Als Meister der Brüsseler Initialen (it. Maestro delle Iniziali di Bruxelles) wird ein mittelalterlicher Buchmaler bezeichnet, der von ungefähr 1390 bis 1415 tätig war. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhält seinen Notnamen von fünfzehn Initialen, die er zu einem Stundenbuch beigetragen hat; dieses Buch mit 276 Seiten findet sich heute in der Königlichen Bibliothek von Belgien in Brüssel. Es wird vermutet, dass das Stundenbuch im Auftrag von Jean de Valois, duc de Berry erstellt wurde und identisch mit einem 1402 in den Inventarlisten des Grafen enthaltenen Werk ist.

Der Meister der Brüsseler Initialen war wohl hauptsächlich in Bologna in Italien tätig und eventuell auch dort in Italien geboren. Jedoch kommen einige der ihm zugeschriebenen Werke aus dem Raum um Paris in Frankreich, wo er sich vermutlich von 1400 bis 1408 aufhielt. Auch wenn nicht genau nachweisbar so gilt der Meister doch als einer der Maler, die neue Motive und kräftigere Farbwahl aus Italien nach Paris brachten und die von ihm geschaffenen Bordüren mit oft typischen Akanthusblättern der traditionellen Buchmalerei dort neue Impulse gaben. Es ist aber auch erkennbar, dass der Meister selber die oft elegante und feine Malweise seiner französischen Kollegen übernahm und so ein Austausch stattfand, als der Meister nach Bologna oder auch nach Padua zurückkehrte.

Die Bilder des Brüsseler Stundenbuches sollen von dem zwischen 1384 und 1410 nachweisbaren französischen Miniaturisten Jacquemart de Hesdin stammen.

Literatur

  • Milva Bollati: Il Maestro delle iniziali di Bruxelles. Appunti sulla miniatura bolognese del primo Quattrocento. In: Paragone. Arte. Bd. 43, Nr. 503 = NS Bd. 31, 1992, ISSN 1120-4737, S. 12–24.
  • Pierre Cockshaw, Bernard Bousmanne, Gerhard Schmidt: Heures de Bruxelles. Ms. 11060-61, Bibliothèque Royale Albert Ier, Bruxelles. = Das Brüsseler Stundenbuch. Kommentarband zur Faksimile-Ausgabe. Faksimile Verlag, Luzern 1996, ISBN 3-85672-059-6.
  • Milva Bollati: Un'aggiunta e una precisazione sul „Maestro delle iniziali di Bruxelles “. In: Arte a Bologna. Bd. 4, 1997, ZDB-ID 1120216-6, S. 133–139.
  • Masimo Medica: Nuove tracce per l'attività padovana del Maestro delle Iniziali di Bruxelles. In: Giovanna Baldissin Molli, Giordana Mariani Canova, Federica Toniolo (Hrsg.): La miniatura a Padova dal Medioevo al Settecento. = Parole dipinte. Panini, Padua 1999, ISBN 88-8290-078-9, S. 471–479.
  • Massimo Medica: Maestro delle Iniziali di Bruxelles. In: Milvia Bollati (Hrsg.): Dizionario Biografico dei Miniatori Italiani. Secoli IX–XVI. Bonnard, Mailand 2004, ISBN 88-86842-70-8, S. 565–567
  • Schätze des J. Paul Getty Museums (= Grosse Bibliotheken der Welt.). Faksimile Verlag, Gütersloh 2009 (Faksimilierte Blätter, darunter: Die Berufung der Heiligen Petrus und Andreas. Initiale D: Hl. Andreas, Initiale Q: Hl. Petrus; Missale, Ms. 34, fol. 172a).
  • Paolo Cova: Nuovi studi sulla miniatura delle matricole e degli statuti delle confraternite medievali bolognesi. In: Rivista di storia della miniatura. Bd. 14, 2010, ISSN 1126-4772, S. 81–97, tav. VI.

Einzelnachweise

  1. Stundenbuch Bibliothèque royale, mss. 11060-61
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