses Visa Because of His Ties With Communist Front Groups. In: The New York Times. 21. April 1951, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 27. September 2023]).
  6. David Minkow: Thank Heaven for Maurice Chevalier. 1. Mai 2019, abgerufen am 27. September 2023.
  7. Paul Donnelley: Fade to Black. A Book of Movie Obituaries. Omnibus, 2000, S. 134.
  8. Yvonne Vallée auf bnf.fr
  9. 1 2 Vgl. lesgensducinema.com
  10. Nita Raya. L’ex-compagne de Maurice Chevalier s’est éteinte. letelegramme.fr, 2. April 2015.
  11. knerger.de: Das Grab von Maurice Chevalier
  12. Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 59.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.