Als Meister des Hersbrucker Altars oder Meister des Hersbrucker Hochaltars wird der vermutlich aus Bamberg stammende spätgotische Maler bezeichnet, der um 1480/90 die Malereien zum Hochaltar der Hersbrucker Stadtpfarrkirche geschaffen hat.
Der Hersbrucker Altar
Um einen reich geschnitzten Mittelteil mit einer Mondsichelmadonna, flankiert von den Figuren der vier lateinischen Kirchenväter, zeigen die von dem namentlich nicht bekannten Künstler gemalten Flügelbilder auf ihren Innen- und Außenseiten zwei große Darstellungen mit der Geburt Christi und dem Tod der Maria sowie acht kleinere Darstellungen mit Szenen aus der Passion Jesu und vier Bilder mit Motiven aus dem Marienleben.
Der Altar wurde 1737/38 durch einen barocken Altar ersetzt, kam zuletzt ins Germanische Nationalmuseum in Nürnberg und ist seit 1961 wieder im Chor der Stadtkirche St. Marien in Hersbruck aufgestellt.
Der Hersbrucker Hochaltar und die Bildsprache seines Meisters werden gerne wegen gekonnter noch spätgotischer Symbolik beispielsweise in der Darstellung von Tieren wie sanfte Taube, aggressiver Hund oder lichtsuchende Eidechse zitiert. Dabei zeigt das Werk des Meisters trotz im Vergleich zu anderen gotischen Malern detailgetreuer Wiedergabe beispielsweise von Landschaft oder Möbelstücken, wie man sie bei den neueren Werken aus den Niederlanden seiner Zeit findet, noch wenig Anzeichen eines größeren Einflusses der Kunst der italienischen Renaissance. Der Meister nutzt noch wenig deren typische Einbeziehung von Architektur in das Gesamtbild.
Stil
Der Meister des Hersbrucker Altars war jedoch durch zeitgenössische Malerei der Niederlande beeinflusst. Er hat dann durch sein Werk den aus dieser Region kommenden realistischen neuen Stil an nachfolgende Maler in Franken weitergegeben. Dem Meister wird großer Einfluss auf die Entwicklung der Malerei in Bamberg zugeschrieben und geschäftlich sehr erfolgreiche Künstler wie Paul Lautensack in Bamberg und dann Jan Polack in München sind seinem Stil nachgefolgt.
Identifizierung
Es wurde vorgeschlagen, den Meister des Hersbrucker Hochaltars mit dem Maler Michael Wolgemut aus Nürnberg in Verbindung zu bringen. Da bei vier Bildern eines Außenflügels des Hersbrucker Altars die Hand eines Gehilfen erkennbar ist, wurde Wohlgemut auch manchmal als Hauptmeister des Altars und der Meister als sein Gehilfe gesehen. Diese These wird in der Fachwelt meist nicht mehr weiter unterstützt und der Meister des Hersbrucker Altars wird als eigenständige Künstlerpersönlichkeit und Schöpfer des Großteils des Altars gesehen.
Es kann aber vermutet werden, dass der Meister mit der Werkstatt von Wolfgang Katzheimer in Bamberg in Verbindung stand.
Weitere Werke
Als vom Meister des Hersbrucker Altars und aus der Werkstatt von Wolfgang Katzheimer kommend wird ein Bild des heiligen Wolfgang in Karlsruhe ausgezeichnet. Dem Meister werden dann weiter die malerische Gestaltung der Flügel eines heute auf München, Nürnberg und St. Florian aufgeteilten Schnitzaltars sowie eine Kreuztragung im Kunstmuseum Basel zugeschrieben. Auch das Gemälde der Beweinung Christi, Epitaph für die 1482 verstorbene Adelheid Tucher, heute im Nürnberger Museum Tucherschloss, soll aus seiner Hand stammen. Das Bild zeigt eine topografisch erstaunlich präzise spätgotische Ansicht der Stadt Jerusalem.
Literatur
- Meister des Hersbrucker Hochaltars. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 37: Meister mit Notnamen und Monogrammisten. E. A. Seemann, Leipzig 1950, S. 151–152.
- W. Bouillon, B. Kappler: Der Hersbrucker Altar – Besuchen, Betrachten, Besinnen. Bayreuth 1997.
Weblinks
- Meister des Hersbrucker Altars (zugeschrieben): Die Kreuztragung Christi, um 1480, Kunstmuseum Basel, Inv. 1261
- Meister der Hersbrucker Passion (Werkstatt Wolfgang Katzheimers): Der Hl. Wolfgang (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.), Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Einzelnachweise
- ↑ Evang.-Luth. Kirchengemeinde Hersbruck Stadtkirche. Abgerufen am 17. Mai 2023.
- ↑ beispielsweise J. Marrow: Circumdederunt me canes multi: Christ’s Tormentors in Northern European Art of the Late Middle Ages and Early Renaissance. In: The Art Bulletin 59/2 (1977), s. 167–181
- ↑ ebenso M. Kupfer: The Passion Story: From Visual Representation to Social Drama. Pennsylvania 2008.
- ↑ V. Tolle, P. Weis, U. Fickel: Tiere im mittelalterlichen Hersbruck. Ein historischer Stadtrundgang (Beitrag zum Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte 2000/01). Hersbruck 2001 gymnasium-hersbruck.de (Memento des vom 3. September 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Eigenverlag, PDF; 4,3 MB).
- 1 2 S. Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Göttingen 2000.
- ↑ A.Langer: Polack, Jan. In: Neue Deutsche Biographie. 20 (2001), S. 593.
- ↑ W. von Seidlitz: Wolgemut, Michel. In: Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Biographie. Band 55, München 1910, S. 118–122.
- ↑ H. Bergner: Handbuch der Kirchlichen Altertuemer in Deutschland. Leipzig 1905.
- ↑ Kunstmuseum Basel, Inv. 1261 Depositum der Prof. J. J. Bachofen-Burckhardt-Stiftung 1921.
- ↑ Reiner Haussherr: Spätgotische Ansichten der Stadt Jerusalem (Oder: War der Hausruchmeister in Jerusalem?) In: Jahrbuch der Berliner Museen. Band 29/30, 1987/88, S. 47–70.