Miss France ist ein Titel für einen jährlich durchgeführten Schönheitswettbewerb in Frankreich. Die Kandidatinnen werden von einer Jury und dem Fernsehpublikum bewertet.

Der Miss-France-Wettbewerb ist einer der ältesten nationalen Schönheitswettbewerbe. Er begann 1920 und wurde nur durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen (im Juni 1940 kam es nach dem Westfeldzug zum kapitulationsähnlichen Waffenstillstand von Compiègne; ab Sommer 1944 wurde Frankreich von alliierten Truppen nach und nach befreit).

Im Jahr 1920 rief der Autor und Journalist Maurice de Waleffe (1874–1946), Gründer und Herausgeber des Magazins Paris Midi, ein „Referendum“ ins Leben, um die schönste Frau Frankreichs zu ermitteln. Der Erfolg war enorm: 1700 junge Damen beteiligten sich, indem sie ihre Fotos einsandten. Nach einer ersten Auswahl von 49 Kandidatinnen durch eine Jury erschienen jeweils sieben in sieben Wochen auf den Leinwänden aller Kinos landesweit, in denen die Zuschauer zusammen mit der Eintrittskarte auch einen Stimmzettel erhalten hatten. Auf diese Weise wurde die erste Miss France gewählt, die 17-jährige Agnès Souret, mit einer baskischen Mutter und einem bretonischen Vater. Sie hatte ein Foto von ihrer Erstkommunion geschickt und erreichte eine überwältigende Mehrheit von 198.000 Stimmen. Nach diesem Erfolg ging sie als Revue-Tänzerin auf weltweite Tourneen und verstarb 1929 in Argentinien. Ihre Mutter ließ ihren Leichnam überführen und in ihrem ursprünglichen Wohnort Espelette, nahe Biarritz beisetzen.

Im Folgejahr wurden zunächst 49 Städte-Schönheitsköniginnen ermittelt und aus ihnen die Siegerin gewählt. Dieser Modus aus lokalen bzw. regionalen Vorwahlen und einer nationalen End-Ausscheidung hat sich bis heute erhalten.

Der Titel des Wettbewerbs und der Gewinnerin hieß seinerzeit noch Schönste Frau Frankreichs (La plus belle femme de France), da Maurice de Waleffe Vorbehalte gegen Anglizismen hatte. Erst 1927 prägte ein anderes Mitglied des Organisationskomitees den Begriff Miss France, Roberte Cusey wurde die erste Inhaberin dieses Titels.

Ab 1928 konnte die Miss France sich an der Wahl zur Miss Europe beteiligen. Auch diesen Wettbewerb und das entsprechende Organisationskomitee hatte de Waleffe aus der Taufe gehoben. Die Ausscheidung fand jeweils im Frühjahr statt, anfangs immer in Paris.

Anlässlich der Pariser Weltausstellung 1937 durften am Miss-France-Wettbewerb erstmals auch Kandidatinnen aus den französischen Kolonien und Überseegebieten teilnehmen (Französisch-Guyana, Guadeloupe, Martinique, Mayotte, Réunion, Tahiti, Nouvelle-Calédonie). Bis heute (2012) – nach der Dekolonisation – hat Frankreich einige Überseedepartements.

In der Zwischenkriegszeit wurden die Titelträgerinnen im Kalenderjahr ihrer Amtszeit ernannt (zuletzt im Januar). Nach dem Tod de Waleffes und der Neugründung des Komitees 1946 fand die Wahl der regionalen Missen im Jahr vorher statt, und die Miss France wurde im November oder Dezember gekürt, die erste Nachkriegs-Miss für 1947, Yvonne Viseux, also Ende 1946.

Im Dezember 2020 kam es nach der Wahl zur Miss France 2021 im Freizeitpark Puy du Fou zu antisemitischen Attacken im Internet gegen die Zweitplatzierte April Benayoum, deren Vater israelischer Herkunft ist. Innenminister Gérald Darmanin und Justizminister Éric Dupond-Moretti kündigten an, dass die Behörden rechtlich gegen die Absender solcher Hassbotschaften vorgehen würden. Benayoum selbst äußerte sich traurig darüber, dass es zu derartigen Attacken im Jahr 2020 noch komme. Sie sprach sich für eine Mobilisierung aus, damit dies aufhöre. Auch die Siegerin Amandine Petit solidarisierte sich mit Benayoum.

