Manuskripte des Neuen Testaments
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Minuskel 61
Comma Johanneum in der Minuskel 61
Name Codex Montfortianus
Text Neues Testament
Sprache griechisch
Datum ca. 1520
Lagerort Trinity College (Dublin)
Größe 15,8 × 12 cm
Typ Byzantinischer, gemischt
Kategorie III, V

Minuskel 61 (in der Nummerierung nach Gregory-Aland), δ 603 (von Soden), auch als Codex Montfortianus bezeichnet, ist eine griechische Minuskelhandschrift des Neuen Testaments auf 455 Papierblättern (15,8 cm × 12 cm). Mittels Paläographie wurde das Manuskript auf das frühe 16. Jahrhundert datiert.

Beschreibung

Der Kodex enthält den kompletten Text des Neuen Testaments. Er wurde einspaltig mit je 21 Zeilen geschrieben.

Die Handschrift enthält Prolegomena, κεφαλαια, τιτλοι, Bilder, Ammonianische Abschnitte, den Eusebischen Kanon, Unterschriften und στιχοι. Sie enthält einige Scholia des Arethas.

Die Bücher sind in dieser Reihenfolge angeordnet:

  • Evangelien
  • Paulusbriefe (+ Hebräer)
  • Apostelgeschichte
  • Katholische Briefe (Jakobus, Judas, 1–2 Petrus, 1–3 Johannes)
  • Offenbarung des Johannes.

Die Reihenfolge der Katholischen Briefe ist dabei wie in Minuskelkodex 326. Der Wortlaut stimmt ebenfalls weitgehend mit dieser Handschrift überein.

Der griechische Text der Evangelien und Apostelgeschichte repräsentiert den Byzantinischen Texttyp, ist aber an einigen Stellen an den Text der Vulgata angepasst. Aland ordnete ihn in Kategorie V ein. Der Text in den restlichen Büchern des Neuen Testaments ist gemischt. Aland ordnet ihn in Kategorie III ein.

Geschichte

Der Codex muss nach Minuskel 58 geschrieben worden sein, aber vor 1521, als Erasmus ihn kennenlernte. Erasmus nannte Minuskel 61 eine englische Handschrift, und zwei der bekannten Vorlagen (Minuskel 58 und 326) waren schon um 1500 in England; daher ist vermutlich auch Minuskel 61 dort geschrieben worden.

Bedeutend ist Minuskel 61 vor allem, weil sie die älteste erhaltene griechische Handschrift ist, die das Comma Johanneum in 1 Johannes 5,7–8 im Text enthält; Vorlage war die Vulgata. Der Text der Apokalypse wurde später von anderen Händen hinzugefügt.

Minuskel 61 gehörte zunächst einem „Bruder Froyke“ und später Thomas Montfort, von dem sie den Namen trägt. James Ussher vermachte sie dem Trinity College in Dublin, wo sie sich bis heute (mit der Signatur Ms. 30) befindet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1 2 K. Aland, M. Welte, B. Köster, K. Junack: Kurzgefasste Liste der griechischen Handschriften des Neues Testaments. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, S. 50.
  2. 1 2 3 Caspar René Gregory: Textkritik des Neuen Testaments. Band 1. Leipzig 1900, S. 142 (Internet Archive).
  3. Frederick Henry Ambrose Scrivener: A Plain Introduction to the Criticism of the New Testament. Band 1. London 1894, S. 199200 (Internet Archive).
  4. 1 2 Grantley McDonald: Biblical Criticism in Early Modern Europe: Erasmus, the Johannine Comma and Trinitarian Debate. Cambridge University Press, Cambridge 2016, hier S. 29.
  5. Kurt und Barbara Aland: Der Text des Neuen Testaments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben sowie in Theorie und Praxis der modernen Textkritik. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1989, S. 141, ISBN 3-438-06011-6
  6. Grantley McDonald: Biblical Criticism in Early Modern Europe: Erasmus, the Johannine Comma and Trinitarian Debate. Cambridge University Press, Cambridge 2016, hier S. 35.
  7. Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman: The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption and Restoration. Oxford University Press, 2005, S. 88, 147;
  8. Grantley McDonald: Biblical Criticism in Early Modern Europe: Erasmus, the Johannine Comma and Trinitarian Debate. Cambridge University Press, Cambridge 2016, hier S. 34: „[...] the reading of the comma in Montfortianus is clearly translated from the Latin Vulgate“

Literatur

  • Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman: The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption and Restoration. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 978-019500391-8.
  • Grantley McDonald: Biblical Criticism in Early Modern Europe: Erasmus, the Johannine Comma and Trinitarian Debate. Cambridge University Press, Cambridge 2016, ISBN 978-1-316-79078-6.
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