Militärflugplatz Gjadr
Shenyang F-6 in einer Kaverne des Flugplatzes Gjadër
Kenndaten
ICAO-Code LAGJ
Koordinaten

41° 53′ 43″ N, 19° 35′ 55″ O

Höhe über MSL 6 m  (20 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 10 km südlich von Lezha
Basisdaten
Eröffnung 1974
Betreiber Albanische Luftstreitkräfte
Start- und Landebahnen
16/34 2840 m × 60 m Beton
17/35 2200 m × 25 m Beton



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Der Militärflugplatz Gjadër (albanisch Aerodromi ushtarak i Gjadrit, auch Baza ajrore e Gjadrit, ICAO-Code: LAGJ), auch Militärflugplatz Lezha-Zadrima ist ein ehemaliger Militärflugplatz der Albanischen Luftstreitkräfte in der Zadrima nördlich von Lezha in Nordalbanien.

Lage und Einrichtungen

Der Flugplatz liegt in Nordalbanien in der flachen Zadrima-Ebene zwischen den Städten Lezha und Shkodra. Gleich an den Flugplatz angrenzend liegt das Dorf Gjadër. Dieses wird vom alten Flusslaufes des Drin und dessen Nebenfluss Gjadër durchflossen. Dorfstraßen und die Nationalstraße SH29 kreuzen die Nebenpiste.

Rund 400 bis 600 Meter westlich der Hauptpiste verläuft die schmale Nebenpiste. Sie dient auch als Rollbahn zum nördlichen Ende der Hauptpiste. Eine weitere Rollbahn verbindet die Pisten an ihren südlichen Enden. Eine dritte verläuft westlich parallel zur Hauptpiste.

Rund 1,4 Kilometer südwestlich der Hauptpiste respektive 400 Meter südlich der Nebenpiste befindet sich eine unterirdische Flugzeugkaverne im Hügelzug des Mali i Kakarriqit (398 m ü. A.), der die Ebene im Westen begrenzt. Der 14 Meter breite und halbkreisförmige Bunker hatte zwei Eingänge. Er bot Platz für bis zu 50 Düsenjets.

Bei der Kaverne lag auch die Militärbasis. Kurz nach der Kaverne überquert die Rollbahn den Drin.

Rund einen Kilometer östlich der Hauptpiste verläuft die wichtigste Nord-Süd-Achse SH1.

Geschichte

Anfangsjahre

Die im Jahr 1951 gegründete albanische Luftwaffe war anfangs nur in Lapraka bei Tirana stationiert. 1955 wurde der Militärflugplatz Kuçova im südlichen Mittelalbanien in Betrieb genommen. Der neue Flughafen Tirana, der 1958 bei Rinas eröffnet wurde, wurde sowohl militärisch als auch zivil genutzt.

Um den nordalbanischen Luftraum besser gegen Eindringlinge – insbesondere Verletzungen durch die jugoslawische Luftwaffe – zu schützen, wurde 1969 mit dem Bau eines Militärflugplatzes in Gjadër begonnen. Unterstützung dabei kam von der Volksrepublik China. Mit der Shenyang F-6 kamen die damals modernsten Flugzeuge der albanischen Luftwaffe in Gjadër zum Einsatz. In Gjadër wurde ein neu gegründetes Fliegerregiment stationiert. In den Folgejahren wurden weitere Flugzeuge – Shenyang FT-5, Chengdu F-7A und mehr F-6 – von Tirana und Kuçova nach Gjadër verlegt.

Transformationsjahre

Die Luftwaffe nutzte die Basis mindestens bis 1993. 1992 war es noch zu einem Zwischenfall mit einer FT-5 gekommen, die ein Problem mit dem Fahrgestell hatte. Die Piloten konnten das Flugzeug im Gras neben der Piste auf dem Bauch landen.