Die Siegerinnen

Jahr Miss France Region, Landschaft oder Département
1920Agnès SouretBasses-Pyrénées / Pays Basque
1921Pauline PôKorsika
1922–24nicht ausgetragen
1925Dara Chermoeva
1926Roberte CuseyJura
1927Raymonde AllainBretagne
1928Germaine LabordeGascogne
1929Madeleine MourguesLanguedoc-Roussillon
1930Yvette LabrousseLyon
1931Jeanne JuillaGascogne
1932Lucienne Ahmias [Nahmias]Paris
1933Lyne de Souza
(Emilienne Quesson de Souza)
Côte d’Azur
1934Simone BarillierParis
1935Elisabeth PitzSaargebiet
Gisèle PrevilleParis
1936Lynne LassalPicardie
1937Jacqueline JanetBretagne
1938Annie GarriguesPyrénées-Orientales
1939Ginette CatriensParis
1940Joséphine LadwigElsass
1941–46nicht ausgetragen
1947Yvonne ViseuxCôte d’Azur
1948Jacqueline DonnyParis
1949Juliette FiguerasParis
1950Maryse Delort„Miss Automobile“
1951Nicole DrouinSaint-Tropez
1952Josiane PouyGascogne
1953Sylviane CarpentierPicardie
1954Irène TunqLyon
1955Véronique ZuberParis
1956Maryse Fabre Côte d’Azur
Gisèle CharbitMarokko
1957Sylvie NumezSaint-Étienne
1958Monique NeglerNormandie
1959Monique ChironPoitou
1960Brigitte BarazerCôte d’Émeraude
1961Luce Auger?
Michèle WargnierBretagne
1962Monique LemaireCôte d’Émeraude
1963Muguette FabrisÎle de France
1964Jacqueline GayraudVendée
1965Christiane SibellinLyon
1966 Michèle BouleCannes
Monique BoucherCharente
1967Jeanne BeckNormandie
1968Christiane LillioSaint-Étienne
1969Suzanne AnglyElsass
1970Micheline BeaurainParis
1971Myriam StoccoLanguedoc-Roussillon
1972Chantal Bouvier de LamotteParis
Claudine CassereauPoitou
1973Isabelle KrumackerLothringen
1974Edna TepavaTahiti
1975Sophie PerinLothringen
1976Monique UldaricRéunion
1977Véronique FagotPoitou
1978Pascale TauruaNouvelle-Calédonie
Kelly HoarauRéunion
Brigitte KonjovicParis
1979Sylvie PareraMarseille
1980 Thilda Fuller Tahiti
Patricia BarzykJura
1981Isabelle BenardNormandie
1982Sabrina BellevalCôte d’Azur
1983Isabelle Turpault Paris
Frédérique LeroyBordeaux
1984Martine RobineNormandie
1985Suzanne IskandarElsass
1986Valérie PascaleParis
1987Nathalie MarquayElsass
1988Sylvie BertinBresse-Bugey
Claudia FrittoliniElsass
1989Peggy ZlotkowskiAquitanien
1990Gaëlle VoiryAquitanien
1991Mareva GeorgesTahiti
1992Linda HardyPays de la Loire
1993Véronique de la CruzGuadeloupe
1994Valerie ClaissePays de la Loire
1995Melody VilbertAquitanien
1996Laure BellevillePays de Savoie
1997Patricia SpeharParis
1998Sophie ThalmannLothringen
1999Mareva GalanterTahiti
2000Sonia RollandBurgund
2001Élodie GossuinPicardie
2002Sylvie TellierLyon
2003Corinne ComanGuadeloupe
2004Lætitia BlégerElsass
2005Cindy FabreNormandie
2006Alexandra RosenfeldLanguedoc
2007Rachel Legrain-TrapaniPicardie
2008Valérie BègueRéunion
2009Chloé MortaudAlbigeois Midi-Pyrénées
2010Malika MénardNormandie
2011Laury ThillemanBretagne
2012Delphine WespiserElsass
2013Marine LorphelinBurgund
2014Flora CoquerelOrléanais
2015Camille CerfNord-Pas-de-Calais
2016Iris MittenaereNord-Pas-de-Calais
2017Alicia AyliesFranzösisch-Guayana
2018Maëva CouckeNord-Pas-de-Calais
2019Vaimalama ChavesTahiti
2020Clémence BotinoGuadeloupe
2021Amandine PetitNormandie
2022 Diane Leyre Ile-de-France

