Milan Paumer (* 7. April 1931 in Kolín; † 22. Juli 2010 in Prag) war ein tschechischer Aktivist und gehörte zum antikommunistischen Widerstand in der Tschechoslowakei.

Leben

Nach dem Krieg erlernte Milan Paumer den Beruf eines Maschinenschlossers, ehe er an der Maschinenfachschule in Kolín lernte.

Seit 1942 war er mit den Söhnen des Generals Josef Mašín, Ctirad und Josef jr. befreundet. Nach der Machtübernahme der tschechoslowakischen Kommunisten im Februar 1948 beteiligte er sich gemeinsam mit ihnen an der Organisation und der Durchführung von Sabotageakten und Überfällen auf Polizeistationen, bei denen auch Polizisten getötet wurden.

Im Jahr 1952 trat Paumer seinen Wehrdienst an und wurde an die Militärakademie ins slowakische Martin versetzt.

Er gehörte zu einer fünfköpfigen Gruppe, welche sich Anfang Oktober 1953 entschied, in den Westen auszuwandern. Nach einer dramatischen 29-tägigen Flucht durch die DDR gelang es ihm und den Mašín-Brüdern nach West-Berlin zu gelangen, wobei sie vier Polizisten töteten und zwei schwer verletzten. Zwei Mitglieder der Gruppe, Zbyněk Janata und Václav Švéda, wurden festgenommen, an die Tschechoslowakei ausgeliefert und hingerichtet.

Nach seiner Ankunft in den USA trat Paumer in die antikommunistische Spezialeinheit CIC der US Army ein, für die er auch im Koreakrieg eingesetzt war. Nach Ablauf seines fünfjährigen Dienstes ließ er sich in Miami in Florida nieder, wo er als Wartungstechniker in Flugzeugwerften und als Taxifahrer arbeitete. 1998 ging er als Besitzer eines Taxiunternehmens in Pension.

Nachdem 1995 ein tschechisches Berufungsgericht die Taten der Mašín-Gruppe für verjährt erklärt hatte, kehrte Paumer 2001 nach Tschechien zurück, wo er sich aktiv am politischen Geschehen beteiligte:

  • als Ehrenmitglied des Klubs politischer Häftlinge
  • als Ehrenmitglied des Tschechischen Pfadfinderstammes 53 „Brüder Mašín“
  • als Mitglied der Konservativen Partei
  • als Kandidat für das Europaparlament
  • als Schirmherr der Bürgervereinigung Mladá pravice (Junge Rechte)

In den Regionalwahlen 2008 kandidierte er ohne Erfolg im Mittelböhmischen Kreis auf der Kandidatenlisten Konzervativní koalice. 2009 nahm Paumer an einer Konferenz über Widerstand und Opposition gegen kommunistische Regimes teil und erhielt das Schlusswort nach der Diskussion.

Nach langer Krankheit starb Paumer am 22. Juli 2010 in Prag.

Ehrungen

Am 4. März 2008 verlieh ihm Ministerpräsident Mirek Topolánek die Ehrenplakette des Regierungschefs der Tschechischen Republik.

Privatleben

Paumer war ledig und hatte einen Bruder, der in Tschechien geblieben war.

Siehe auch

Commons: Milan Paumer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Anti-communist fighter Milan Paumer dies (Memento des Originals vom 26. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pragues Daily Monitor
  2. 1 2 3 Controversial Paumer came home in: The Prague Post vom 20. Juni 2007
  3. 1 2 3 Memo From Prague: 3 Czech Friends, Cast as Heroes and as Murderers in: New York Times vom 2. Juni 2008
  4. Vor 50 Jahren: Luckauer Krieg - Die Verfolgung einer Gruppe bewaffneter Tschechen in der DDR (Memento des Originals vom 21. Februar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; Deutschlandradio vom 10. Oktober 2003
  5. Czechs torn over U.S. nuclear treaty with Russia in: USA today
  6. 1 2 Jan Richter: Anti-communist rebel Milan Paumer honoured by prime minister. Radio Prag International, 4. März 2008, abgerufen am 14. April 2023 (englisch).
  7. Kandidáti Konzervativní koalice ve Středočeském kraji ve volbách do zastupitelstev krajů 2008 na volby.cz
  8. Conference on Resistance and Opposition Against Communist Regimes concluede
  9. Member of group who shot their way across Iron Curtain in 1950s Milan Paumer dies at 79 (Memento des Originals vom 23. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Premier ehrt weiteres Mitglied der Widerstandsgruppe Mašín-Brüder, jetzt ist eine gesellschaftliche Diskussion über die Vergangenheit an der Reihe, Pressemeldung der tschechischen Regierung (engl.) vom 4. März 2008
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