Michael Johannes Kühntopf (geboren am 11. August 1957 in Düsseldorf; Name 1987–2006: Michael Johannes Kühntopf-Gentz) ist ein deutsch-schweizerischer Publizist und Autor mit dem Schwerpunkt Judentum. Nach seiner Übersiedlung in die Schweiz (2005) veröffentlichte er auch einige Jahre zu Schweiz-Themen, vor allem zu Kultur und Sprache.

Leben

Michael Kühntopf wuchs in Düsseldorf und Hilden auf. Sein Vater (1935–1993) war ein Kriegsflüchtling aus Meseritz. Seine Mutter (1933–2009) stammte aus Thüringen. Ab 1973 absolvierte er nach der Mittleren Reife in Düsseldorf eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten beim Statistischen Landesamt. Nach dem Besuch der Fachoberschule für Wirtschaft und dem Militärdienst als Zeitsoldat (1976–1978) besuchte Kühntopf von 1979 bis 1982 das Abendgymnasium und erwarb die allgemeine Hochschulreife. Von 1983 bis 1987 studierte Kühntopf an der Eberhard Karls Universität Tübingen und in Jerusalem Religionswissenschaft, Philosophie und katholische Theologie mit Abschluss Magister Artium und wurde 1990 in Tübingen mit einer Biografie des jüdischen Schriftstellers und Früh-Zionisten Nathan Birnbaum promoviert.

Er lebt mit seiner Familie in Brügg, Kanton Bern, in der Schweizer Region Seeland.

Tätigkeiten

Kühntopf arbeitete nach Abschluss von Studium und Promotion zunächst als Vertriebsbeauftragter eines Fernmeldeamtes, sodann für die Generaldirektion der Deutschen Telekom. Von 1992 bis 2004 war er als strategischer Planer und Berater bei einer Werbeagentur beschäftigt. Außerdem war er in Düsseldorf als Inhaber einer Fotomodellagentur sowie als Galerist und Immobilienmakler tätig. Seit 2005 ist Kühntopf in der Schweiz als freier Schriftsteller, Publizist und Berater tätig; seit 2011 ist er Mitglied der Schriftstellervereinigung Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS).

Zwischen November 1996 und Juni 1998 führte Kühntopf als Interviewer für die Shoah Foundation 15 dokumentierte Gespräche mit überlebenden Opfern der NS-Diktatur in Deutschland – mit jüdischen Überlebenden des Holocaust, überlebenden Zeugen Jehovas und Überlebenden politischer Verfolgung –, darunter Ilse Arndt, Kenda und Jacob Bar-Gera sowie Rolf Kralovitz.

Kühntopf betreibt seit März 2011 das Jewiki, eine Onlineenzyklopädie mit dem Schwerpunkt Judentum, deren Artikel größtenteils aus der Wikipedia übernommen werden. Im September 2017 rief Kühntopf auf der Hauptseite des Jewiki dazu auf, bei der Bundestagswahl die rechtspopulistische und rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) zu wählen. Über seine Facebook-Seite teilte Kühntopf Slogans und Verschwörungstheorien von rechten Wutbürgern und Rechtsextremen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Abgesehen von den hier verzeichneten Publikationen veröffentlichte Kühntopf viele weitere Bücher als Book-on-Demand und in anderen Publikumsverlagen.

Fachwissenschaftliche Veröffentlichungen

  • Der im Judentum ignorierte Gott: Theodor Lessings religiöse Philosophie. In: ZRGG 41 (1989), 2, S. 134–145 (= gekürzte Fassung der Magisterarbeit des Verfassers, JSTOR:23893758).
  • Nathan Birnbaum. Biographie. Hochschulschrift, Universität Tübingen, Tübingen 1990 (Dissertation).
  • „Israel geht vor Zion“. Nathan Birnbaum und die Palästinafrage. In: ZRGG 44 (1992), 2, S. 118–139 (JSTOR:23893141).
  • Nathan Birnbaums Einstellung(en) zum jüdischen Staat bzw. zum Staat der Juden – oder: Welche Farbe hat denn nun eigentlich ein Chamäleon? In: Samuel Salzborn (Hrsg.): Zionismus. Theorien des jüdischen Staates. Nomos-Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2015, S. 93–116, ISBN 978-3-8487-1699-9.

Sonstiges

  • Schweiz-Lexikon. Sach- und Sprachlexikon zur Schweiz. 4. Auflage. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-8649-4.
  • Alltag in der Schweiz. Leben und Arbeiten in der Eidgenossenschaft. Ein praktischer Ratgeber für alle Neuankömmlinge. Conbook Medien, Meerbusch 2010, ISBN 978-3-934918-52-8.
Commons: Michael Kühntopf – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Schweizerische Eidgenossenschaft | Bundesamt für Migration (Hrsg.): Einbürgerungsurkunde. Bern 12. Mai 2011 (wikimedia.org [JPG] Einbürgerungsurkunde liegt beim Support vor und kann von Support-Mitarbeitern eingesehen werden).
  2. Lebenslauf, in: Kühntopf-Gentz, Nathan Birnbaum, Biographie, Hochschulschrift (Dissertation), Universität Tübingen, Tübingen 1990, S. 352.
  3. 1 2 3 Eintrag Kühntopf Michael, in: Lexikon, Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS); abgerufen 12. Februar 2019.
  4. 1 2 Eintrag Michael Kühntopf, Autorenverzeichnis des Conbook Verlags; abgerufen 12. Februar 2019.
  5. s. Suchmaske des Visual History Archive an der FU Berlin (Registrierung erforderlich); abgerufen 3. November 2019.
  6. USC Shoah Foundation Interview 26282 (PDF), Visual History Archive, Transkript Freie Universität Berlin 2012 (http://www.vha.fu-berlin.de, Registrierung erforderlich); abgerufen 3. November 2019.
  7. USC Shoah Foundation Interview 28241 (PDF), Visual History Archive, Transkript Freie Universität Berlin 2012 (http://www.vha.fu-berlin.de, Registrierung erforderlich); abgerufen 3. November 2019.
  8. USC Shoah Foundation Interview 28428 (PDF), Visual History Archive, Transkript Freie Universität Berlin 2012 (http://www.vha.fu-berlin.de, Registrierung erforderlich); abgerufen 3. November 2019.
  9. USC Shoah Foundation Interview 29877 (PDF), Visual History Archive, Transkript Freie Universität Berlin 2012 (http://www.vha.fu-berlin.de, Registrierung erforderlich); abgerufen 3. November 2019.
  10. Website der Woche: Jewiki. In: tachles, 14. März 2014, S. 26.
  11. Nach Analyse des Medienjournalisten Stefan Niggemeier waren im September 2017 nur „rund 1300“ der Jewiki-Artikel originär entstandene Inhalte, „zigtausend“ waren aus der Wikipedia übernommen. Stefan Niggemeier: Die vermeintliche AfD-Wahlempfehlung der jüdischen Gemeinde. In: Übermedien. 23. September 2017, abgerufen am 27. Dezember 2018.
  12. Stefan Niggemeier: Die vermeintliche AfD-Wahlempfehlung der jüdischen Gemeinde. In: Übermedien. 23. September 2017, abgerufen am 15. Februar 2019.
  13. Rezension: Arnold Mater: Michael Kühntopf: Schweiz-Lexikon. In: Sprachspiegel, Nr. 5/2007, Lufingen, Oktober 2007, S. 162.
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