Anmerkungen

  1. Antisemitische Attacken überschatten „Miss France“-Wahl. In: faz.net, 21. Dezember 2020 (abgerufen am 21. Dezember 2020).
  2. 1935: Die ursprüngliche Siegerin, Elisabeth Pitz aus dem Saargebiet, trat zwei Stunden nach der Wahl aufgrund von heftigen Protesten der Mütter ihrer Konkurrentinnen gegen die Wahl einer deutschstämmigen Miss zurück. Nachdem die Polizei den Tumult besänftigt hatte, erhielt die zweitplatzierte Gisèle Preville aus Paris den Titel.
  3. Fabricio Cardenas, Vieux papiers des Pyrénées-Orientales, Miss Pyrénées-Orientales élue Miss France en 1938, 7 Dezember 2014
  4. 1956: Die Wahl von Maryse Fabre (Côte d’Azur ) wurde nach Protesten der Öffentlichkeit annulliert. Am folgenden Abend fand eine Neuwahl statt, und der Titel ging an Gisèle Charbit aus Marokko.
  5. 1961: Luce Auger verzichtete aus unbekanntem Grund und gab ihren Titel an die Zweitplatzierte Michèle Wargnier (Miss Bretagne)
  6. 1966: Michèle Boule (Miss Cannes) verlor ihren Titel aus unbekannten Gründen an Monique Boucher (Miss Poitou-Charentes).
  7. 1972: Chantal Bouvier de Lamotte dankte nach einer Verletzung durch einen Sturz vom Pferd ab. Sie gab ihren Titel an die zweitplatzierte Miss Poitou, Claudine Cassereau.
  8. 1978: Die eigentliche Gewinnerin, Pascale Taurua (Nouvelle-Calédonie), trat sofort nach ihrer Wahl zurück, so dass die zweitplatzierte Kelly Hoarau (Réunion) aufrückte. Sie verzichtete ebenfalls! Schließlich erhielt die Dritte den Titel zugesprochen – Brigitte Konjovic (Paris).
  9. 1980: Thilda Fuller (Tahiti) trat nach drei Stunden zurück, und die Zweitplatzierte Patricia Barzyk (Département Jura) rückte nach.
  10. 1983: Isabelle Turpault (Paris) wurde nach dem Auftauchen von Nacktfotos 40 Tage nach ihrer Wahl durch die Vize-Miss Frédérique Leroy (Bordeaux) ersetzt.
  11. 1988: Sylvie Bertin (Bresse-Bugey) wurde durch die zweitplatzierte Claudia Frittolini (Elsass) ersetzt, nachdem sie abgelehnt hatte, an der Wahl zur Miss Universe im selben Jahr teilzunehmen.
  12. 1999: Das Wahlergebnis wurde angezweifelt, nach einem kurzen Prozess aber für rechtsgültig erklärt.
  13. 2001: Élodie Gossuin wurde unterstellt, transsexuell oder gar ein Mann zu sein. Das Wahlergebnis wurde aber bestätigt.
  14. 2008: Die Siegerin geriet wegen mehrerer „schockierender“ Fotos in Verruf, die drei Jahre zuvor aufgenommen worden waren und nach Meinung des Organisationskomitees das Ansehen der Miss France beschädigten. Drei Wochen nach der Wahl berieten die Veranstalter über eine Disqualifikation und entschieden, Valérie Bègue dürfe zwar ihren Titel behalten, bei internationalen Wettbewerben aber nicht antreten.
  • Miss France – offizielle Website (französisch)
  • Fanpage mit Auflistung aller Halbfinal- und Finalteilnehmerinnen seit 1987 (französisch)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.