Michel Sittow (unsicher: * 1469 in Reval; † 1525 oder 1526 ebenda) war ein deutsch-baltischer Maler.

Leben

Michel Sittow wurde als erstes von drei Kindern des Kunsttischlers und Malers Clawes van der Sittow († 1482) und dessen zweiter Frau, der finnlandschwedischen Kaufmannstochter Margarethe Molner (oder Mölnare), geboren. Sein Vater war 1454 aus Mecklenburg für die Heirat mit seiner ersten Frau nach Reval im Deutschordensstaat gekommen und war Beisitzer der einflussreichen Revaler Kanutigilde. Anfangs lernte Michel Sittow den Künstlerberuf von seinem Vater, ab 1484 bei Hans Memling in Brügge.

Von 1492 bis 1504 arbeitete Michel Sittow am Hof der kastilischen Königin Isabella I. Er war in Toledo, Ávila, Barcelona, Madrid, Sevilla, Burgos, Granada und anderen spanischen Städten tätig. Seine Wege führten ihn auch in die Dienste des Statthalters der Niederlande, des burgundischen Herzogs Philipp I. Sittow findet in spanischen Texten als Melchior Aleman Erwähnung. Um 1507 malte er wahrscheinlich das Porträt des englischen Königs Heinrichs VII.

Mit dem Tod Philipps I. 1506 verlor Sittow seinen wichtigsten Mäzen. 1506 kehrte er wegen des Todes seiner Mutter und Erbschaftsstreitigkeiten nach Reval zurück. Er arbeitete anfangs als Geselle und reichte 1507 sein offizielles Meisterwerk ein, um Mitglied der Kanutigilde zu werden.

1514 erhielt Michel Sittow einen Ruf aus Kopenhagen, um dort das Porträt des dänischen Königs Christian II. zu malen. 1515 arbeitete er an verschiedenen europäischen Höfen, vor allem in den südlichen Niederlanden in Diensten der österreichischen Statthalterin Margarete und in Spanien.

1517 kam er endgültig nach Reval zurück. 1518 heiratete er die wohlhabende Kaufmannstochter Dorothie Allunsze. Der gemeinsame Sohn Michel starb in den 1530er Jahren. 1523 wurde Sittow Aldermann der Kanutigilde und schloss sich im selben Jahr der Reformation an. Wahrscheinlich kurz vor Weihnachten 1525 starb Michel Sittow in Reval an der Pest. Er wurde in der Revaler Nikolaikirche beigesetzt.

Würdigung

Michael Sittow war einer der technisch versiertesten Maler Europas zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Etwa 30 Werke von ihm sind erhalten. Vor allem seine Porträts und Heiligenbilder sind Meisterwerke der Zeit. Daneben schuf er Buchminiaturen und Altargemälde. Seine Gemälde sind stets undatiert. Eine Signatur fehlt.

In seiner Geburtsstadt Reval wurde ihm zu Ehren am Gebäude Raderstraße 22 (estnisch: Rataskaevu 22) eine Gedenktafel angebracht.

Literarisches

Michel Sittow ist die Hauptfigur in Jaan Kross’ historischem Roman Neli monoloogi Püha Jüri asjus (1970; deutsch Vier Monologe Anno Domini 1506, 1974).

Literatur

  • Paul Johansen: Meister Michel Sittow, Hofmaler der Königin Isabella von Kastiliën und Bürger von Reval. In: Jahrbuch der Preussischen Kunstsammlungen LXI (1940), S. 1–36.
  • Erik Thomson: Michel Sittow. Ein Sohn Revals als Maler von Königen. In: Nordost-Archiv. Zeitschrift für Regionalgeschichte 9 (1976), S. 23–26.
  • Jazeps Trizna: Michel Sittow. Peintre revalais de l'école brugeoise (1468–1525/1526). Les primitifs flamands. III. Contributions à l'étude des primitifs flamands, 6, Brussel, 1976.
  • Eesti Kunstimuuseum (Hrsg.): Michel Sittow 1469–1525. The Artist connecting Estonia with the Southern Netherlands. Tallinn 2002, ISBN 9985-78-255-0.
  • Matthias Weniger: Sittow, Morros, Juan de Flandes. Drei Maler aus dem Norden am Hof Isabellas von Kastilien. Verlag Ludwig, Kiel 2009, ISBN 978-3-933598-55-4.
  • John Oliver Hand, Greta Koppel (Hrsg.): Michel Sittow. Estonian painter at the Courts of Renaissance Europe. Yale University Press, New Haven u. a. 2017.
Commons: Michel Sittow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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