Anfangs 1994 richteten sich Amerikaner auf dem Militärflugplatz Gjadër ein. Die CIA stationierte zwei unbemannte Luftfahrzeuge (Drohnen) vom Typ Gnat 750 und eine Bodenstation für Satellitenkommunikation, um während des Bosnienkriegs Aufklärungsflüge über Bosnien und Herzegowina und Jugoslawien durchzuführen. Eine Schweizer RG-8A Condor, die als fliegende Kommunikationsstation eingesetzt, konnte die Operation auch nicht retten, die unter schlechtem Wetter und Problemen mit der Satellitenkommunikation litt.

Von April bis November 1995 nutzte die US Air Force die Basis. Sie flog mit Predator-Drohnen Aufklärungsflüge über dem Kriegsgebiet in Bosnien. Das Material wurde mit einer C-130 Hercules eingeflogen. Über 70 Amerikaner waren in Gjadër stationiert.

Während des bürgerkriegsähnlichen Lotterieaufstands im Jahr 1997 wurde der Flugplatz von Zivilpersonen gestürmt und mehrere Gebäude, darunter der Kontrollturm, wurden zerstört. Am 16. März 1997 haben sich die Soldaten vom Stützpunkt zurückgezogen. Reparaturarbeiten wurden in der Folge nicht durchgeführt. Im Jahr 2000 wurde der Flugbetrieb offiziell eingestellt.

Brachliegendes Gelände

In den Kavernen von Gjadër wird noch immer altes Fluggerät gelagert. Soldaten sind dort keine mehr stationiert. Es gibt keine aktuellen Pläne, den Flughafen zu reaktivieren.

Das Dorf Gjadër hat sich zwischenzeitlich weit in das Gelände des Militärflugplatzes ausgedehnt. Neben der alten Nebenpiste und den Rollwegen stehen heute Wohnhäuser.

Die Hauptpiste wurde von jungen Männern aus den Städten der Umgebung gerne für nächtliche Autorennen genutzt.

2014 wurden die Pisten des Flugplatzes vom Staat mit Betonblöcken blockiert, nachdem publik geworden war, dass wiederholt Drogenschmuggler den brachliegenden Flugplatz – nebst anderen im Land – genutzt hatten.

Commons: Gjadër Air Base – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Air Force History. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Armed Forces of Albania. Archiviert vom Original am 10. August 2019; abgerufen am 11. August 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Offizielle Karte 1:50'000 des militärischen kartographischen Amtes Albaniens, Blatt K-34-76-A Barbullushi, 2. Auflage 1988.
  3. 1 2 3 4 5 6 Gjadër. In: Abandoned, Forgotten, & Little Known Airfields in Europe. 25. Dezember 2018, abgerufen am 10. Mai 2020 (englisch).
  4. 1 2 3 4 5 Albanian Military Air Bases and Airfields. In: aeroflight.co.uk. Abgerufen am 10. Mai 2020 (englisch).
  5. Rezarta Delisula: Tirana-Mahnia. Maluka, Tirana 2018, ISBN 978-9928-26018-5, Albania in the 30s, where aircrafts replaced cars, S. 71–73.
  6. Digitalb: Enigma: Baza ajrore Gjadër auf YouTube, 3. Januar 2017.
  7. Chronological Listing of Albanian Ejections and Losses (englisch) (Memento vom 22. November 2010 im Internet Archive)
  8. Wim Das, Kees Otten: Albanian Airforce – Tirana’s moving steps. Hrsg.: Dutch Aviation Support. 2007, S. 3 f. (dutchaviationsupport.com [PDF; abgerufen am 14. Mai 2020]).
  9. 1 2 Han de Ridder: Gjadër-Zadrima air base auf YouTube, 29. September 2014.
  10. Denion Ndrenika: Droga me avion, i arrestuari Bajrami: Betonizuan Gjadrin, u zgjodh Divjaka. In: illyriapress.com. 12. Mai 2014, abgerufen am 11. Mai 2020 (albanisch).
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