May Robson (* 19. April 1858 in Melbourne, Victoria; † 20. Oktober 1942 in Beverly Hills, Kalifornien; eigentlich Mary Jeanette Robison) war eine australische Schauspielerin. Sie ist die vom Geburtsjahrgang älteste Person, die je für einen Oscar nominiert wurde. Mit Filmen wie Lady für einen Tag und Leoparden küßt man nicht erreichte sie in den 1930er-Jahren größere Popularität.
Leben und Karriere
May Robson wurde als viertes Kind von Captain Henry Robinson und seiner Frau Julia geboren. Ihr Vater war ehemals bei der britischen Royal Navy gewesen, ließ sich jedoch in Australien wegen seines schlechten Gesundheitszustandes in den Ruhestand nieder, und verstarb, als May Robson erst sieben Jahre alt war. Anschließend zog die Familie nach England. Im Alter von nur 16 Jahren heiratete sie in London ihren ersten Ehemann Charles Livingstone Gore, der mit ihr nach New York zog und dort schon 1882 verstarb. Ohne finanzielle Mittel und einen Ehemann musste sie ihre drei Kinder alleine durchbringen, wofür sie zunächst als Kunstlehrerin betätigte. 1883 wurde Robson dann zur Schauspielerin. Zwei ihrer Kinder starben an Diphtherie und Scharlach, nur der Sohn Edward Gore überlebte. 1889 heiratete sie Augustus Homer Brown in zweiter Ehe, einen Polizisten, mit dem sie bis zu seinem Tod 1920 verheiratet blieb.
Ihre Schauspielkarriere konzentrierte sich die meiste Zeit von insgesamt 56 Jahren auf das Theater, Robson war sowohl als Charakterdarstellerin als auch als Komödiantin erfolgreich. Regelmäßig und von Erfolg geprägt waren vor allem ihre Zusammenarbeiten mit dem Theaterproduzenten Charles Frohman. Sie besaß später auch eine eigene Theaterfirma. 1915 hatte sie einen Gastauftritt im Film How Molly Made God, doch ihre Filmauftritte im Stummfilm blieben rar. Ab 1927 etablierte sie sich in Hollywood als eine der erfolgreichsten Darstellerinnen ihrer Generation, unter anderem in Filmen wie Ich tanze nur für Dich und Dinner um acht.
Mit 75 Jahren wurde Robson 1933 für die Darstellung einer Apfelverkäuferin in Lady für einen Tag als Beste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert. Damit war sie für einige Jahre die älteste für den Oscar nominierte Person. Sie ist die vom Geburtsjahrgang älteste oscarnominierte Person aller Zeiten. Auch in weitere Komödien war die beliebte Darstellerin in den folgenden Jahren zu sehen, etwa in Seine Sekretärin als Mutter von Clark Gable sowie in Leoparden küßt man nicht als Katharine Hepburns resolute Millionärstante. Häufig spielte sie strenge alte Damen mit gutem Herzen, etwa als Tante Polly in der 1938er-Verfilmung von Mark Twains Tom Sawyer. Auch in ernsteren Rollen war Robson regelmäßig zu sehen, etwa in der Literaturverfilmung Anna Karenina als Gräfin Wronski neben Greta Garbo sowie in Ein Stern geht auf als scharfzüngige Großmutter. Im Kriminalfilm Granny, Get you Gun spielte sie noch im Alter von 82 Jahren zusammen mit Harry Davenport die Hauptrollen.
Ihr letzter von über 60 Filmen war Joan of Paris mit Michèle Morgan und Paul Henreid. Er wurde in ihrem Todesjahr veröffentlicht. May Robson starb am 20. Oktober 1942 im Alter von 84 Jahren an einer Krebserkrankung. In ihrem Nachruf nannte die New York Times Robson die „Königinmutter der amerikanischen Bühnen und Filme“.("dowager queen of the American screen and stage") Sie wurde auf dem Flushing Cemetery in Queens begraben.
Filmografie (Auswahl)
- 1927: König der Könige (The King Of Kings)
- 1932: Wenn ich eine Million hätte (If I Had a Million)
- 1932: Feuerkopf (Red-Headed Woman)
- 1932: Letty Lynton
- 1933: Rendez-vous in Wien (Reunion in Vienna)
- 1933: Ich tanze nur für Dich (Dancing Lady)
- 1933: Dinner um acht (Dinner at Eight)
- 1933: Die weiße Schwester (The White Sister)
- 1933: Lady für einen Tag (Lady for a Day)
- 1933: Alice im Wunderland (Alice in Wonderland)
- 1933: Herz zu verschenken (Beauty for Sale)
- 1935: Anna Karenina
- 1935: Reckless
- 1936: Seine Sekretärin (Wife vs. Secretary)
- 1937: Ein Stern geht auf (A Star Is Born)
- 1938: Toms Abenteuer (The Adventures of Tom Sawyer)
- 1938: Leoparden küßt man nicht (Bringing Up Baby)
- 1938: Vater dirigiert (Four Daughters)
- 1939: Zum Verbrecher verurteilt (They Made Me a Criminal)
- 1939: The Kid from Kokomo
- 1939: Yes, My Darling Daughter
- 1939: Nurse Edith Cavell
- 1940: Irene
- 1940: Vier Töchter räumen auf (Daughters Courageous)
- 1940: Granny Get Your Gun
- 1941: Der Dollarregen (Million Dollar Baby)
- 1942: Joan of Paris
Weblinks
- May Robson in der Internet Movie Database (englisch)
- May Robson in der Internet Broadway Database (englisch).
- May Robson bei All Movie Guide
- May Robson bei Turner Classic Movies (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich)
- May Robson – An Accomplished Australian. In: Australia’s Silent Film Festival. Archiviert vom am 1. März 2015 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Axel Nissen: Actresses of a Certain Character. Forty Familiar Hollywood Faces from the Thirties to the Fifties. McFarland, Jeffersson NC u. a. 2007, ISBN 978-0-7864-2746-8, S. 184.
- ↑ Jan L. Jones: Renegades, Showmen & Angels. A Theatrical History of Fort Worth from 1873–2001. Texas Christian University Press, Fort Worth TX 2006, ISBN 0-87565-318-9, S. 37–38.
- ↑ Axel Nissen: Actresses of a Certain Character. Forty Familiar Hollywood Faces from the Thirties to the Fifties. McFarland, Jeffersson NC u. a. 2007, ISBN 978-0-7864-2746-8, S. 185.
- ↑ Edward T. James, Janet Wilson James, Paul S. Boyer (Hrsg.): Notable American Women, 1607–1950. A Biographical Dictionary. Band 3: P – Z. Prepared under the Auspices of Radcliffe College. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 1971, ISBN 0-674-62734-2, S. 185.
- ↑ Jan L. Jones: Renegades, Showmen & Angels. A Theatrical History of Fort Worth from 1873–2001. Texas Christian University Press, Fort Worth TX 2006, ISBN 0-87565-318-9, S. 37–38.
- ↑ Axel Nissen: Actresses of a Certain Character. Forty Familiar Hollywood Faces from the Thirties to the Fifties. McFarland, Jeffersson NC u. a. 2007, ISBN 978-0-7864-2746-8, S. 184.